Politik

Staatsanleihen werden zum Risiko für Banken in Europa

Die EU versucht, Banken und Staatsfinanzen stärker voneinander zu trennen. Gearbeitet wird an Gesetzesvorlagen, die das durch Staatsanleihen hervorgerufene Bilanz-Risiko begrenzen sollen. Auf die Banken dürften zusätzliche Kapitalanforderungen in Milliardenhöhe zukommen.
09.06.2016 00:39
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Regelungen könnten dazu führen, dass Banken in der EU bis zu einem Drittel mehr Kapital werden vorhalten müssen, als dies derzeit der Fall ist. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Ratingagentur Fitch, auf die Financial Times hinweist. In der EU wird seit einiger Zeit darüber beraten, wie der Anteil von Staatsanleihen in den Bilanzen der Finanzinstitute reduziert werden kann, um die Abhängigkeit zwischen Banken und Staaten zu schwächen.

Angestoßen wurde das Thema vom Basler Ausschuss für Bankenaufsicht, einem internationalen Gremium zur Erarbeitung einheitlicher Standards bezüglich der Bankenaufsicht. Im vergangenen Jahr hatte der Ausschuss die Risiken untersucht, die von Staatsschulden für das Finanzsystem ausgehen. Auch die Europäische Kommission und die EZB haben bereits öffentlich davon gesprochen, Sonderabgaben für Banken mit hohem Staatsschuldenanteil zu verlangen, wie Financial Times schreibt. Insbesondere im Zuge der Euro-Krise von 2011 hätten vielen Banken Schuldentitel ihrer Herkunftsländer gekauft.

Fitch verwendet fünf Szenarien, um den Umfang an zusätzlichen Kapitalanforderungen abzuschätzen. In ersten Szenario dürfen die Banken Umfang und Risiko der Staatsanleihen selbst bestimmen und einen 5-prozentigen Sicherheitsaufschlag verrechnen – 15 Milliarden Euro müssten in diesem Fall zusätzlich aufgebracht werden. Das zweite Szenario sieht einen Risikoaufschlag von 10 Prozent vor, welcher zu einem Kapitalbedarf von zusätzlich 24 Milliarden Euro führen würde.

Im dritten Szenario wird das Risiko der Staatsanleihen und damit der Aufschlag von externen Ratingagenturen bewertet. Fitch geht in diesem Fall von einem Kapitalbedarf von rund 70 Milliarden Euro aus. Kombiniert mit dem 10-prozentigen Risikoaufschlag wären dies rund 95 Milliarden Euro. Im fünften Szenario wird von den Regulatoren eine Schwelle eingeführt, ab der die überschüssigen Staatsanleihen einer Bank zu progressiv wachsenden Kapitalerfordernissen führen. Ein solches Szenario würde zu rund 170 Milliarden Euro an zusätzlichen Kapitalpuffern führen.

Kleinere Banken, die einen hohen Anteil an Staatstiteln in ihren Bilanzen halten, werden besonders viel Kapital benötigen, so Fitch. Dies treffe vor allem für Gläubiger hochverschuldeter Länder wie Italien, Spanien und Portugal zu, so Financial Times. Fitch registrierte während der Untersuchung jedoch auch, dass einige Banken in Erwartung einer verschärften Regulierung den Anteil an Staatsanleihen in ihren Portfolios bereits reduziert hätten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...