Finanzen

Überschuldung: Spanien rettet heimlich seinen Strom-Sektor

Heimlicher Bailout: Der spanische Staat übernimmt die Schulden seines Strom-Sektors für das Jahr 2012 in voller Höhe. Dadurch steigen sich die verdeckten spanischen Staatsschulden um mehr als drei Milliarden Euro.
08.01.2013 18:19
Lesezeit: 1 min

Der spanische Stromnetz-Betreiber wird vom Staat kontrolliert, und er nimmt seit Jahren weniger Gebühren von den Verbrauchern ein, als er an die Kraftwerksbetreiber zahlt, berichtet Bloomberg. Die Schulden liegen mittlerweile bei circa 20 Milliarden Euro.

Nun hat Premierminister Mariano Rajoy entschieden, dass alle Verluste des Jahres 2012 vom spanischen Staat garantiert werden. Dadurch erhöhen sich Spaniens Verpflichtungen noch einmal um mehr als drei Milliarden Euro. Ohne die Staatshilfe müssten die großen Energiekonzerne das Defizit finanzieren. Nun müssten im Notfall die Steuerzahler die Verluste bezahlen, „wie es bei den irischen Banken geschehen ist“, zitiert Bloomberg einen Insider.

Den roten Zahlen des Netzbetreibers wurde bereits 2011 im Rahmen des sogenannten FADE-Programms begegnet: Spanien garantierte darin in vollem Umfang für die alten Schulden des Stromnetz-Betreibers von damals 13,6 Milliarden Euro. Und für die neuen Schulden des Jahres 2012 garantierte das Land bis zu einer Höhe von 1,5 Milliarden Euro.

Doch nun will Rajoy die gesamten Schulden des Netzbetreibers im Jahr 2012 in Höhe von circa 4,8 Milliarden Euro garantieren. Daraus ergeben sich zusätzliche staatliche Garantieübernahmen in Höhe von circa 3,3 Milliarden Euro.

Diese von Rajoy beschlossenen Garantien halten zwar die Zinslast für den Netzbetreiber relativ niedrig. Doch wenn keine dauerhafte Lösung gefunden werde, wüchsen die Schulden des Strom-Sektors bis 2015 auf 50 Milliarden, zitiert Bloomberg den spanischen Wirtschaftsminister Jose Manuel Soria.

Die vom Staat eingegangenen Garantien zur Rettung des Netzbetreibers  gelten offiziell nicht als Staatsschulden und finden sich nicht in den spanischen Bilanzen. Allerdings sind die spanischen Defizite ohnehin seit Jahren enorm. Die gesamten Staatsschulden Spaniens erhöhten sich laut Bloomberg allein im Jahr 2012 um 17 Prozentpunkte auf 85 Prozent des BIP.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Dividendenstrategie: Für wen sie sich im Aktiendepot lohnen kann
14.06.2025

Mit einer Dividendenstrategie setzen Anleger auf regelmäßige Erträge durch Aktien. Doch Ist eine Dividendenstrategie sinnvoll, wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krisenmodus in der Industrie: Autohersteller weichen Chinas Regeln aus
14.06.2025

Weil China den Export kritischer Magnetstoffe drastisch beschränkt, geraten weltweite Lieferketten ins Wanken. Autohersteller suchen eilig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft H&M baut Milliardenhandel mit Secondhand-Mode aus
14.06.2025

H&M will das Image der Wegwerfmode abschütteln – mit gebrauchten Designerstücken mitten im Flagshipstore. Wird ausgerechnet Fast...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Atomkraftgegner fordern Ende der Uran-Geschäfte mit Kreml
14.06.2025

Atomkraftgegner wenden sich an die Bundesregierung: Sie fordern einen Stopp russischer Uranlieferungen nach Lingen. Auch die hybride Gefahr...

DWN
Finanzen
Finanzen Teuer Wohnen in Deutschland: Rund jeder Siebte zahlt mehr als halben Monatslohn für Miete
14.06.2025

Nach der Mietzahlung ist bei manchen nicht mehr viel übrig für den Rest des Monats, zeigt eine Studie. Jedoch haben viele Menschen auch...

DWN
Technologie
Technologie Autoren fragen, ob ihre Werke für künstliche Intelligenz genutzt werden können – eine unmögliche Mission?
14.06.2025

Ein Ex-Spitzenmanager von Meta warnt: Wenn KI-Unternehmen vor jedem Training urheberrechtlich geschützte Werke lizenzieren müssten,...

DWN
Politik
Politik Datenerpressung statt Freihandel: China nutzt seltene Erden als Waffe
13.06.2025

China verlangt sensible Betriebsgeheimnisse, bevor es seltene Erden exportiert – ein klarer Machtzug im Handelskrieg. Der Westen liefert,...

DWN
Politik
Politik Deutschlands herrenlose Konten: Bundesregierung will auf Gelder von Privatkonten zugreifen
13.06.2025

Auf deutschen Bankkonten schlummern Milliarden Euro, die anscheinend niemandem gehören. Union und SPD möchten jetzt an die Ersparnisse...