Die kurdische Miliz YPG hat am Montag einen Großangriff auf die syrischen Regierungstruppen (SAA) in Hasaka begonnen, um auch die letzten Viertel der im Nordosten Syriens gelegenen Stadt unter ihre Kontrolle zu bringen.
Kurdische Kämpfer und Anwohner berichteten, die Offensive habe nach Mitternacht begonnen. Die Regierungstruppen seien aufgerufen worden, sich zu ergeben. Um die geteilte Stadt Hasaka toben seit einer Woche die heftigsten Kämpfe zwischen Kurden-Miliz und syrischen Truppen seit Beginn des Syrien-Konflikts vor mehr als fünf Jahren.
Abdula Salam Ahmad, ein Sprecher der politischen Vertretung der YPG – die Partei PYD – sagte dem Guardian: „Das ist das Ergebnis, des Konsenses zwischen Russland, Iran, Syrien und der Türkei, die die Gewinne der Kurden vereiteln wollen.“
Ein Kämpfer der YPG sagte dem Kanal Ronahi TV: „Sie müssen über unsere Leichen gehen, wenn die Hasaka erobern wollen. Wir werden mit der syrischen Armee das machen, was wir mit ISIS gemacht haben.“ Die YPG wird von den USA personell, finanziell und militärisch unterstützt.
Wie sich die aktuellen Auseinandersetzungen der YPG und der SAA in Hasaka auf das Bündnis zwischen der YPG und SAA in Aleppo auswirken werden, ließ sich am Montag beobachten.
Die YPG ist ein wichtiger Bündnispartner der SAA in Aleppo bei der Bekämpfung der internationalen Söldner. Das Viertel Scheich Maksud wird von der YPG kontrolliert. Das Viertel liegt nördlich der Stadt direkt an der Castello-Straße, über die die SAA im Westen von Aleppo versorgt wird. Es ist die einzige Möglichkeit, die SAA in West-Aleppo zu versorgen. Am Montag gingen YPG-Milizen dazu über, die Castello-Straße zu blockieren, um die SAA von der Versorgung abzuschneiden, berichtet The Daily Sabah. Zuvor wurde die Straße auch von den Söldnern als Hauptversorgungs-Linie genutzt. Doch im Juli fand eine erfolgreiche Attacke der YPG und SAA auf die Straße statt. Seitdem wurde die Versorgung der Söldner im Osten von Aleppo unterbrochen.
Sollten sich die YPG und SAA in Aleppo gegenseitig bekämpfen, würde dies den Söldnern in der Stadt einen enormen Vorteil verschaffen. Denn bisher war es dem Bündnis aus YPG und SAA zu verdanken, dass die Söldner in Aleppo Rückschläge erlitten.
Vergangene Woche hatte Russland eine Waffenruhe zwischen der YPG und den syrischen Regierungstruppen ausgehandelt.
Zuletzt hatten sich ISIS-Kämpfer von Manbidsch in Richtung Aleppo zurückgezogen. Die US-Amerikaner, die Manbidsch gemeinsam mit den Kurden-Milizen befreit hatten, gaben den ISIS-Kämpfern freies Geleit zum Abzug.
Währenddessen hat der Iran die Nutzung die Nutzung des Stützpunkts Hamadan durch die russische Luftwaffe gestoppt. Die Russen hatten zuvor Kampfeinsätze in Syrien von Hamadan aus geflogen.
Die Türkei hat einem AFP zufolge kurdische Stellungen im benachbarten Syrien angegriffen. Die Armee habe die Ziele in der Region Manbidsch 20-mal mit Artillerie beschossen, verlautete am Montag aus türkischen Kreisen. "Das Hauptziel des jüngsten Einsatzes ist, einen Korridor für gemäßigte Rebellen zu öffnen." Mit solchen Rebellen könnte die "Freie Syrische Armee" (FSA) gemeint sein.
Der geplante Vorstoß der FSA wird nicht nur von der Türkei unterstützt, sondern von Russland, dem Iran und Syrien gebilligt. Damaskus und Moskau werden froh darüber sein, dass die FSA Dscharablus vor der YPG einnimmt. Es scheint so, dass diese FSA-Söldner, die nach Dscharablus geschickt werden, nicht im Interesse der USA, der Briten und Franzosen handeln. Die Russen hatten bereits vor Monaten behauptet, es gäbe die FSA gar nicht. Wenig später erklärte sich Moskau bereit, mit der FSA zu kooperieren. Dieser Widerspruch könnte sich dahingehend erklären, dass sich die Russen eine Söldnereinheit mit dem Namen FSA einverleibt haben.
TRT zitiert den türkischen Premier Binali Yildirim: „Die Haltung der Türkei im Syrien-Konflikt ist eindeutig. Es wird nicht zugelassen, dass Syrien geteilt wird, sondern seine territoriale Integrität beibehält. Es wird nicht zugelassen, dass eine ethnische Gruppe im Verlauf des Konflikts Vorteile erlangt. Das Blut, das über sechs Jahre hinweg geflossen ist, muss unverzüglich gestoppt werden. Es muss ein neues Kapitel aufgeschlagen werden.“
Nach Informationen der regierungsnahen türkischen Zeitung Takvim hat das türkische Militär entlang der türkisch-syrischen Grenze Panzer und weitere schwere Geräte zusammengezogen.
Der türkische Sender ntv berichtet über eine Mobilisierung von Kämpfern der Freien Syrischen Armee (FSA), die sich darauf vorbereiten, die Stadt Dscharablus von ISIS zu befreien. Zuvor hatten die Kurden-Milizen der YPG ebenfalls verkündet auf Dscharablus vorstoßen zu wollen. Die FSA und die YPG sind verfeindet. Es ist ein Wettrennen, um die Eroberung der Stadt entstanden. Dscharablus gilt als Schlüsselstadt zur Gründung einer kurdischen Korridors im Norden Syriens. Wenn Dscharablus in die Hände der YPG fallen sollte, würden die YPG-Milizen dem Ziel, einen kurdischen Korridor zu schaffen, ein wichtiges Stück näher kommen. Asharq al-Awsat berichtet, dass es bezüglich des geplanten Vorstoßes der FSA nach Dscharablus eine Abstimmung mit Russland und dem Iran gebe.
Diplomatische Quellen berichteten dem Blatt, dass die Türkei nie ihre Bemühungen aufgegeben hat, eine isolierte Zone innerhalb der syrischen Grenzen – von Dscharablus nach Azaz - zu etablieren, um dort syrische Flüchtlinge aufzunehmen und die Bildung eines Kurdenstaates an seiner Grenze zu verhindern, obwohl die NATO und die USA diesen Plan bisher abgelehnt haben. Die Türkei soll diesen Plan zuvor mit Russland und dem Iran diskutiert haben.
Die türkische regierungsnahe Zeitung Stargazete berichtet, dass die türkische Artillerie am Montag sowohl YPG-Stellungen als auch ISIS-Stellungen im Norden Syriens unter Beschuss genommen habe. Beide Organisationen seien eine Bedrohung für die Türkei und beide Organisationen sollen unschädlich gemacht werden. ISIS wurde in Dscharablus und die YPG in Manbidsch beschossen.
Die kurdische Nachrichtenagentur Rudaw berichtet, dass die türkische Armee die FSA bei ihrer Offensive auf Dscharablus mit Artillerieeinsätzen unterstützen werde. Derzeit würden etwa 400 FSA-Kämpfer vor Dscharablus stehen.
Nach Angaben von Reuters sollen die FSA-Kämpfer vom türkischen Territorium aus nach Dscharablus marschieren. Eine Bestätigung hat es hierzu von türkischer Seite nicht gegeben.