Neue Hiobsbotschaften aus der Bankenwelt und zu Volkswagen haben Anlegern am Dienstag die Stimmung gehörig verdorben. Zudem lasteten die wieder deutlich fallenden Ölpreise auf den Aktienkursen in Europa. Nach einem freundlichen Start in den Handelstag warfen Investoren vor allem Papiere der Deutschen Bank und der Commerzbank aus ihren Depots und schickten den Dax um 0,8 Prozent auf 10.310 Punkte nach unten. Der EuroStoxx50 gab 0,6 Prozent auf 2950 Zähler nach.
„Die Sorgen um die Krise der deutschen Großbanken plus die Unsicherheit um VW drücken massiv auf die Stimmung“, sagte ein Aktienhändler. Die anfangs verbuchten Gewinne an den Börsen wegen des guten Abschneidens von US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton im ersten TV-Duell verpufften damit wieder.
Anleger reagierten vor allem entsetzt über den laut Insidern geplanten Abbau von 9000 Stellen bei der Commerzbank. Zudem solle die Dividende ausfallen, um die Kosten für den Konzernumbau zumindest zum Teil zu finanzieren. Die Aktien der zweitgrößten deutschen Bank sackten um 2,7 Prozent auf den tiefsten Stand seit fünf Wochen ab. „Die große Frage ist, wie die Commerzbank einen Abbau von 9000 Stellen hinbekommen will ohne betriebsbedingte Kündigungen“, sagte ein Aktienhändler. Für das vergangene Jahr hatte die Commerzbank erstmals nach sieben Jahren 20 Cent je Aktie ausgeschüttet. So viel sollten es eigentlich auch in diesem Jahr werden.
Die unsichere Gemengelage in der Finanzbranche drückte auch den Kurs der Deutschen Bank um 1,4 Prozent. Seit dem Bekanntwerden über eine drohende Strafe von 14 Milliarden Dollar aus den USA ist die Aktie im Sinkflug. Der europäische Index der Bankenbranche verlor 0,9 Prozent und war damit erneut einer der schwächsten Brancheindizes.
Volkswagen rutschten um 3,5 Prozent ab. Einem Medienbericht zufolge prüfen die US-Behörden, wie hoch sie die Strafe im Diesel-Skandal festsetzen können, ohne das Überleben des Konzerns zu gefährden. Rund vier Prozent verloren die Aktien der Lufthansa, nachdem eine geplante Anleiheemission der Fluggesellschaft abgeblasen werden musste, weil nicht genügend Investoren gefunden wurden. Bei Anleger wuchsen zudem die Sorgen über einen möglichen Deal mit der defizitären Fluggesellschaft Air Berlin, sagte ein Händler. „Vielleicht ist man besorgt, dass das wirtschaftliche Risiko zu groß ist."“
An den Rohstoffmärkten richteten sich die Augen der Investoren nach Algerien, wo in diesen Tagen ein Treffen von Opec-Mitgliedern stattfindet. Dort soll unter anderem über eine mögliche Obergrenze für die Ölproduktion gesprochen werden. Saudi-Arabien als einer der größten Hersteller dämpfte aber die Hoffnungen von Börsianern, dass es zu einer solchen Vereinbarung kommt. Die Ungereimtheiten zwischen dem Königreich und dem rivalisierenden Iran, das nach dem Wegfall von internationalen Subventionen an die Ölmärkte zurückgekehrt ist, seien zu groß, sagten mit den Gesprächen vertraute Personen.
Mit den Ölpreisen ging es deshalb erneut abwärts: Die richtungsweisende Nordsee-Sorte Brent verbilligte sich um zwei Prozent auf 46,39 Dollar je Barrel (159 Liter). „Es geht zurzeit nur darum, was in Algerien herauskommt“, sagte Rohstoffanalyst Olivier Jakob von Petromatrix.
Die Banken in ganz Europa standen am Dienstagmittag unter Druck:
Credit Suisse: - 3,8 Prozent
UBS: - 1,8 Prozent
UniCredit: - 3,4 Prozent
Intesa Sanpaolo: - 2,2 Prozent
Monte Paschi: + 1,5 Prozent
Societe Generale: - 1,8 Prozent
Credit Agricole: - 2 Prozent
BNP Paribas: -1,6 Prozent
Barclays: - 2 Prozent
Royal Bank of Scotland: - 3,3 Prozent
Lloyds Banking: - 0,3 Prozent
HSBC: + 0,6 Prozent
Banco Santander: - 0,8
ING Groep: - 1 Prozent