Politik

Double-Dip: Großbritannien wieder in der Rezession

Entgegen der Erwartungen rutschte die britische Wirtschaft im ersten Quartal dieses Jahres erneut in eine Rezession. Die Wirtschaft schrumpfte um 0,2 Prozent – ursprünglich ging man von einem Anstieg des Wachstums aus.
25.04.2012 15:28
Lesezeit: 2 min

Es ist nur ein paar Monate her, dass Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy bemerkte, Großbritannien wäre in einer deutlich schlechteren Verfassung als Frankreich und sollte aus diesem Grund auch eher herabgestuft werden. Damals sorgte dies in Großbritannien für großen Aufruhr. Und irgendwie gingen die Briten einfach davon aus, dass sie nicht so stark von der Eurokrise betroffen sein werden. Nachdem die Wirtschaft zwar im letzten Quartal 2011 um 0,3 Prozent schrumpfte, rechnete man im ersten Quartal wieder mit einem Wachstum von rund 0,1 Prozent. Doch genau das genau das ist nicht eingetreten, die britische Wirtschaft hat sich nicht erholt.

Die neuesten Daten der nationalen Statistikbehörde ONS zeigten am Mittwoch, dass das britische BIP im ersten Quartal 2012 um 0,2 Prozent gesunken ist. Damit rutscht Großbritannien in eine erneute Rezession. Die Produktionsleistung ist noch immer 4,3 Prozent unter dem ersten Quartal 2008. Der britische Dienstleistungssektor, der mehr als drei Viertel des BIP ausmacht, stieg lediglich um 0,1 Prozent an - was unter anderem einem großen Schrumpfen in Finanzsektor zuzuordnen ist. Die Industrie ging im ersten Quartal um 0,4 Prozent zurück. Hier ist vor allem die Bauwirtschaft entscheiden, diese fiel um drei Prozent, nachdem er im vierten Quartal 2011 bereits um 0,2 Prozent sank.

„Es ist eine sehr schwierige Wirtschaftslage“, äußerte sich Schatzkanzler George Osborne zu den Daten. „Es dauert länger als wir dachten, sich von der größten Schuldenkrise unseres Lebens zu erholen“. Das einzige, was die Situation nun noch verschlimmern würde, so George Osborne, wäre eine Verwerfung des Haushaltsplans und eine Anhäufung von Schulden. Der Generalsekretär des Trade Union Congress, der Dachverband der britischen Gewerkschaften, Brendan Barber sieht das ganz anders. „Sparmaßnahmen funktionieren nicht. Die Regierung sollte über den Atlantik schauen und der Alternative von Präsident Obama folgen“, denn diese „reduzierte die Arbeitslosigkeit und brachte das Wachstum zurück in die USA.“

Die neuen Daten zum britischen BIP kommen zu einer Zeit, da die konservativ-liberaldemokratische Koalition Großbritanniens gerade einen herben Rückfall bei den aktuellen Umfragewerten hinnehmen musste. Seit Wochen erntet die Regierung heftige Kritik für die unpopulären Steuermaßnahmen. Ein neuer Test des Vertrauens der Bürger werden nun die Kommunalwahlen am 3. Mai sein.

Entsprechend der negativen Nachrichten fiel der Pfund am Vormittag. Trader erwarten, dass die Regierung nun wieder ihr Anleihen-Kaufprogramm fortsetzt. Am Mittwochvormittag zeigte der FTSE 100, der wichtigste britische Aktienindex, noch ein Plus angesichts hervorragender Zahlen von Übersee. Apple verdiente im ersten Quartal 2012 fast doppelt so viel wie im Vorjahresquartal. Am Donnerstag beginnt dann aber in Großbritannien die Berichtssaison der heimischen Industrie. Und spätestens dann wird auch der FTSE 100 zeigen, wie die Investoren auf die neuesten Wirtschaftsdaten reagieren.

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