Finanzen

Kreditversicherungen für italienische Banken teuer wie noch nie

Die faulen Kredite, die immense Abhängigkeit von der EZB und die starke Rezession schicken die Aktienkurse der italienischen Banken in den Keller. Allein für die faulen Kredite würden die italienischen Banken Rücklagen von bis zu 42 Milliarden Euro benötigen – zusätzlich zu den generellen Eigenkapitalanforderungen.
20.06.2012 14:19
Lesezeit: 2 min

Zwar ist der italienische Bankensektor nicht so stark angeschlagen wie der spanische, aber die Situation verschlechtert sich zusehends. Die italienischen Geldhäuser kämpfen darum, ihr gefordertes Eigenkapital zu erhöhen, doch die aktuelle Situation des Landes auch bezüglich der Schuldenkrise macht es fast unmöglich. Die Forderungsausfälle der Banken gegenüber italienischen Unternehmen und Haushalten beliefen sich im April auf 109 Milliarden Euro, ein Anstieg von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, so die italienische Zentralbank. Die Wertminderung ohne Abschreibungen erhöhte sich von 50 auf 58 Milliarden Euro.

„Die Qualität der Anleihen und die hohen Zahlungsausfälle sind wachsende Probleme für die italienischen Banken, vor allem weil die derzeitigen Kapitaleinlagen keinen ausreichenden Puffer bieten“, erklärt Francesca Tondi, Analyst von Morgan Stanley, in einem Bericht vom 15. Juni. „Die Wirtschaft ist gebrechlich und es fließen eindeutig keine Kredite.“ Einer Analyse von Morgan Stanley zufolge, müssten die italienischen Banken zusätzliches Kapital von bis zu 42 Milliarden Euro allein für die Deckung von Zahlungsausfällen aufbringen.

Im vergangenen Monat hatte die Ratingagentur Moody’s aufgrund der schlechten Konjunkturaussichten und der gesunkenen Erträge 26 italienische Banken herabgestuft. „Wir erwarten eine weitere Verschlechterung als Folge der Rezession", sagte Moody 's in ihrem Bericht vom 14. Mai. Mehrere Maklerhäuser wie Nomura Holdings haben ihre Prognosen hinsichtlich der Einnahmen italienischer Banken für das Jahr 2012 nach unten korrigiert. Nomura senkte seine Schätzung über den Gewinn je Aktie vergangene Woche um durchschnittlich 10 Prozent über die nächsten drei Jahre. Analysten haben ihre Erwartungen seit Beginn des Jahres hinsichtlich des durchschnittlichen Gewinns je Aktie für Italiens dreizehn größte Banken um durchschnittlich 17 Prozent gesenkt, so Bloomberg.

Die Aktienkurse der Banken geben ihnen Recht. UniCredit SpA, Italiens größte Bank fiel in diesem Jahr im Handel in Mailand um 39 Prozent auf einen Marktwert von 15 Milliarden Euro. Die Nummer zwei der italienischen Geldhäuser, Intesa Sanpaolo SpA, erlebte einen Rückgang um 20 Prozent und Banca Monte die Paschi di Siena SpA um 26 Prozent.

Die Skepsis gegenüber dem italienischen Bankensektor zeigt sich indes auch bei den Kreditausfallversicherungen (CDS). Die CDS auf vorrangige Anleihen von UniCredit stiegen am Dienstag von 292 auf 532 Basispunkte, die von Intesa von 272 auf 483 Basispunkte und die CDS für Banca Monte die Paschi di Siena verdoppelten sich fast auf 662 Basispunkte.

Die angeschlagene italienische Wirtschaft wird die Zahl der Forderungsausfälle weiter erhöhen. Die Sparmaßnahmen der Regierung tragen zum Schrumpfen der Wirtschaft bei, die Arbeitslosigkeit erreichte im April mit 10,2 Prozent fast ihren höchsten Stand innerhalb der vergangenen 12 Jahre und auch mindestens acht weitere Mitgliedsstaaten in der Eurozone befinden sich in einer Rezession, was sich stark auf die Exporte Italiens auswirkt. Die italienischen Haushalte und Unternehmen können immer weniger ihre Kredite abzahlen.

Zudem liegt die Verschuldung Italiens mittlerweile bei über 2 Billionen Euro und die zunehmende Unsicherheit über die Zukunft des Euro hat zu einem massiven Rückzug der ausländischen Investoren geführt. Nur mehr 45 Prozent der italienischen Schulden werden von ausländischen Investoren gehalten. Ein Großteil der 255 Milliarden Euro, die sich die italienischen Banken über die zwei 3-Jahres-Tender der EZB geliehen haben, ist in die Staatsanleihen Italiens geflossen statt in die Rücklagen der Banken. Die Bestände von staatlichen Anleihen liegen derzeit bei rund 295 Milliarden Euro, so Bloomberg. So sind die italienischen Banken extrem an die finanzielle Stärke der Regierung des Landes gebunden und besitzen eine große Abhängigkeit von den Krediten der EZB.

Abgesehen von den 42 Milliarden, die Moody’s als notwendige Rücklagen für die faulen Kredite erachtet, zeigte die zweite Runde des Stresstests, dass allein die fünf größten italienischen Kreditgeber Ende September einer Kapitallücke von 15,4 Milliarden Euro aufwiesen. „Wenn das Vertrauen nicht wiederhergestellt und die Kapitalflucht nicht umgekehrt wird, wird sich dieser Trend  wahrscheinlich fortsetzen, und die Banken müssen ihre Abhängigkeit von der Zentralbank-Finanzierung steigern", erklärt Pedro Fonseca, Analyst der Berenberg Bank, in einem Bericht 29. Mai.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drei Anzeichen für ein brüchiges Arbeitsleben
07.07.2025

Neue Führung, neue Arbeitszeiten, neue Karriereträume: Wer im internationalen Wettbewerb mithalten will, muss verstehen, wie sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börse-Ausblick: Europa trotzt Trump – doch wie lange noch?
07.07.2025

Ein halbes Jahr voller Turbulenzen: Trump, Zölle, Währungskrise – die Börsen zeigen extreme Bewegungen. Welche Märkte profitieren,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Kurs wird zur Gefahr: Europas Exporte brechen ein
06.07.2025

Ein starker Euro, schwaches Wachstum, neue US-Zölle – Europas Wirtschaft gerät unter Druck. Die EZB warnt, doch die Lage droht zu...

DWN
Politik
Politik Neuregelung der Vaterschaft: Mehr Rechte für leibliche Väter
06.07.2025

Die Bundesregierung plant eine Reform, die leiblichen Vätern zu mehr rechtlicher Anerkennung verhelfen soll. Der Entwurf aus dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungstausch: Wie Sie Ihre Ferienwohnung herzaubern und worauf Sie achten müssen
06.07.2025

Der Wohnungstausch boomt – günstig, persönlich und spannend. Doch wie funktioniert das Ganze wirklich, und worauf muss man achten,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jungmakler mit TikTok: Wie eine Generation den Versicherungsmarkt neu denkt
06.07.2025

TikTok-Reichweite, neue Rollenbilder, klare Erwartungen: Junge Makler treiben die Disruption im unabhängigen Versicherungsvertrieb voran....

DWN
Technologie
Technologie Wäschetrockner: Neues Energie-Label einfach erklärt
06.07.2025

Seit dem 1. Juli gelten für Wäschetrockner strengere Energiekennzeichnungen. Verbraucher sollen Geräte nun besser vergleichen können....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...