Vergangenen Donnerstag hat sich der EZB-Rat dazu entschieden, die Zinssätze für die Gelder, die die Banken bei der EZB als Übernachteinlagen parken, von bisher 0,25 auf 0 Prozent zu senken. Das Ziel war, die Banken so dazu zu bringen, ihr Geld anderweitig zu investieren, um eine Rendite zu erhalten: am besten in die Privatwirtschaft oder über den Interbankenmarkt.
So sind nun zwar die Übernachteinlagen bei der EZB am Mittwochabend, als es keine Zinsen mehr gab, um mehr als die Hälfte von 808,5 Milliarden auf 324,9 Milliarden Euro gesunken. Die Banken dachten aber nicht daran, ihre Gelder woanders zu investieren. Vielmehr haben sie ihr Geld einfach an anderer Stelle bei der EZB geparkt. Die so genannten „current accounts“ erlebten einen richtigen Geldzufluss von 73,9 Milliarden Euro auf 539,8 Milliarden Euro. Diese „current accounts“ sind eines der wichtigsten Aspekte der EZB für die Banken. Es sind Konten über die die Banken die meisten Operation, die sie mit der Zentralbank durchführen, abwickeln.
Zuvor hatten die Geldhäuser ihre Gelder von den „current accounts“ immer auf die Übernachteinlagen der EZB transferiert, weil sie dort 0,25 Prozent Zinsen erhalten haben. Nun, da auch hier kein Zins mehr vergeben wird, macht es für die Banken keinen Sinn mehr, zwischen den beiden Möglichkeiten ihr Geld hin und her zu transferieren. „Nach dem Zinsschnitt gibt es keinen Unterschied mehr zwischen dem Halten der Gelder bei den Übernachteinlagen der EZB oder einfach dem Belassen des Geldes auf dem current account“, erklärt Jens Larsen, Chefökonom bei RBC Capital Markets, der FT.
Ob die geldpolitischen Entscheidungen der EZB in den vergangenen Tagen also tatsächlich in irgendeiner Weise dazu beitragen werden, die Kreditvergabe wieder zu beleben, wird erst in einigen Wochen sichtbar sein. Bisher hat es dies jedenfalls nicht erreicht.