Finanzen

Schrecksekunde für die City: EU einigt sich auf Bonus-Grenzen für Banker

Die EU scheint einen Durchbruch in der Begrenzung der Boni für Banker erreicht zu haben. In einer ersten Reaktion herrschte in der City of London Panik. In einer zweiten Reaktion dürften die Banken dazu übergehen, die Fix-Gehälter der Top-Banker zu erhöhen.
18.02.2013 10:38
Lesezeit: 2 min

Das EU-Parlament hatte strenge Grenzen für Banker-Boni gefordert, mit denen es sich nun durchzusetzen scheint, berichtet die FT. Denn eine klare Mehrheit der Mitgliedsländer, darunter Deutschland und Frankreich, unterstützt das Vorhaben. Großbritannien steht im EU-Rat fast allein mit seinem Widerstand, und bei den Bankern in der City of London herrscht regelrecht Panik.

Irland, das derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, will dem Parlament am Dienstag einen Entwurf vorlegen. Dieser sieht vor, dass Boni nicht höher ausfallen dürfen, als die regulären Gehälter. Nur wenn die qualifizierte Mehrheit der Aktionäre dem zustimmt, darf ein Bonus angehoben werden - jedoch höchstens doppelt so hoch wie das reguläre Gehalt.

Noch versucht Großbritannien, Änderungen am derzeitigen Entwurf zu erwirken. Zwar stehen die Chancen schlecht, die Bonus-Obergrenzen zu verhindern, so die FT. Doch könnte Großbritannien durchsetzen, dass EU-Banken die geplanten Bonus-Regeln nicht auf ihre außerhalb Europas tätigen Abteilungen übertragen müssen.

Großbritannien argumentiert, dass eine Begrenzung der Boni dazu führen würde, dass die regulären Gehälter massiv erhöht werden, zitiert die FT einen Bericht der Regierung. Dies würde aber die Finanzstabilität schwächen, denn im Gegensatz zu den Boni müssten die Festgehälter auch im Falle eines Misserfolgs der Bank gezahlt werden. „Wir sind immer für strenge Regeln gewesen, aber wir müssen sicherstellen, dass die Reformen nicht ungewollte Anreize schaffen, die letztlich das Gegenteil von erreichen, was gewollt ist“, zitiert die FT den Bericht.

Die Banken haben den britischen Premier David Cameron massiv dazu gedrängt, die Obergrenzen mit allen Mitteln zu bekämpfen. „Bei den Banken herrscht Panik“, zitiert die FT einen an den Verhandlungen beteiligten Diplomaten. „Sie haben immer gehofft, dass Großbritannien und Deutschland sie retten würden“, sagte der Diplomat.

Tatsächlich werden die Banken nach einer ersten Schrecksekunde das Naheliegende tun: Sie werden sich höhere Fix-Gehälter im Top-Management genehmigen. Hier gibt es nämlich keine Begrenzungen nach den neuen EU-Regeln. Damit wird das Leben auch für das Management angenehmer: Die Manager können hohe und höchste Gehälter einstreichen, ohne dafür eine Leistung bringen zu müssen. Auch ist es denkbar, dass Boni künftig anders deklariert werden. Auch eine Auslagerung der Boni ist denkbar: Denn betroffen von der Regelung sind nur die europäischen Banken und die Niederlassungen internationaler Banken in Europa. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind daher unbegrenzt.

Noch im Sommer hatte Deutschland weniger strenge Bonus-Regeln vorgeschlagen. Doch nun will man nicht länger mit dem EU-Parlament streiten. Wichtiger ist Deutschland, dass die geplanten Kapital-Reformen endlich auf den Weg kommen. Und ohne seinen deutschen Kollegen Wolfgang Schäuble auf seiner Seite werde auch der britische Finanzminister George Osborne nicht bis zum Letzten kämpfen, so die FT. Denn er wolle in der Öffentlichkeit nicht als der Vertreter von hohen Bonuszahlungen gesehen werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Mulfin Trade hat seine Schutzsysteme für mehr Sicherheit aktualisiert

Der Schutz persönlicher Daten ist einer der Schlüsselfaktoren, die das Vertrauen der Kunden in einen Service beeinflussen. Mulfin Trade...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Silicon Valley dominierte Big Tech – Europas Chance heißt Deep Tech
06.06.2025

Während Europa an bahnbrechenden Technologien tüftelt, fließt das große Geld aus den USA. Wenn Europa jetzt nicht handelt, gehört die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Verteidigung der Zukunft: Hensoldt rüstet Europa mit Hightech auf
06.06.2025

Kaum ein Rüstungsunternehmen in Europa hat sich in den vergangenen Jahren so grundlegend gewandelt wie Hensoldt. Aus einer ehemaligen...

DWN
Politik
Politik Trump gegen Europa: Ein ideologischer Feldzug beginnt
06.06.2025

Donald Trump hat Europa zum ideologischen Feind erklärt – und arbeitet systematisch daran, den Kontinent nach seinen Vorstellungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die wertvollsten Marken der Welt: Top 5 fest in US-Hand
06.06.2025

Während die Weltwirtschaft stagniert, explodieren die Markenwerte amerikanischer Konzerne. Apple regiert unangefochten – China und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Star-Investorin: „Wir erleben eine neue Generation von KI-Gründern“
06.06.2025

US-Chaos, Trump und Kapitalflucht: Europas KI-Talente kehren dem Silicon Valley den Rücken – und bauen die Tech-Giganten der Zukunft vor...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Konjunkturprognose unter Druck: Wie der Zollstreit Deutschlands Exporte trifft
06.06.2025

Zölle, Exporteinbrüche und schwache Industrieproduktion setzen Deutschlands Wirtschaft zu. Die aktuelle Konjunkturprognose gibt wenig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Internationale Handelskonflikte: So schützen sich exportorientierte KMU
06.06.2025

Ob Strafzölle, Exportverbote oder politische Sanktionen – internationale Handelskonflikte bedrohen zunehmend die Geschäftsmodelle...

DWN
Panorama
Panorama Musk gegen Trump: Politische Zweckbeziehung artet in öffentlichen Machtkampf aus – die Tesla-Aktie leidet
06.06.2025

Elon Musk und Donald Trump galten als Zweckbündnis mit Einfluss – doch nun eskaliert der Streit. Was steckt hinter dem Zerwürfnis der...