Finanzen

20 Milliarden Dollar Risiko: Goldman Sachs nicht krisenfest

Lesezeit: 1 min
08.03.2013 01:50
Die US-Notenbank hat bei ihrem Stresstest festgestellt, dass die Investment-Bank Goldman Sachs extrem risikoanfällig ist. Trotzdem darf Lloyd Blankfein Dividenden an seine Shareholder ausschütten - wie seine meisten systemrelevanten Kollegen auch.
20 Milliarden Dollar Risiko: Goldman Sachs nicht krisenfest

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die US Notenbank Federal Reserve (Fed) hat einen Stresstest durchgeführt, bei dem, wenig verwunderlich, bis auf die verstaatlichte Ally alle Kandidaten die niedrig angesetzten Hürden überspringen konnten. Der Zweck der Übung ist, dass die Großbanken Dividenden in Milliarden-Höhe an ihre Anteilseigner ausschütten dürfen.

Überraschend schlecht schnitt Goldman Sachs ab: Im Falle einer erneuten Finanzkrise wird das Risiko der Bank mit 20 Milliarden Dollar beziffert. Ihre Eigenkapital-Quote (tier one ratio) liegt bei wahnwitzigen 5,8 Prozent.

Nicht viel besser sieht es bei Morgan Stanley aus: Das Institut kommt auf 5,7 Prozent. JPMorgan erreichte 6,3 Prozent. Die Untergrenze beträgt 5 Prozent.

Analysten der Credit Suisse hatten geschätzt, dass Goldman auf 7,3 Prozent kommen würde. Die Analysten gingen aber gleich zur Verteidigung der eigenen Branche über und erklärten, dass vor allem die neuen Risiko-Regeln die schlechten Werte bei Goldman begründen.

Die mehrheitlich staatliche Ally Financial erreichte 1,5 Prozent.

All diese Zahlen zeigen den Wahnsinn und seine Methode: Welches realwirtschaftliche Unternehmen könnte mit derart niedrigen Eigenkapital-Quoten überleben? Ein Unternehmen wie Ally müsste man sofort in den Konkurs schicken.

Nicht berücksichtigt bei all den schönen Berechnungen sind die Derivate, weil sie nicht in den Bilanzen aufscheinen. Diese Derivate sind die eigentlichen „weapons of self destruction“, wie man bei der italienischen Banca Monte dei Paschi di Siena gesehen hat (hier). Die MPS war zum Zeitpunkt, als das Desaster seinen Anfang nahm, von der italienischen Notenbank beaufsichtigt worden. Deren Chef, Mario Draghi, ließ sich später damit reinwaschen, dass Verteter der Banca d'Italia sagte, sie hätten nur bewerten können, was man ihnen seitens der Bank berichtet hatte (hier).

Jedenfalls kann nach dem Stress-Test die Party weitergehen. Das unbegrenzte Gelddrucken eben jener Fed, die jetzt mal das Risiko abgefragt hat, wird dafür sorgen, dass weiter gezockt werden kann.

Der Wert solcher Test zeigte sich im vergangenen Jahr in Europa, wo die belgische Dexia zu den Musterschülern zählte. Wenige Monate später war sie pleite und musste von den französischen und belgischen Steuerzahlern gerettet werden.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...