Zunächst wollte der zypriotische Finanzminister Michalis Sarris zurücktreten. Alle Parlamentarier seiner Fraktion stimmten dagegen. Schließlich einigten sich die Konservativen, die die Regierung stellen, nicht für den EU-Deal zu stimmen, sondern sich zu enthalten – ein klarer Affront gegen Brüssel, hatte doch diese Partei den Deal in Brüssel verhandelt. Unmittelbar nach der Abstimmung schien die Partei auch schon wieder zu bereuen, was sie getan hatte: Averoff Neofytou von den Konservativen sagte: „Ich hoffe, dass uns diese Entscheidung nicht in eine Katastrophe führt. Ich bitte Brüssel, Berlin, Frankfurt und Washington, uns nicht aus dem Euro auszustoßen. Das ist es nicht, was wir wollen.“
Am Abend ist Michalis Sarris nach Moskau geflogen, wo er mit den Russen über einen Bailout verhandeln will. So könnte die Gazprombank die Laiki-Bank, die zweitgrößte Bank Zyperns, übernehmen. Doch allzu viele Chancen werden einem Bailout durch Russland nicht gegeben. Schon der Vorgänger von Staatspräsident Nicos Anastasiades hatte monatelang versucht, den Crash mit Hilfe der Russen abzuwenden. Aber die Russen wollten nicht. Und selbst wenn die Russen einspringen, würde es nicht helfen. Denn Zypern ist pleite.
Zypern hängt jetzt völlig vom Gutdünken der Euro-Zone an, insbesondere der EZB. Ein zypriotischer Beamter sagte der FT, dass es nicht möglich sei, die Banken ohne zusätzliche Liquidität der EZB zu öffnen. Sie sind pleite. Im Grunde müssen die zwei größten Banken abgewickelt werden. Dann verlieren die Sparer ihr gesamtes Geld, die Zwangs-Abgabe wäre ein vergleichsweise überschaubarer Beitrag, sagen Beobachter in Berlin. Mit der Lage spekuliert auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble: Er weiß genau, dass die Zyprioten auf Gedeih und Verderb der EU ausgeliefert sind - und will daher an ihnen ein Exempel für alle europäischen Schuldens-Länder statuieren (der gesamte Masterplan zum Einheits-Staat - hier).