Finanzen

Japan: Der größte Währungskrieg seit hundert Jahren hat begonnen

Lesezeit: 2 min
27.05.2013 11:39
Kein Land der Welt druckt derzeit so viel Geld wie Japan. Das Land hat seine Währung gegenüber den Handelspartnern dieses Jahr um 20 Prozent abgewertet. Um Inflation im Land zu erreichen, muss Japan weiter massiv nachlegen. Andere Staaten werden sich gezwungen sehen zu reagieren.
Japan: Der größte Währungskrieg seit hundert Jahren hat begonnen

Japan hat ein extremes geldpolitisches Experiment gestartet und druckt so viel Geld wie nie zuvor. Das Land will Inflation erzeugen, indem es die Importe über eine Entwertung des Yen teurer macht.

Bereits in der vergangenen Woche war es zu enormen Kurschwankungen auf dem japanischen Aktienmarkt gekommen. Am Donnerstag hatte der Nikkei zwischenzeitlich 15.926 erreicht. Am Montag fiel der Nikkei erneut um 3,73 Prozent auf 14.024 Zähler. Mit einer derartige Volatilität müsse man rechnen bei einem Land, das „an der Schwelle zu einer fiskalischen und wirtschaftlichen Katastrophe steht“, schreibt der Finanzberater John Mauldin im Business Insider.

Japan ist nach den USA und China die drittgrößte Wirtschaft der Welt. Zwei der sechs größten Firmen der Welt kommen aus Japan. Japans höchst riskante Geldpolitik hat massive Auswirkungen auf den Rest der Welt. „Japan hat den ersten wirklichen Schuss abgefeuert in einem Krieg, den zukünftige Historiker als den bedeutendsten Währungskrieg seit den 30-er Jahren aufzeichnen werden“, so Mauldin. Und es wird der erste Währungskrieg in einer Welt sein, die von ungedecktem Fiat-Geld beherrscht wird.

Japan druckt so unvorstellbar viel Geld wie nirgendwo sonst auf der Welt. Zwar drucken auch die USA unglaubliche 85 Milliarden Dollar pro Monat. Doch angepasst auf die Größe der Wirtschaft druckt Japan etwa dreimal so viel. Es ist ein beispielloses Experimentieren mit den Theorien der Nobelpreisträger Keynes und Krugman.

Im Jahr 1989 platzte in Japan die vielleicht größte Blase der Geschichte, wovon sich das Land noch immer nicht erholt hat. Das nominale BIP war 2011 noch immer nur genauso hoch wie 20 Jahre zuvor. Verglichen mit den USA oder China ist die japanische Wirtschaft in diesem Zeitraum kaum gewachsen. Auch scheint reales Wirtschaftswachstum derzeit in Japan nicht möglich. Denn der Anteil der arbeitenden Bevölkerung sinkt wegen der Demographie. Und die Produktivität wächst nur um weniger als 1 Prozent pro Jahr.

Im Gegensatz zum BIP sind die Staatsschulden gewachsen. Sie liegen nach Angaben des IWF derzeit bei 245 Prozent des BIP. Diese Schulden sind verheerend für die Wirtschaft nicht tragfähig, sagte sogar der japanische Zentralbank-Chef.

Japans Ministerpräsident Shinzo Abe hat das Ziel ausgegeben, Japan mit aggressiver Geldpolitik aus der Deflation zu holen, die seit mehr als einem Jahrzehnt anhält. Bereits kurz nach der Amtseinführung im Januar gab die Regierung ein entsprechendes Programm bekannt. Zusätzliche Staatsausgaben in Höhe von 10,3 Billionen Yen (heute 79 Milliarden Euro). Die Zentralbank sollte Staatsanleihen kaufen, um dies zu finanzieren. In den letzten Jahren hat Japan Staatsdefizite von knapp 10 Prozent verbucht.

Über viele Jahre hatte Japan einen massiven Handelsüberschuss. Heute importiert das Land deutlich mehr, als es exportiert. Ein Handelsdefizit kann nur entweder über die Ersparnisse der Bürger oder über Gelddrucken ausgeglichen werden. „Ohne massives Gelddrucken, saugt man alles für Investitionen verfügbare Kapital aus der Privatwirtschaft“, so Mauldin. Doch Japan brauche Wachstum, um aus dem fiskalischen und wirtschaftlichen Sumpf herauszukommen. Das Land brauche dringend mehr Exporte.

Die japanische Regierung und die Zentralbank versuchen seit 24 Jahren, eine Inflation herbeizuführen. Derzeit streben sie eine Inflation von 2 Prozent an. Um dies zu erreichen werten sie die eigene Währung ab und machen Importe teurer. Doch die japanischen Importe machen nur etwa ein Sechstel des BIP aus, so Mauldin. Japan müsste den Yen um 15 bis 20 Prozent pro Jahr abwerten gegenüber den Währungen der großen Handelspartner.

Bisher ist dies gelungen. Der Wert des Yen gegenüber den Währungen der großen Handelspartner um circa 20 Prozent gefallen. Damit hat Japan den ersten Schuss des Währungskriegs abgefeuert. Und bisher hat das Land leichtes Spiel gehabt. Die Schwierigkeiten für Japan beginnen, sobald die Handelspartner in den Währungskrieg einsteigen.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...