Finanzen

Niederlande beginnen mit Kürzungen der Renten

Die niederländische Regierung und Unternehmen haben zu wenige Beiträge in die Pensionsfonds des Landes eingezahlt. Das sparte zunächst Geld. Doch die Rentenfonds sind mit mindestens 30 Milliarden im Minus. Und die niedrigen Zinsen verschlimmern die Situation. Den Preis zahlen die Rentner, sie erhalten geringere Auszahlungen.
29.05.2013 13:08
Lesezeit: 1 min

Das niederländische Rentensystem wackelt. Die Rentenfonds sind unterfinanziert. Während die Arbeitnehmer korrekt einzahlten, haben die Regierung und etliche Unternehmen zu wenig eingezahlt. Sie verließen sich auf hohe Renditen. Doch die Niedrigzins-Politik hat nun zu einer Unterfinanzierung geführt. Die Renten werden gekürzt.

Die geringeren Einnahmen der Pensionsfonds aufgrund niedriger Zinssätze und der Rezession haben sich deutlich verringert. Zusätzlich zu den zu wenig von der Regierung und den Unternehmen eingezahlten Beträgen führte dies Ende 2012 zu einem Fehlbetrag von 30 Milliarden Euro. 30 Milliarden Euro, die den Fonds fehlen, um die versprochenen Rentenleistungen abdecken zu können.

Auf Anweisung der niederländischen Zentralbank kürzten dann im April dieses Jahres bereits 66 der 415 Pensionskassen des Landes ihre Auszahlungen, so der FT. Durchschnittlich gingen die Rentenauszahlungen um zwei Prozent zurück. Aber während große Fonds wie der APB ihre Zahlungen um 0,5 Prozent senkten, gingen die ausgezahlten Renten der kleineren Fonds teilweise um bis zu sieben Prozent zurück.

Zwar ist die Altersvorsorge in den Niederlanden sehr stark geregelt, doch in den vergangenen Jahren ist es aufgeweicht worden. Normaler Weise müssen die Pensionsfonds über ausreichende Vermögenswerte im Wert von 105 Prozent der zugesagten Versorgungsleistung vorhalten. Diese Vorgabe reduzierte sich jedoch im vergangenen Jahr aufgrund der niedrigeren Zinsen auf 102 Prozent. Zum Vergleich: 2007 war die geforderte Rate noch bei 152 Prozent. Halten die niedrigen Zinsen an und kommt es zu unerwarteten Ereignissen in der niederländischen Wirtschaft oder an den Finanz- und Immobilienmärkten steht das Rentensystem des Landes auf sehr wackeligen Beinen.

Der Wirtschaftsprofessor Bas Jacobs bezeichnet diese Senkung des vorzuhaltenden Vermögens jedoch nur als Spielerei, um die Bücher der angeschlagenen Pensionsfonds aufzubessern. „Es würde mich nicht wundern, wenn das Rentensystem tatsächlich sogar ein Defizit von 100 bzw. 200 Milliarden Euro hätte.“ Die steigende Zahl der Arbeitnehmer, die in den Vorruhestand gehen, belastet die Pensionsfonds zusätzlich. Bereits 2007 war ein Viertel der niederländischen Rentner jünger als 60 Jahre.

Die derzeitigen und zukünftigen Rentner in den Niederlanden leiden jedoch nicht nur unter den Rentenkürzungen und dem angeschlagenen Rentensystem. Es gab in den letzten Jahren in den Niederlanden auch keine Anpassung der Renten an die Inflation. Wäre der Deckungsgrad an die Entwicklung der Inflation gebunden, müsste er eigentlich bei 135 liegen und nicht bei 102.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...