Finanzen

Plan B: EZB will Anleihen aller Euro-Länder kaufen

Die steigenden Zinskosten für die südeuropäischen Länder setzen die EZB unter Druck. Aber das Bundesverfassungsgericht hat noch nicht entschieden, ob das bisher geplante Programm zum Anleihekauf (OMT) verfassungswidrig ist oder nicht. Deshalb erwägt Draghi nun angeblich den Kauf von Bonds aus allen 17 Euroländern. Die EZB dementiert dies jedoch - vorsorglich.
28.06.2013 12:54
Lesezeit: 1 min

Geht es um Geldpolitik in der Krise lässt sich die EZB regelmäßig etwas Neues einfallen. Nun soll sogar der Ankauf von Anleihen aus allen 17 Eurostaaten auf dem Tisch liegen. Dies ist der Europäischen Zentralbank nämlich erlaubt: Ein neuer Taschenspieler-Trick um das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe zu umgehen.

In den vergangenen Tagen sind die Zinskosten für spanische und italienische Anleihen wieder stark gestiegen. Das ausstehende Urteil des Bundesverfassungsgerichts bezüglich der geplanten Anleihekäufe von Bailout-Ländern schürt zusammen mit Bernankes Ankündigungen Unsicherheit. Wie sehr die EZB aus diesem Grund wieder unter Druck geraten ist, zeigte sich zuletzt, als Draghi und EZB-Direktoriumsmitglied Coeure am selben Tag versicherten, dass das Gelddrucken der EZB noch nicht zu Ende geht (hier).

Um das erwartete Urteil aus Karlsruhe zu umgehen und dennoch baldmöglichst eingreifen zu können, werden daher in der EZB bereits neue Eingriffsmöglichkeiten ins Auge gefasst. Angeblich geht es dabei um die Überlegung, flächendeckend Anleihen aufzukaufen – also von allen 17 Eurostaaten, wie die SZ mit Verweis auf ungenannte Quellen berichtet. Zwar sei der Plan noch nicht spruchreif, aber es gebe diesbezüglich bereits eine Debatte auf Arbeitsebene.

Damit würde die EZB zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. So kann sie den Verdacht der Staatsfinanzierung durch den umfassenden Ankauf von Anleihen umgehen. Der EZB ist es nämlich theoretisch erlaubt, Bonds aller Euroländer zu kaufen, wenn sie das Volumen der Ankäufe von Anfang an limitiert. Und sie kann eingreifen, ohne mit weiteren Konsequenzen hinsichtlich des Bundesverfassungsgerichts rechnen zu müssen.

Ein Sprecher der EZB hat indes den Bericht der SZ dementiert, so Reuters. Der Artikel sei falsch. EZB-Direktoriumsmitglied Asmussen sagte zu Bloomberg:

„Ich kann nicht ausschließen, dass in einer großen Organisation, jemand über irgendetwas nachdenkt, aber das ist politisch nicht relevant.“

Die SZ sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass sie bei ihrer Darstellung bleibt: Bei der EZB werde derzeit auf Arbeitsebene über den Kauf von Staatsanleihen aller Eurostaaten diskutiert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Bäckerei-Sterben: Immer mehr Brot aus der Fabrik
15.03.2025

Der klassische Bäcker um die Ecke hat eine lange Tradition in Deutschland. Doch immer mehr Großbäckereien verdrängen die kleinen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schweiz überholt Deutschland: Überraschender Spitzenreiter in der Containerschifffahrt
15.03.2025

Die Schweiz, ein Land ohne direkten Zugang zum Meer, hat sich überraschend zur größten Containerschiff-Nation der Welt entwickelt....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Scheideweg: Wirtschaftliche Herausforderungen – Vom Wachstumsmotor zur Stagnation? Teil 1
15.03.2025

Die Rolle Deutschlands als Motor der europäischen Wirtschaft ist in Gefahr. Das Wirtschaftswachstum ist seit 2019 weitgehend zum Erliegen...

DWN
Politik
Politik Einigung bei historischem Schuldenpaket: Schwarz-rote Grund­ge­setz­än­de­rungen werden grün
14.03.2025

100 Milliarden Sonderschulden für die Grünen und Klimaneutralität bis 2045 im Grundgesetz: Nach zähen Verhandlungen haben Union, SPD...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Du bist mir eine Marke! Der Erfolg von 130 Jahren Falke-Socken
14.03.2025

Franz-Peter Falke leitet das Familienunternehmen im Sauerland in vierter Generation. Zwischen Wahren der Tradition und Wappnen für die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Betriebsbedingte Kündigung: Was gilt für Arbeitgeber und Arbeitnehmer?
14.03.2025

Die andauernde Wirtschaftskrise führt in Deutschland zu immer mehr Firmenpleiten und zunehmenden Stellenabbau bei Unternehmen. Damit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla: Trump-Zölle könnten dem E-Autobauer schaden
14.03.2025

Tesla-Chef Elon Musk gilt als Trump-Unterstützer – doch sein Unternehmen schlägt Alarm. Die Strafzölle der US-Regierung könnten nicht...

DWN
Politik
Politik BSW: neues Wahlergebnis zählt 4.277 Zweitstimmen mehr - trotzdem kein Einzug in den Bundestag
14.03.2025

Das BSW scheitert final am Einzug in den Bundestag: 0,02 Prozent fehlten! Während sich an der Sitzverteilung nichts mehr ändert, treten...

[DWN] Wer braucht schon eine Bikini-Figur, wenn man auch im Kopf sexy sein kann. Jetzt DWN für nur 3,49 €/Monat statt 17,99 lesen>> mehr Infos>>