Mario Draghis Politik des Gelddruckens wirkt sich auf die Vermögensbildung der deutschen Bürger deutlicher aus als gedacht: Die Deutschen geben ihre uralte Tradition der Sparbücher auf und gehen in andere, oft riskantere Anlage-Formen.
Sparen auf einem Bankkonto oder in Spareinlagen ist wegen der Niedrigzins-Politik nicht mehr interessant. Zwar konnten die privaten Haushalte ihr Geldvermögen im ersten Quartal um 1,1 Prozent steigern, aber nicht durch das klassische Sparen. Und selbst gemessen an der höchst unglaubwürdigen offiziellen Inflationsrate von 1,8 Prozent ist dies real ein Verlustgeschäft für die deutschen Haushalte.
Im ersten Quartal 2013 ist das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland um 52 Milliarden Euro gestiegen. „Die Verschuldung der privaten Haushalte war leicht rückläufig, woraus ein Anstieg des Nettogeldvermögens um 55 Milliarden Euro auf 3.428 Milliarden Euro resultierte“, so die Deutsche Bundesbank in ihrem aktuellen Bericht. Insgesamt liegen aber beispielsweise die deutschen Bürger gemessen am mittleren Vermögen im Vergleich zu den anderen Staaten der Eurozone eher im unteren Feld (hier).
Besonders auffällig bei den neuesten Daten der Bundesbank ist der Blick auf die Bankkonten. Die Summe der Gelder, die im ersten Quartal in die Banken flossen, hat sich drastisch verringert. Mit knapp neun Milliarden Euro (einschließlich Bargeld) verzeichneten die Bankeinlagen demnach „die geringsten Zuflüsse seit Anfang 2011“. So sind aus Termin- und Spareinlagen (inkl. Sparbriefe) sogar Gelder in Höhe von 12 Milliarden Euro abgeflossen. „Die bereits in den vergangenen Quartalen beobachtete Liquiditätspräferenz zeigte sich folglich weiterhin“, schreibt die Bundesbank. Bei den Sichteinlagen und beim Bargeld stiegen die Zuflüsse zwar um 21 Milliarden Euro – dies sind jedoch gegenüber dem Vorjahresquartal 15 Milliarden Euro weniger. Die privaten Haushalte verabschieden sich zunehmend von den klassischen Sparmethoden.
Der Bundesbank zufolge floss das Geld damit eher in die Kapitalmärkte. Vor allem Investmentzertifikate konnten einen größeren Zulauf verbuchen (+11 Milliarden Euro). „Aktien (einschließlich sonstiger Beteiligungen), die zuvor in Höhe von knapp 2 Milliarden Euro veräußert worden waren, wurden im ersten Quartal 2013 im Umfang von gut 3 Milliarden Euro erworben.“
Das bedeutet: Die Deutschen werden aus den Sparbüchern gescheucht und suchen mangels Alternativen ihr Heil in hoch riskanten Aktien und Investmentzertifikaten.
Damit werden die Sparer auch mental auf einen Crash vorbereitet: Denn selbst wenn der deutsche Sparer nicht genau versteht, worum es bei Aktien oder gar Zertifikaten geht, so ist selbst dem Ahnungslosesten klar, dass man bei solchen Papieren sehr viel verlieren kann. Das Sparbuch dagegen schien dem Sparer bisher als sichere Anlage. Hätte er im Crash sein Geld über die Zwangsabgabe komplett vom Sparbuch verloren, wäre die Volkswut vermutlich deutlich größer gewesen als so. Nun kann die europäische Schuldenpolitik den Sparer im Crash sagen, dass es Crashs an der Börse immer gegeben habe und daran die Spekulanten schuld seien.
Bis dahin nützen die europäischen Schulden-Staaten die niedrigen Zinsen, um ihre eigene Entschuldung so weit als möglich voranzutreiben.
Als drittes Element im Crash-Fall werden schließlich eine Zwangsabgabe und die Beteiligung der Sparer an der Rettung ihrer Bank das Rettungspaket für das verkommene Finanzsystem komplettieren.