In Tunesien kam es in der Nacht auf Sonntag zu den größten Protesten seit der Revolution 2011. Zehntausende Regierungsanhänger versammelten sich in Tunis, um die Ennahda-Partei zu unterstützen. Doch auch rund 10.000 Oppositionsanhänger demonstrierten. Sie wollen ihre Proteste am Sonntag fortführen.
Die tunesische Regierung steckt in der größten Krise seit dem Sturz des Ex-Diktators Ben Ali. Seit Tagen protestieren Oppositionsanhänger in Tunis, die den Rücktritt der Regierung fordern. Auslöser war die Ermordung von zwei Oppositionspolitikern, der Letzte erst vor wenigen Tagen. Für Sonntag sind weitere Proteste angekündigt. Am Mittwoch soll zudem eine Kundgebung zu Ehren des vor sechs Monaten ermordeteten Politikers Chokri Belaid stattfinden.
Zudem ermutigte der Putsch in Ägypten die Oppositionellen des Landes und führte verstärkt zu Protesten. Regierungsanhänger riefen deshalb Slogans wie „Nein zu Putschen, ja zu Wahlen“, „Das Volk will Ennahda“. Nach Angaben der Regierung seien 150.000 Demonstranten zur Unterstützung der Ennahda auf den Straßen gewesen.
„Die Gegen-Revolution wird nicht erfolgreich sein“, sagte Rachid Ghannouchi, Parteivorsitzender der Ennahda. Die Opposition versuche einen Putsch einzuleiten, zitiert ihn Reuters. Für Dezember sind nun Neuwahlen angesetzt.
Premierminister Ali Larayedh rief vor den Protesten beide Seiten zu Zurückhaltung auf. „Tunesien braucht eine nationale Einheit. Ich rufe zu Ruhe auf, sodass das Militär und die Sicherheitskräfte gegen den Terrorismus kämpfen können und nicht ihre Kräfte für die Proteste verschwenden“, hieß es von seiner Seite. Seit mehreren Monaten kommt es in Tunesien vermehrt zu Anschlägen auf das Militär.