Politik

Britischer Atom-Manager: „Fukushima ist ein wunderbarer Ort“

Lesezeit: 2 min
18.10.2013 01:26
Der britische Atom-Manager Adrian Simper sieht die größte Gefahr von Fukushima in den Krokodilen, die in den Sümpfen leben. Er würde jederzeit mit seiner Familie nach Fukushima ziehen. Es sei ein wunderbarer Ort. Simper arbeitet für die Internationale Atom-Müllabfuhr. Für dieses Unternehmen ist die Katastrophe ein fantastisches Geschäft - finanziert mit 38 Milliarden Euro vom japanischen Steuerzahler.
Britischer Atom-Manager: „Fukushima ist ein wunderbarer Ort“

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Strategie-Direktor der britischen Nuclear Decommissioning Authority (NDA – also der britischen Müllabfuhr für Nuklearabfälle), Adrian Simper, versteht die Aufregung um Fukushima nicht. Er ist von einer Reise nach Fukushima zurückgekehrt und sagte dem Sender Channel 4: „Wir müssen uns um Dinge wie die Kontrolle über das Grundwasser kümmern, damit wir uns auf unseren Kampf gegen die Alligatoren konzentrieren können und uns nicht mehr damit beschäftigen zu haben, dass wie die Sümpfe trockenlegen.“

Die NDA (der Name ist besonders originell, denn die Abkürzung steht im Wirtschaftsleben für Non-Disclosure-Agreement, also Vertraulichkeits-Vereinbarung) ist nur im Namen eine Autorität: Sie ist die Aufsicht über den Abtransport von Atom-Müll - und betreibt gleichzeitig ein Unternehmen, das als radioaktive Müllabfuhr ihr Geld verdient.

Simper ist ein gestandener Atom-Manager: Er arbeitete für British Nuclear Fuels und war dann für die Finanz-Struktur der Atom-Müllabfuhr NDA zuständig. Er arbeitete in der Abteilung Forschung und Entwicklung für Sellafield und andere Atom-Konzerne. Der Mathematiker ist ein Finanzfachmann. Er ist außerdem Chairman von International Nuclear Services (INS). Diese Firma, die zu 100 Prozent der NDA gehört. INS verdient sein Geld als Müllabfuhr für Sellafield und Dounreay. Diese Firma wiederum hat eine Tochterfirma, Pacific Nuclear Transport Limited (PNTL), an der auch der französische Atomkonzern Areva und ein Konsortium von japanischen Atom-Firmen beteiligt sind.

Für diese Firmen ist der Reaktor-Unfall von Fukushima ein glänzendes Geschäft: Die Entsorgung der radioaktiven Teile wird faktisch zur Gänze vom japanischen Steuerzahler bezahlt. Die Aufräumarbeitern, die von Tepco operativ durchgeführt werden, kosten nach aktuellen Berechnungen des japanischen Rechnungshofs 38 Milliarden Euro.

Das sind lediglich die Berechnungen, wenn alles so bleibt, wie es ist.

Die Entsorgung wird den japanischen Haushalt für 31 Jahre belasten, bis dahin soll Tepco das Geld zurückgezahlt haben. Bis zum Jahr 2044 werden allein die Zinszahlungen eine halbe Milliarde Euro betragen – auf denen der Steuerzahler sitzen bleiben wird, berichtet die Japan Times. Die Regierung muss für die Entsorgung Kredite aufnehmen.

Insgesamt wurden von Tepco bereits mehr als 21 Milliarden Euro an die Bewohner der Region ausgezahlt, die wegen des Unfalls ihre Häuser hatten verlassen müssen. Die Arbeiter, die gesundheitliche Schäden erlitten haben, haben noch keinerlei Entschädigungen erhalten. Etwa 20.000 Arbeiter sind bisher bei den Aufräumarbeiten eingesetzt worden.

Simper sagte Channel 4, dass er davon ausgehe, dass es keinen Grund gäbe, die Bewohner noch länger von Fukushima fernzuhalten: „Die Menschen werden selbstverständlich hierher zurückkehren und hier leben. Tatsächlich glaube ich, dass die Leute heute bereits zurückkehren könnten. Ich würde nicht zögern, mit meiner Familie nach Fukushima zu ziehen – es ist ein wunderbarer Teil der Welt.


Mehr zum Thema:  

DWN
Panorama
Panorama Glücksatlas 2024: Deutsche wieder auf Glückskurs?
11.11.2024

Die Belastungen der Corona-Pandemie scheinen überwunden – aber nicht für alle: Die Lebenszufriedenheit steigt in Deutschland...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Energiestratege Jonathan Waghorn: „Russisches Gas wird keine zentrale Rolle mehr im europäischen Energiemix spielen“
10.11.2024

Jonathan Waghorn, Energiestratege und Portfoliomanager beim Londoner Vermögensverwalter Guinness Global Investors, spricht im...

DWN
Immobilien
Immobilien Heizkosten 2023: Anstieg von mehr als 30 Prozent gemeldet
10.11.2024

Die Heizkosten in Zwei- und Mehrfamilienhäusern sind 2023 erneut stark gestiegen – durchschnittlich um mehr als 30 Prozent. Der neue...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft DWN-Sonntagskolumne: How to get rich? Warum Sie mit Arbeit alleine nicht reich werden!
10.11.2024

“Either you work for your money, or your money works for you" - angeblich stammt dieses Zitat von US-Bankier Bernard Baruch. Entweder Sie...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Armut und Ungleichheit: Studie zeigt zunehmende Abstiegsängste in Deutschland
10.11.2024

Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Armut in Deutschland auf einem Höchststand ist und das Vertrauen in politische Institutionen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Chancen durch Börsengang: IPO zur unternehmerischen Weiterentwicklung – und wie es gelingt!
10.11.2024

Ein Börsengang bietet Unternehmen neue Chancen: Von der Kapitalbeschaffung bis zur Expansion. Welche Möglichkeiten ein IPO eröffnet und...

DWN
Technologie
Technologie Wärmepumpe dominiert in Neubauten: Zwei Drittel setzen auf elektrische Heizlösung
10.11.2024

Wärmepumpen gewinnen in Neubauten weiter an Bedeutung: 2023 entschieden sich Bauherren in zwei Dritteln der neuen Wohngebäude für diese...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fachkräftemangel durch demografischen Wandel: Lösungen für Unternehmen
10.11.2024

Egal, welche Branche: Der demografische Wandel betrifft uns alle. Die bestehende Belegschaft wird immer älter, während es häufig an...