Finanzen

Abfuhr für Hollande: EU kann sich Krieg in Afrika nicht leisten

Die EU hat den Wunsch von Frankreichs Präsident Francois Hollande nach einer finanziellen Beteiligung an Frankreichs Militär-Einsatz in Afrika abgelehnt. Der Grund: Die EU hat kaum noch Geld für militärische Abenteuer.
20.12.2013 00:08
Lesezeit: 2 min

Frankreichs Präsident Francois Hollande kann nicht mit einer EU-Finanzierung der jüngsten französischen Militäroperationen in Afrika rechnen. Die 28 EU-Regierungen verabschiedeten auf ihrem Gipfeltreffen am Donnerstagabend zwar eine Überprüfung der Regeln, nach denen bestimmte Kosten von Militärmissionen gemeinsam finanziert werden, die einer oder mehrere EU-Partner durchführen. Aber die von Hollande vor Gipfelbeginn geforderte finanzielle Unterstützung für die konkreten Einsätze in der Zentralafrikanischen Republik und Mali findet sich nicht in dem verabschiedeten Papier zur Außen- und Sicherheitspolitik.

Angesichts knapper Kassen der EU-Staaten verabredeten die Staats- und Regierungschefs eine engere Kooperation in der Sicherheits- und Rüstungspolitik - ohne aber große Integrationsschritte zu gehen. Vor allem der britische Premierminister David Cameron hatte nach Teilnehmerangaben in dem Treffen davor gewarnt, dass militärische Doppelstrukturen zwischen Nato und EU geschaffen werden. Sein Land lehne eigene EU-Militärkapazitäten ab.

2014 will die EU aber zumindest eine gemeinsame maritime Sicherheitsstrategie verabschieden und sich auf einen Rahmen für eine Abwehr von Cyberangriffen verständigen. Im Rüstungsbereich wird etwa ein europäischen Drohnenprojekt in Angriff genommen. Für 2016 werden zudem Regeln anvisiert, wie unbemannte Flugobjekte in das europäische Luftfahrtsystem integriert werden können. Dies könnte möglicherweise auch das Problem der Start und Landungen militärischer Drohnen im zivilen Luftraum lösen helfen, das in Deutschland ein Grund für das Scheitern des Eurohawk gewesen war. Auch Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hatte anfangs an dem Treffen teilgenommen (mehr zu diesen seltsamen Plänen - hier).

Während kleinere EU-Staaten aus Kostengründen auf mehr Kooperationen und Lastenteilung in der Sicherheitspolitik pochten, war Frankreichs Präsident mit dem Wunsch nach finanzieller Entlastung für die Militärmissionen in Afrika nach Brüssel gereist. Frankreich hatte zuletzt 1600 Soldaten in die frühere Kolonie Zentralafrikanische Republik geschickt, um dort Kämpfe zwischen christlichen Milizen und islamischen Kämpfern zu beenden. 2012 hatte Frankreich in Mali eingegriffen, um islamistische Rebellen zurückzudrängen. Sowohl UN als auch EU hätten das Eingreifen in Mali und der Zentralafrikanischen Republik unterstützt, argumentierte Hollande. "Und die Finanzierung muss der politischen Unterstützung folgen", sagte er. Unterstützung erhielt er dafür vom Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz (SPD).

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und andere Regierungen äußerten sich dagegen zurückhaltend zum Wunsch nach Kostenteilung und verwiesen auf die Praxis, dass gemeinsame EU-Missionen zuvor auch von allen EU-Partnern beschlossen werden müssten. Die EU-Staaten könnten nicht nachträglich Einsätze anderer Staaten finanzieren. In die Schlusserklärung wurde unter anderem auf deutsches Betreiben ein Passus aufgenommen, dass die EU Krisenstaaten und Regionalorganisationen nicht nur mit Ausbildung von Soldaten, sondern auch durch die Ausrüstung mit Waffen zu unterstützen. Staaten sollten selbst befähigt werden, Krisen zu lösen. Dies wird in der Bundesregierung als bessere Alternative zu Militäreinsätzen von außen angesehen.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen KI-ETF-Vergleich: Wie Anleger in künstliche Intelligenz investieren können
29.03.2025

Künstliche Intelligenz (KI) ist längst keine Science-Fiction mehr, KI ist ein zentraler Treiber der modernen Wirtschaft. Von diesem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schleichende Deindustrialisierung: Ist „Made in Germany“ am Ende?
29.03.2025

Was passiert, wenn der deutsche Industriestandort zusammenbricht? Ein Land ohne Produktion – das bedeutet Massenarbeitslosigkeit,...

DWN
Panorama
Panorama Fast 14 Millionen profitieren von der Pendlerpauschale - kommt die Erhöhung?
29.03.2025

Die in den aktuellen Koalitionsverhandlungen kontrovers diskutierte Pendlerpauschale – auch als Entfernungspauschale bekannt – wird...

DWN
Politik
Politik Demokraten in der Zerreißprobe: Wie besiegt man Trump?
29.03.2025

Eine Partei im Zwiespalt: Die Demokraten suchen nach einer Strategie. Während einige sich offen gegen Trump stellen, wollen andere...

DWN
Politik
Politik YouGov-Umfrage: AfD fährt höchsten Wert aller Zeiten ein
29.03.2025

Laut zwei aktuellen Wahlumfragen kann die AfD ihren Abstand zur CDU/CSU weiter verringern. Die Partei fährt bei einer YouGov-Umfrage ihren...

DWN
Finanzen
Finanzen Großer Goldfund in Finnland: Neue Goldmine in Lappland geplant
29.03.2025

Inmitten der weiten Landschaft Lapplands könnte schon bald eine neue Goldmine entstehen. Der kanadische Bergbaukonzern Rupert Resources...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zeiss: Vom Mikroskop-Pionier zum Hightech-Konzern
28.03.2025

Zeiss prägt die Optikindustrie seit fast zwei Jahrhunderten. Vom ersten Mikroskop bis zur Halbleitertechnik von heute spiegelt die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirtschaft in schwerer Depression: Arbeitgeber rechnen mit Union und SPD ab!
28.03.2025

Deutschlands Wirtschaft reißt die Geduld mit den Parteichefs der möglichen Schuldenkoalition (so wird die designierte Bundesregierung aus...