Deutschland

Selbstanzeigen: Bundesländer wollen Steuern noch härter eintreiben

Lesezeit: 1 min
02.01.2014 08:05
Wegen der angespannten Finanzlage wollen die Finanzminister der Bundesländer noch härter gegen Steuersünder vorgehen. Selbstanzeigen sollen nur dann eine Schonung für den Steuerpflichtigen bringen, wenn er die Steuer-Versäumnisse der vergangenen zehn Jahre offenlegt. Bisher lag diese Grenze bei fünf Jahren. Die Große Koalition dürfte nun eine Verschärfung der Selbstanzeige-Regeln beschließen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Finanzminister der Bundesländer freuen sich über einen Boom bei den Selbstanzeigen. Nach dem Fall Uli Hoeneß habe sich die Zahl der Selbstanzeigen verdreifacht, hat die Süddeutsche Zeitung ermittelt. In Baden-Württemberg gingen bis kurz vor Jahresende 6.000 Selbstanzeigen ein, in Bayern und Nordrhein-Westfalen etwa 4.000.

Der Boom setzte ein, als sich die Bundesländer gemeinsam mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble im Februar 2010 erstmals auf ungeklärtem Weg eine CD mit Finanzdaten deutscher Bürger von einem Schweizer Hehler beschafft hatten. Seither sind 60.000 Selbstanzeigen eingegangen.

Damit der Trend anhält, wollen die Finanzminister die Daumenschraube bei der Selbstanzeige weiter anziehen. Angela Merkel und Sigmar Gabriel hatten in ihrem Koalitionsvertrag eine Verschärfung der Selbstanzeige-Kriterien in Aussicht gestellt, sollten die Länder dies wünschen.

Der rheinland-pfälzische Finanzminister Carsten Kühl (SPD) sagte der SZ, es sollten nur noch solche Betroffenen geschont werden, die alle Versäumnisse der vorangegangenen zehn Jahre aufdeckten. Bisher liegt diese Grenze in der Regel bei fünf Jahren.

Der bayrische Finanzminister Markus Söder verlangte klarere Regeln, die verhindern, dass am Ende auch Geldwäscheaktivitäten ungesühnt bleiben.

NRW-Minister Norbert Walter-Borjans sagte: „Gegen Betrug am Gemeinwesen helfen nur klare Ansagen und entschlossenes Handeln.“

Über den Tatbestand des Betrugs bei Steuerverschwendung durch die politisch Verantwortlichen – Berliner Großflughafen, Elbphilharmonie, Stuttgart 21, Euro-Rettung, ESM – wird in diesem Zusammenhang bewusst geschwiegen.

Selbstverständlich besteht eine Steuerpflicht – und die soll auch jeder einhalten. Doch der Gesellschaftsvertrag in jeder Demokratie sieht vor, dass die Bürger Steuern zahlen, damit der Staat seine Aufgaben effizient und ehrlich abliefern kann.

Effizienz-Verbesserungen sind nur bei der Jagd auf die Bürger zu erkennen.

Ehrlichkeit gilt nur für die Bürger.

Möglicherweise bekommt Uli Hoeneß wegen der Mehr-Einnahmen nun das Bundesverdienstkreuz.

Und Finanzminister Söder eine Dauer-Freikarte für alle Bayern-Spiele.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Massenprotest bei Thyssenkrupp: Mitarbeiter kämpfen um ihre Zukunft
30.04.2024

Tausende Thyssenkrupp-Arbeiter demonstrieren in Duisburg. „Zukunft statt Kündigung“ fordern sie, während Verkaufspläne des...

DWN
Immobilien
Immobilien Vonovia dreht das Blatt: Gewinn nach Milliardenverlust
30.04.2024

Nach einem harten Jahr meldet Deutschlands Immobiliengigant Vonovia einen beeindruckenden Gewinn – ein Wendepunkt. Seine Aktie springt...

DWN
Finanzen
Finanzen Einzelhandel erlebt Umsatzsprung: Hoffnung auf Konsumaufschwung wächst
30.04.2024

Deutschlands Einzelhandel verzeichnet den stärksten Umsatzanstieg seit über zwei Jahren, mit realen Zuwächsen und positiven Aussichten...

DWN
Technologie
Technologie Rakete eines deutschen Start-ups soll in den nächsten Tagen ins Weltall starten
30.04.2024

Elon Musk hat auch klein angefangen: Erstmals seit Jahrzehnten soll nun eine kommerzielle Trägerrakete eines deutschen Unternehmens...

DWN
Politik
Politik WHO-Mitgliedsstaaten ringen um Pandemieabkommen
30.04.2024

Eine neue Pandemie sei nur eine Frage der Zeit, warnen Expertinnen und Experten - die Welt müsse dafür besser gewappnet sein. Das...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschlands Wirtschaft trotzt Erwartungen: Wachstum statt Rezession im ersten Quartal
30.04.2024

Deutschlands Wirtschaft wächst trotz düsterer Prognosen: 0,2 Prozent Wachstum im ersten Quartal. Auch der Einzelhandel gibt Anlass zur...

DWN
Finanzen
Finanzen Financial Times: Trotz Sanktionen zahlen europäische Banken hohe Steuern an Russland
30.04.2024

Trotz EU-Sanktionen zahlen europäische Banken wie Raiffeisen und Deutsche Bank hohe Steuern an Russland – politische und wirtschaftliche...

DWN
Finanzen
Finanzen Cathie Wood: Die Hohe-Priesterin der Geldanlage 
29.04.2024

Es gab einmal Zeiten, da haben Investoren bei ihren Kaufentscheidungen an der Börse fast ausschließlich auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis...