Deutschland

Formel-1-Chef Ecclestone muss in München vor Gericht

Bernie Ecclestone muss sich wegen Korruptionsverdachts vor Gericht verantworten. Ihm droht eine zehnjährige Haftstrafe. Beim Verkauf der Formel 1 soll Ecclestone Schmiergelder an einen Banker der BayernLB gezahlt haben.
16.01.2014 16:33
Lesezeit: 2 min

Aktuell:

Fass ohne Boden: Regierung verrechnet sich bei Rente

Formel-1-Chef Bernie Ecclestone muss sich wegen Korruptionsverdachts in Deutschland vor Gericht verantworten. Das Landgericht München ließ am Donnerstag die Anklage der Staatsanwaltschaft zu: Die Strafverfolger werfen dem einflussreichen Sportmanager vor, er habe im Zusammenhang mit dem Verkauf der Formel-1-Anteile der BayernLB vor acht Jahren einen Vorstand der Bank bestochen.

Die Strafkammer will nach eigenen Angaben ab Ende April darüber verhandeln, ob Ecclestone den damals verantwortlichen BayernLB-Manager geschmiert und zur Untreue angestiftet hat. Im Falle einer Verurteilung drohen dem heute 83-Jährigen bis zu zehn Jahre Gefängnis.

Ecclestone, der in dieser Sache bereits in eine Reihe von Rechtsstreitigkeiten verwickelt ist, weist die Vorwürfe zurück. Er werde sich „energisch“ verteidigen, kündigte er am Donnerstag an.

Die Formel 1 zog allerdings Konsequenzen: Ecclestone wird künftig nur noch für das Tagesgeschäft zuständig sein und gibt seinen Direktorenposten ab, wie das Betreiberunternehmen mitteilte. Um größere Verträge und andere wichtige Geschäftsangelegenheiten kümmern sich nun Verwaltungsratschef Peter Brabeck-Letmathe und sein Stellvertreter Donald Mackenzie selbst.

Der Verdacht gegen Ecclestone macht der Formel 1 und ihrem Eigner CVC Probleme - die Auseinandersetzung erschwert das Vorhaben des Finanzinvestors, die Rennsportserie an die Börse zu bringen.

Die Staatsanwaltschaft München hatte den Briten bereits im Juli vergangenen Jahres angeklagt. Ecclestone soll den BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky mit 45 Millionen Dollar geschmiert haben, damit dieser die Formel 1 an den Ecclestone genehmen Investor CVC verkaufte, ohne Alternativen zu prüfen. Gribkowsky wurde deswegen bereits zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt, unter anderem wegen Bestechlichkeit und Untreue. Der frühere Banker hat vor Gericht ein umfassendes Geständnis abgelegt.

Ein Grund für die mögliche Höchststrafe von zehn Jahren ist, dass die Ermittler von einem besonders schweren Fall ausgehen. Zudem stufen sie zu Ecclestones Nachteil Gribkowsky als staatlichen Amtsträger und nicht als gewöhnlichen Geschäftsmann ein, weil die Landesbank dem Freistaat Bayern gehört.

Einen Großteil des Schmiergeldes habe sich Ecclestone von der Landesbank wiedergeholt. Dafür hätten er und Gribkowsky einen Provisionsvertrag aufgesetzt, der zum Schein mit Verdiensten Ecclestones bei den Verkaufsgesprächen begründet worden sei. Die BayernLB verkaufte ihre Formel-1-Anteile im November 2005 für knapp 830 Millionen Dollar (heute 610 Millionen Euro) an CVC, vollzogen wurde der Vertrag im März 2006.

Die behauptete Bestechung gab es nicht“, ließ der Sportmanager am Donnerstag von seinen Verteidigern erklären. „Die auf der Erklärung von Herrn Dr. Gribkowsky beruhenden Anklagevorwürfe sind unzutreffend und ergeben angesichts der bestehenden Tatsachen kein schlüssiges Bild.“

Die Anwälte machten deutlich, dass sie sich in dem bevorstehenden Verfahren nicht mit den Erkenntnissen aus dem Gribkowsky-Prozess zufrieden geben wollen: „Es müssen weitere Zeugen gehört und neues Beweismaterial gesichtet werden.“

Ecclestone hat angekündigt, vor Gericht zu erscheinen. „Mir geht es darum, meine Unschuld zu beweisen, deshalb werde ich im Falle eines Bestechungsprozesses nach München kommen“, sagte er dem Handelsblatt unmittelbar vor Bekanntwerden der Anklagezulassung.

Der Manager bestreitet die Zahlung an Gribkowsky nicht, hat jedoch mehrmals erklärt, es habe sich dabei um Schweigegeld gehandelt. Denn der Banker habe ihn mit der Drohung erpresst, ihn anderenfalls bei den britischen Steuerbehörden anzuschwärzen.

Ecclestone sieht sich auch mit Schadenersatzforderungen konfrontiert. Ein Sprecher der BayernLB bekräftigte, die Bank werde den Formel-1-Chef deshalb Ende Januar oder Anfang Februar vor dem High Court in London verklagen. Wie mit der Angelegenheit vertraute Personen gesagt hatten, verlangt die Bank von Ecclestone 400 Millionen Dollar.

Dasselbe Gericht will in den kommenden Wochen das Urteil in einem weiteren Schadenersatzprozess fällen: Der deutsche Medienkonzern Constantin sieht sich wegen Absprachen zwischen Ecclestone und Gribkowsky um einen Anteil an dem damaligen Verkaufserlös geprellt und fordert mehr als 100 Millionen Dollar.

Weitere Themen

Inflation: Lebensmittel-Preise explodieren

Notenbank: Hollande soll Unternehmen schnell entlasten

Crash-Angst: Sparer decken sich weltweit mit Bargeld ein

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Starbucks dreht den Spieß um: Mehr Baristas statt mehr Maschinen
10.05.2025

Starbucks gibt auf die Maschinen auf: Statt weiter in teure Technik zu investieren, stellt das Unternehmen 3.000 Baristas ein. Nach...

DWN
Panorama
Panorama EU-Prüfer sehen Schwächen im Corona-Aufbaufonds
10.05.2025

Milliarden flossen aus dem Corona-Topf, um die Staaten der Europäischen Union beim Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie zu unterstützen....

DWN
Finanzen
Finanzen Estateguru-Desaster: Deutsche Anleger warten auf 77 Millionen Euro – Rückflüsse stocken, Vertrauen schwindet
10.05.2025

Immobilien-Crowdfunding in der Vertrauenskrise: Estateguru kann 77 Millionen Euro deutscher Anleger bislang nicht zurückführen – das...

DWN
Politik
Politik Landtagswahlen Baden-Württemberg 2026: AfD liegt vor den Grünen – eine Partei gewinnt noch mehr
09.05.2025

Die AfD überholt erstmals laut Insa-Umfrage die grüne Partei in Baden-Württemberg, die seit 13 Jahren regiert und die größte...