Deutschland

Blase: In den Großstädten steigen die Mieten

Lesezeit: 2 min
21.01.2014 14:18
Deutliche Miet-Steigerungen treten in Deutschland vor allem bei Neu-Vermietungen in den großen Städten auf. Ursache ist hier die größere Nachfrage durch junge Leute und Zuwanderer. Im Bundesdurchschnitt stiegen die Mieten 2013 jedoch nur um 1,3 Prozent.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In Deutschland gibt es keine flächendeckende Explosion der Mieten. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest das Statistische Bundesamt in einer am Dienstag veröffentlichten Untersuchung. Demnach stiegen die Nettokaltmieten 2013 bundesweit um durchschnittlich 1,3 Prozent und damit langsamer als die allgemeine Inflationsrate mit 1,5 Prozent.

„Deutliche Mietsteigerungen treten nur regional begrenzt auf und sind in erster Linie ein Problem der Neuvermietungen in Ballungszentren, Groß- und Hochschulstädten“, erklärten die Statistiker. Sie locken vor allem junge Leute und Zuwanderer an.

Besonders in Berlin mussten Mieter tiefer in die Taschen greifen. Hier fiel das Plus mit 2,6 Prozent genau doppelt so stark aus wie im Bundesdurchschnitt. Es folgen Nordrhein-Westfalen und Niedersachen mit jeweils 1,6 Prozent. Für die zweitgrößte deutsche Stadt Hamburg fehlen konkrete Angaben. In den östlichen Bundesländern habe die Erhöhung am Jahresende lediglich zwischen 0,3 und 0,9 Prozent gelegen.

Für die begehrten Lagen sagen Experten auch in diesem Jahr einen deutlichen Aufschlag voraus. „In Top-Städten wie Berlin, Hamburg und München dürften die Preise bei den Neuvermietungen um etwa fünf Prozent zulegen“, sagte André Adami vom Marktforscher bulwiengesa, auf dessen Daten sich etwa die Bundesbank stützt. In einigen besonders begehrten Stadtgebieten wie dem Prenzlauer Berg in Berlin oder St. Pauli in Hamburg gebe es bereits Hinweise für eine Überhitzung.

Das sieht der Mieterbund ganz ähnlich. „Die Nachfrage liegt in einigen Städten deutlich über dem Angebot, was die Preise nach oben treibt“, sagte Sprecher Ulrich Ropertz. Das Problem lasse sich nur durch einen verstärkten Neubau lösen. „Wir brauchen den sozialen Wohnungsbau, da private Investoren vor allem hochpreisige Wohnungen schaffen“, so Ropertz. „Und größere Unternehmen sollten den Werkswohnungsbau wiederbeleben, um ihren Mitarbeitern bezahlbares Wohnen zu ermöglichen.“

Da von der Planung bis zum Einzug aber Jahre vergehen, ist der Mieterbund für die von der großen Koalition vereinbarte Mietpreisbremse. Sie soll ab Sommer gelten und den Anstieg dämpfen. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) will in den nächsten Wochen einen Entwurf vorlegen, mit dem steigende Mieten vor allem in Großstädten gedeckelt werden sollen (mehr hier).

Andere Experten halten die Mietpreisbremse dagegen für kontraproduktiv. „Sie verunsichert Investoren, die Projekte deshalb erst einmal auf Eis legen“, sagte bulwiengesa-Fachmann Adami. Wenn sich die Vermietung nicht mehr lohnt, werden weniger neue Wohnungen gebaut. Auch in bestehende Wohnungen wird dann weniger investiert (mehr hier).

Deutschland gilt als Land der Mieter. Die Eigentümerquote lag 2011 - aktuellere Daten liegen noch nicht vor - bei 45,6 Prozent. In den beiden größten Städten Berlin und Hamburg habe sie nur 15,6 Prozent beziehungsweise 24,1 Prozent betragen. Lange Zeit stiegen die Mieten nur leicht.

„Längerfristig betrachtet, wirken die Nettokaltmieten preisdämpfend auf die Entwicklung der Verbraucherpreise“, so das Bundesamt. Sie hätten sich von 2005 bis 2013 um 9,8 Prozent erhöht, die Kosten für die Lebenshaltung insgesamt aber um 14,3 Prozent.

Auch die Preise für Immobilien sind stark angestiegen. München, Hamburg und Berlin gehören zu den europäischen Städten mit den stärksten Preisanstiegen. Analysten sprechen bereits von einer Blase (mehr hier).


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...