Politik

Kiew: Polizei fordert Freilassung von drei entführten Beamten

Die Regierungs-Gegner verstärken ihren erbitterten Kampf gegen die ukrainische Regierung. Sie belagern das Kiewer Rathaus und zwei Ministerien. Die Polizei fordert die sofortige Freilassung dreier Beamter, die von den Demonstranten entführt worden seien.
25.01.2014 18:33
Lesezeit: 1 min

Trotz Zugeständnissen von Präsident Viktor Janukowitsch weiten die Regierungsgegner in der Ukraine ihre Proteste aus.

Nach neuen Zusammenstößen in der Nacht trafen die drei führenden Oppositionspolitiker, darunter Ex-Boxer Vitali Klitschko, am Samstag erneut mit Janukowitsch zusammen, um eine weitere Eskalation zu vermeiden. Janukowitsch hatte führenden Oppositionspolitikern am Freitag Zugeständnisse in zwei Kernforderungen gemacht: Er sagte zu, die Regierung umzubilden und die kürzlich beschlossene Verschärfung des Demonstrationsrechts abzuschwächen.

Nach dem Rathaus und dem Agrarministerium ist das Energieministerium das dritte zentrale Gebäude, das von Demonstranten besetzt gehalten oder belagert wird. Maskierte und mit Stöcken bewaffnete Oppositionelle blockieren den Zugang zum Gebäude (mehr hier).

Energieminister Stawytsaki sagte der Nachrichtenagentur Reuters, rund 100 Menschen seien am Morgen in das Ministerium eingedrungen, hätten es aber nach einer Diskussion mit ihm wieder verlassen. Gleichwohl sei die Lage angesichts der Blockade weiter gefährlich:

„Was sich hier abspielt, ist eine direkte Bedrohung für das gesamte Energiesystem der Ukraine“, warnte der Minister. Sprecher der Demonstranten sagten, sie kontrollierten den Zugang zum Ministerium und erlaubten nur denen den Zutritt, die für den Betrieb der Verwaltung unbedingt nötig seien.

Die Auseinandersetzungen um den Maidan-Platz waren erst am Morgen abgeflaut. Zuvor hatte es teils heftige Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Regierungsgegnern gegeben, bei denen auch wieder Brandsätze geworfen und Barrikaden angezündet worden waren (Bilder hier).

Beide Seiten verschärften den Ton am Samstag: Das Innenministerium kündigte an, jeden als Extremisten zu verfolgen, der sich zu den Protestierenden auf dem Unabhängigkeitsplatz geselle oder dort weiter ausharre.

In einer gemeinsamen Erklärung erklärten die Oppositionspolitiker, sie verfügten über Informationen, wonach Janukowitsch den Ausnahmezustand verhängen wolle und den Protest auf dem Maidan-Platz niederschlagen wolle.

Janukowitschs Unterschrift unter ein solches Dekret wäre eine Erlaubnis, „auf hunderte Menschen zu schießen und einen Krieg der Regierung gegen die eigene Bevölkerung zu beginnen“, erklärten Klitschko, der frühere Wirtschaftsminister Arseni Jatsenjuk und der Nationalist Oleh Tjanhibok.

Von Seiten der Polizei wurde die sofortige Freilassung dreier Beamter gefordert, die von den Demonstranten auf dem Unabhängigkeitsplatz entführt worden seien. Einem weiteren Polizisten sei in den Kopf geschossen worden.

Die bislang vor allem auf Kiew beschränkten Proteste gegen die Regierung und den anti-europäischen Kurs von Präsident Janukowitsch hatten am Freitag auch auf weitere Städte im ganzen Land übergegriffen. Auslöser der Proteste war die Ablehnung eines Partnerschaftsabkommens zwischen der Ukraine und der EU durch Janukowitsch, der die frühere Sowjetrepublik stattdessen enger an Russland anbinden will.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Litauischer Hersteller Altas Auto: Wie Europa exklusive Elektrobusse bekommt
20.06.2025

Während Europas Politik auf Elektro-Transformation pocht, bleibt die Umsetzung zäh. Ein litauischer Hersteller von E-Minibussen will die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Waffen brauchen Rohstoffe: Der stille Machtkampf um die Kriegsmetalle Antimon und Wolfram
20.06.2025

Antimon und Wolfram gelten als Schlüsselfaktoren für die moderne Rüstung. Doch die weltweiten Vorkommen liegen größtenteils außerhalb...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osteuropas KI-Plan: Die EU-Digitalwende kommt nicht aus Brüssel
20.06.2025

Mit fünf strategischen Hebeln will Mittel- und Osteuropa die EU-Digitalspitze übernehmen – ein ambitionierter Plan mit Folgen für die...

DWN
Politik
Politik Ex-Minister Jens Spahn unter Druck: Parlament erhält teils geschwärzten Bericht zu Masken-Deals
20.06.2025

Ein vertraulicher Masken-Bericht sorgt für neuen politischen Zündstoff. Die angekündigte Offenlegung im Bundestag bleibt unvollständig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erhöhung Mindestlohn: Kommt 2026 eine Anhebung auf 15 Euro?
20.06.2025

Ende Juni befindet eine Kommission über eine weitere Erhöhung der Lohnuntergrenze. Eine Zahl spielte beim Wahlkampf der SPD eine große...

DWN
Panorama
Panorama Jobcenter zahlt 5000 Euro Bürgergeld für den Autokauf: "Das ist doch irre!"
20.06.2025

5000 Euro Bürgergeld für ein Auto? Das Jobcenter Dortmund sorgt mit einem Pilotprojekt für Aufsehen. Arbeitslose sollen mit Prämien in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Israel und Iran: Der wahre Preis von Krieg, Öl und Exodus
20.06.2025

Raketenhagel, Krieg mit dem Iran, massive Auswanderung – und trotzdem explodieren Börse und Rüstungsexporte. Wie lange kann das...

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis aktuell: Keine Panik, das lehrt die Geschichte
20.06.2025

Die Angriffe Israels auf iranische Energieanlagen lassen den Ölpreis aktuell klettern, Analysten warnen vor einem Flächenbrand in der...