Finanzen

Banker nutzen Insider-Wissen für Privat-Wetten

Trader großer Banken nutzten Insider-Informationen für private Wetten auf dem Devisenmarkt. So machen sie Profite zum Nachteil ihrer Kunden. Bisher standen bei den Devisen-Manipulationen nur die Banken unter Verdacht.
20.02.2014 00:07
Lesezeit: 2 min

Jeden Tag werden auf den globalen Devisen-Märkten Währungen im Volumen von mehr als fünf Billionen US-Dollar gehandelt. Die Mitarbeiter der internationalen Großbanken, die mit dem Währungshandel zu tun haben – die sogenannten „Trader“ – bereichern sich mit den Währungsmanipulationen, indem sie hohe Devisenbeträge auf ihren Privatkonten anlegen und damit spekulieren.

Seit langem können „Marktteilnehmer“ über jedwede Plattform ohne jede Kontrolle Devisen tauschen. Das läuft „over the counter“ über den Freiverkehrs-, Direkt- oder OTC-Handel, somit außerhalb der normalen Handels-Börsen.

Vor kurzem wurde bekannt, dass die globalen Großbanken die Devisenkurs-Manipulationen verwickelt sind. Die Nachricht rief offenbar die BaFin auf den Plan, wonach die Behörde mittels einer Sonderprüfung die Deutsche Bank ausleuchten wolle. Die Aufseher gingen der Frage nach, ob die Deutsche Bank, die als größter Devisenhändler der Welt gilt, den Bereich ordnungsgemäß organisiert hat und ob es dort ausreichende Kontrollen gibt (mehr hier).

Die Aufseher haben dabei wohl die kriminelle Energie mancher Banker unterschätzt. Denn es handelt sich bei der globalen Manipulation der Devisenkurse um einen Skandal, der die Manipulationen des Libor-Zinssatzes noch weit übertrifft.

Bei Währungsspekulationen geht es um Absprachen der Trader, um die jeweiligen Wechselkurse in eine bestimmte Richtung zu treiben, sei es nach oben oder nach unten. Zu ganz bestimmten Tages- oder Nachtzeiten werden in ausgesuchten Währungen Geschäfte platziert, um den Kurs vorübergehend in die eine oder andere Richtung zu verschieben.

Erleichtert wird der Betrug dadurch, dass die fünf global größten Banken – darunter die Deutsche Bank – mehr als fünfzig Prozent des gesamten, weltweiten Devisenhandels kontrollieren. Mit anderen Worten: ihre Macht im globalen Markt ist grenzenlos.

Über Jahre und Jahrzehnte hinweg haben die Aufseher offenbar „gehofft“, dass an den Devisenmärkten schon nicht geblufft wird. Doch hier wurden gewissermaßen Kartelle am Laufen gehalten, die an Intransparenz nicht zu übertreffen sind. Profiteure sind allemal die Großbanken selber.

Kurz nach der Lehman-Pleite versprachen die Regierungen der G-20-Länder, dass künftig Transparenz gelten sollte. Kein Akteur, kein Markt und kein Produkt solle unreguliert bleiben, so Kanzlerin Merkel beim damaligen Gipfeltreffen.

Nun stellt sich heraus, dass sich die Devisenhändler auch privat bereichern. Daran sind Trader der Deutsche Bank, der Royal Bank of Scotland und der UBS beteiligt, berichtet die FT unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Personen.

Bereits im November 2013 hatte nach Angabe der FT die britische Aufsichtsbehörde Ermittlungen zu den privaten Konten der Händler eingeleitet. Die Untersuchungen dauern dem Bericht zufolge noch an. „Dabei gäbe es den Verdacht, dass manche Händler private Konten verwendet haben, um auf Basis von Insider-Informationen Wetten abzuschließen“.

Die Trader verwenden sogenannte „personal accounts“ (PA’s) um privat Devisen anzulegen. Anschließend hört man sich bei Informanten um, welche Wetten man abschließen kann, um mit den privat angelegten Devisen zu spekulieren.

Es ist also davon auszugehen, dass die Trader deshalb so gnadenlos die Devisenkurse manipulieren, weil diese Geschäftsmacher zum Nachteil von Staaten, Unternehmen und Privatpersonen ihre eigenen Konten füllen können.

Die britische Finanzaufsicht FCA und die betroffenen Banken lehnen jeglichen Kommentar ab, berichtet die FT.

Die Deutsche Bank erwäge, die Summen zu begrenzen, die ein Händler in jeder Währung anlegen darf.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Leben auf einem Eismond? - Astrobiologe auf Spurensuche
15.06.2025

Dicke Eiskruste und bis zu minus 200 Grad - klingt nicht gerade angenehm. Warum der Saturnmond Enceladus auf der Suche nach außerirdischem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kritik oder Mobbing? Wie Sie den feinen Unterschied erkennen
15.06.2025

Mobbing beginnt oft harmlos – mit einem Satz, einem Blick, einer E-Mail. Doch wann wird aus Kritik systematische Zermürbung? Dieser...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Das neue Magazin ist da: Das können wir gut - wo Deutschland in Zeiten von KI, Transformation und Globalisierung überzeugt
15.06.2025

Was kann Deutschland gut? Diese Frage mag auf den ersten Blick einfach erscheinen, fast schon trivial. Doch in einer Zeit, in der das Land...

DWN
Finanzen
Finanzen „Banknoten-Paradoxon“: Milliarden unter den Matratzen - Bargeldmenge steigt weiter
15.06.2025

Ungeachtet der stetig abnehmenden Bedeutung von Scheinen und Münzen beim alltäglichen Einkauf steigt die im Umlauf befindliche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Kleinkrieg“ um Lkw-Plätze: Autoclub kritisiert Überfüllung
15.06.2025

Auf und an Autobahnen in Deutschland fehlen viele tausend Lkw-Stellplätze – nach einer Kontrolle an Rastanlagen beklagt der Auto Club...

DWN
Politik
Politik Machtverschiebung in Warschau: Der Aufstieg der Nationalisten bringt Polen an den Abgrund
15.06.2025

In Polen übernimmt ein ultrakonservativer Präsident die Macht – während die liberale Regierung um Donald Tusk bereits ins Wanken...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trotz US-Verboten finden chinesische Tech-Giganten Wege, um im KI-Rennen zu bleiben
14.06.2025

Die USA wollen Chinas Aufstieg im KI-Sektor durch Exportverbote für High-End-Chips stoppen. Doch Konzerne wie Tencent und Baidu zeigen,...

DWN
Technologie
Technologie Einsatz von Tasern: Diskussion um „Aufrüstung“ der Polizei
14.06.2025

Taser gelten als umstritten, nun will Innenminister Alexander Dobrindt damit die Bundespolizei ausrüsten. Kritik kommt von Niedersachsens...