Finanzen

Bank of England vernichtet alle Akten zur Finanzkrise

Die britische Zentralbank hat seit der Finanzkrise 2008 alle Sitzungsprotokolle vernichtet. Dies mussten Vertreter der Notenbank vor dem Parlament zugeben. Die Abgeordneten verlangten zuvor die Herausgabe der Protokolle, um einem Manipulationsverdacht nachzugehen.
19.03.2014 00:15
Lesezeit: 1 min

Die britische Zentralbank, die Bank of England (BoE), hat alle Aufzeichnungen zu ihren Sitzungen seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 vernichtet. Dies gestanden Vertreter der Zentralbank vor dem Parlamentsausschuss ein.

Bei einer fünfstündigen Sitzung des Parlaments mussten sich Mark Carney und seine Kollegen den Fragen der britischen Abgeordneten stellen, wie die FT berichtet. Der Untersuchungsausschuss wollte vor allem wissen, in wie weit die BoE in Manipulationen am Devisenmarkt involviert war (mehr hier). Zudem interessierten sich die Abgeordneten dafür, wie lange und in welchem Umfang die Zentralbank noch an ihrem Anleihekauf-Programm („Quantitative Easing“) festhalten würde.

Bei der Befragung stellte sich auch heraus, dass die BoE jede ihrer monatlichen Sitzungensprotokolle seit 2008 vernichtet hat. Mitarbeiter der Zentralbank wurden angewiesen, die Originale der Audio-Mitschnitte nach jeder Beschlussfassung zu vernichten.

Die Abgeordneten vermuteten, dass der ehemalige Vorsitzende der BoE, Mervyn King, dem restlichen Komitee entscheidende Informationen zur Finanzkrise vorenthalten hat. Also forderten sie die Herausgabe der Sitzungsprotokolle, um den Verdacht zu überprüfen.

„Die Aufzeichnungen werden zerstört? Warum?“, fragte der Sprecher des Ausschusses, Andrew Tyrie.

„Weil wir eine Kopie der Sitzungsprotokolle haben, nämlich die, die veröffentlicht wird. Und es gibt keine alternative Aufzeichnung“, sagte Paul Fisher, ein Mitglied der Zentralbank.

Als offizielle Begründung für die routinemäßige Vernichtung der Sitzungsprotokolle gab die BoE drei Gründe an. Zum einen sei es schwer den Diskussionen von Ökonomen zu folgen. Darüber hinaus gäben die veröffentlichten Stellungnahmen – die sogenannten „Minutes“ – den kompletten Verlauf der Diskussionen wieder. Und schließlich würde eine komplette Aufzeichnung den freien Redefluss bei den BoE-Sitzungen behindern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Putins Frontstopp: Moskaus neues Angebot könnte Trump in die Falle locken
23.04.2025

Putins überraschende Gesprächsbereitschaft trifft auf strategisches Kalkül in Washington – der Westen steht vor einer geopolitischen...

DWN
Politik
Politik Bye bye, Washington: Elon Musk will erstmal Tesla retten
23.04.2025

Elon Musk zieht sich zunehmend aus Washington zurück – und verspricht dafür Millionen autonomer Teslas. Doch die Zweifel an seiner...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China in der Zwickmühle: Handelskrieg trifft Arbeitsmarkt – Millionen Jobs in Gefahr
23.04.2025

Die chinesische Wirtschaft wächst – zumindest auf dem Papier. Doch der Schein trügt. Hinter den offiziellen Zahlen verbirgt sich ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Zölle treffen Chinas digitale Angriffsstrategie ins Mark: Temu und Shein vor Rückzug aus dem US-Markt
23.04.2025

US-Zölle beenden Chinas E-Commerce-Expansion – Temu und Shein geraten ins Wanken, Europas Märkte droht eine neue Importwelle.

DWN
Panorama
Panorama Frankreich: Luxusimmobilien machen das Land zum neuen Hotspot der Superreichen
23.04.2025

Frankreich, einst als Kulturnation verehrt, wird nun zunehmend zum globalen Epizentrum des Luxuskapitals. Wie aus dem aktuellen Bericht von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftliche Eskalation durch Trump-Zölle: Kommt jetzt die Wende für Europa?
22.04.2025

Zwei der einflussreichsten Ökonomen der Welt – Lawrence Summers und Olivier Blanchard – schlagen Alarm: Donald Trumps aggressiver...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Weltwirtschaft: IWF warnt vor Folgen von Trumps Zollpolitik
22.04.2025

Trumps neue Zolloffensive sendet Schockwellen durch die Weltwirtschaft. Der IWF sieht die globale Konjunktur in der Krise und senkt seine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Preis der Führungsdiplomatie: Zwischen Beziehung und Ergebnis
22.04.2025

Harmonie und Klarheit: Warum effektive Führung mehr verlangt als nur gutes Zuhören – und wie man den Spagat meistert.