Deutschland

Defekte Zündschlösser: Opel ruft Sportwagen zurück

General Motors hat seine Rückruf-Aktion ausgeweitet und ruft weitere 1,6 Millionen Autos zurück. Auch die deutsche GM-Tochter Opel bestellt tausende Autos der Modellreihe GT zur Überprüfung in die Werkstätten. GM drohen ein Vertrauensverlust bei den Kunden und Strafen in Milliarden-Höhe.
30.03.2014 15:12
Lesezeit: 2 min

Dem Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) stehen schwere Zeiten bevor: Der einstmals größte Automobilkonzern der Welt weitete seine Rückrufaktion massiv aus. Dem US-Unternehmen drohen eine Klagewelle und ein massiver Vertrauensverlust. Auch die Rüsselsheimer Tochter Opel ist von den Problemen kaum betroffen.

Wegen defekter Zündschlösser müssen mehr Autos der Modellreihe GT in die Werkstätten, als zunächst angenommen. Circa 7.400 Sportwagen aus den Baujahren 2007-2010 müssten zum Check, erklärte ein Opel-Sprecher am Sonntag. Andere Opel-Modelle seien nicht betroffen.

GM beorderte am Freitag nochmals rund 1,6 Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten zurück. Hintergrund sind unter anderem erneut defekte Zündschlösser. Darüber hinaus könnte es wegen möglicher Mängel an einer Getriebekühler-Leitung zu Bränden kommen, begründete das Unternehmen den Schritt. Außerdem könnten Achsbrüche nicht ausgeschlossen werden.

Betroffen sind Autos verschiedener Modellreihen. Erst im Februar hatte der in Detroit ansässige Konzern 1,6 Millionen Fahrzeuge wegen fehlerhafter Zündungen aus dem Verkehr gezogen. Auch wegen Airbag-Problemen hatte GM im März Autos zurückgerufen. Seit Jahresbeginn waren etwa 4,8 Millionen Pkws von den Aktionen betroffen.

Am Dienstag und Mittwoch muss sich GM-Chefin Mary Barra vor dem US-Kongress verantworten. Dabei geht es um die Frage, was und seit wann sie von den Defekten an den Zündungen gewusst hat. GM-Ingenieure hatten schon vor 13 Jahren fehlerhafte Zündungen registriert. Seitdem sind bei dadurch verursachten Unfällen GM zufolge 13 Menschen ums Leben gekommen. Verbraucherschützer gehen von mehr als 300 Todesopfern aus.

Bei den Autos kann die Zündung auch bei hohem Tempo unvermittelt in einen Modus springen, bei dem sich Motor und elektrische Systeme abschalten. Auch die Airbags funktionieren dann nicht mehr.

Die Ausweitung des Rückrufs folgt auf einen Reuters-Bericht, wonach immer noch Zündungssysteme der Firma Delphi Automotive mit derselben Teilenummer zu kaufen sind, wie sie in anderen zurückgerufenen Fahrzeugen verwendet wurden. GM hatte zwar nach 2007 die mangelhaften Zubehörteile umgeändert. Ihre Nummer blieb aber dieselbe, sodass es zu Verwechslungen kam.

Die Sicherheitsmängel könnten GM teuer zu stehen kommen. In Kalifornien verklagte eine Frau den Konzern nach Angaben ihres Anwalts auf mindestens 350 Millionen Dollar Schadenersatz. Sie wirft der Opel-Mutter vor, von den Problemen bereits 2001 gewusst zu haben und trotzdem noch Jahre danach Fahrzeuge mit dem Defekt hergestellt und vermarktet zu haben. Selbst nach der Insolvenz im Juli 2009 habe der Auto-Hersteller diese Praxis beibehalten. Daher könne er auch haftbar gemacht werden, sagte der Anwalt.

Zudem erwägen Familienangehörige von zwei Todesopfern laut ihren Rechtsvertretern eine bereits vor Jahren getroffene Einigung mit GM anzufechten. General Motors hatte vor knapp zwei Wochen mitgeteilt, das Image-Debakel durch den Rückruf mit lückenloser Aufklärung und einem neuen Sicherheitschef in den Griff bekommen zu wollen.

Neben der Zivilklage ermitteln auch die Behörden gegen GM.Als Vorbild für eine Einigung mit den Ermittlern könnte ein Vergleich dienen, den Toyota vor kurzem geschlossen hatte. Die Japaner verpflichten sich darin dazu, 1,2 Milliarden Dollar Strafe zu zahlen - so viel wie noch kein Auto-Hersteller zuvor. Sie räumen zugleich ein, Kunden in den USA bei Mängeln getäuscht zu haben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...

DWN
Politik
Politik SPD-Spitze im Umbruch: Bas spricht von historischer Verantwortung
12.05.2025

Die SPD steht nach dem desaströsen Wahlergebnis von 16,4 Prozent bei der Bundestagswahl vor einem umfassenden Neuanfang. In Berlin haben...

DWN
Politik
Politik Beamte in die Rente? SPD und Experten unterstützen Reformidee
12.05.2025

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas erhält Unterstützung aus der SPD für ihren Vorschlag, künftig auch Beamte, Selbstständige und...