Deutschland

Kartellamt verhängt harte Strafen gegen Bierbrauer

Die deutschen Bierbrauer müssen wegen Preisabsprachen eine der härtesten jemals verhängten Strafen zahlen. Das Kartellamt hat Bußgelder von insgesamt 338 Millionen Euro festgesetzt. Die Bierbrauer bestreiten die Vorwürfe.
02.04.2014 16:46
Lesezeit: 1 min

Das Bundeskartellamt hat mit einem Schlag gegen Carlsberg, Radeberger und weitere Brauereien seine Kartellstrafe gegen das Bierkartell auf rund 338 Millionen Euro mehr als verdreifacht.

Es handele sich damit um eines der höchsten jemals verhängten Bußgelder, sagte am Mittwoch ein Sprecher der Bonner Wettbewerbsbehörde. Insgesamt seien elf Unternehmen, der Brauereiverband NRW sowie 14 persönlich Verantwortliche wegen Preisabsprachen verdonnert worden.

„Die betroffenen Hersteller stehen für mehr als die Hälfte des in Deutschland verkauften Bieres“, sagte Kartellamtschef Andreas Mundt. Bei einem Umsatz der Branche von weit über 7 Milliarden Euro seien die Bußgelder angemessen, um eine Wirkung zu erzielen.

Auf die zur Oetker-Gruppe gehörende Brauerei Radeberger und Carlsberg entfällt Mundt zufolge der Großteil des Bußgeldes. Genaue Zahlen nannte er nicht. Radeberger bestreitet, an Preisabsprachen beteiligt gewesen zu sein und legte Einspruch dagegen ein. Auch Carlsberg kündigte an, sich gegen das Bußgeld von 62 Millionen Euro zu wehren.

Die Geldbußen sind noch nicht rechtskräftig, da alle Betroffenen vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf Einspruch einlegen können. Das Kartellamt hat in den vergangenen Jahren eine Reihe von Bußgeldern verhängt, darunter gegen Schienenhersteller, Feuerwehrausrüster und Kaffeeröstereien. Das höchste Bußgeld verhängten die Ermittler mit 660 Millionen Euro gegen ein Zementkartell.

Der Brauer Anheuser-Busch InBev Germany kommt ohne Strafe davon, da er das Verfahren ausgelöst und als Kronzeuge fungiert hatte.

Betroffen sind jedoch auch Bolten, Erzquell, Früh und Gaffel. Gaffel kündigte Einspruch gegen das Bußgeld an, das einem Sprecher zufolge in einem „sehr geringen einstelligen Millionenbereich“ liege. Auch Bolten will den Bescheid anfechten. Von Erzquell und Früh war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Darüber hinaus wurde die Strafe auch gegen den Brauereiverband NRW sowie gegen sieben persönlich Verantwortliche verhängt worden.

Das am Mittwoch verkündete zweite Bußgeld in dem Verfahren beläuft sich auf 231,2 Millionen Euro. Bereits im Januar hatten die Bonner Wettbewerbshüter gegen fünf Privatbrauereien sowie gegen sieben persönlich Verantwortliche eine Gesamtstrafe von 106,5 Millionen Euro verhängt (hier). Darunter waren die Privatbrauereien Bitburger, Krombacher, Veltins, Warsteiner und Ernst Barre.

„Durch unsere Ermittlungen konnten wir Absprachen zwischen Brauereien nachweisen, die überwiegend auf rein persönlichen und telefonischen Kontakten beruhten“, hatte Kartellamts-Präsident Mundt im Januar erklärt. Für Fassbier seien in den Jahren 2006 bis 2008 Preiserhöhungen in der Größenordnung von jeweils 5 bis 7 Euro pro Hektoliter abgesprochen worden. „Für Flaschenbier wurde in 2008 eine Preiserhöhung abgesprochen, die zu einer Verteuerung des 20-Flaschen-Kastens von 1 Euro führen sollte.“

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Schuldenkrise: Droht der Dollar-Kollaps? Was Anleger jetzt wissen müssen
10.07.2025

Die USA spielen mit dem Feuer: Zölle, Dollar-Schwächung und wachsende Schulden bedrohen das globale Finanzsystem. Doch es gibt Strategien...

DWN
Finanzen
Finanzen Hochsteuerland: Staat zockt Menschen ab - Von einem Euro bleiben Arbeitnehmern nur 47 Cent
10.07.2025

Bis zum 13. Juli arbeiten die Menschen in Deutschland in diesem Jahr nach Angaben des Bundes der Steuerzahler für die Staatskasse. Der...