Politik

Irak: Ölpreis steigt, Parlament nicht beschlussfähig

Im Irak melden islamische Kämpfer weitere Gebietsgewinne. Die Eskalation treibt den Ölpreis in die Höhe. Das irakische Parlament ist handlungsunfähig: Der Versuch des Ministerpräsidenten, den Ausnahmezustand auszurufen, ist gescheitert. Die Mehrheit der Abgeordneten erschien nicht zur Abstimmung.
12.06.2014 14:16
Lesezeit: 1 min

Der Vormarsch islamistischer Kämpfer im Irak hat den Ölpreis am Donnerstag kräftig in die Höhe getrieben. Die richtungweisende Nordsee-Sorte Brent verteuerte sich um bis zu 2,1 Prozent und kostete mit 112,29 Dollar je Barrel (159 Liter) so viel wie zuletzt Anfang März. Der Terminkontrakt auf das US-Öl WTI stieg sogar auf ein Neun-Monats-Hoch von 106,34 Dollar.

"Es herrscht Furcht, dass die Kämpfe die irakischen Öl-Exporte bedrohen", sagte Rohstoff-Händler Christopher Bellew vom Brokerhaus Jefferies Bache. Sollte das Land als Lieferant ausfallen, müsse mit weiteren kräftigen Preisaufschlägen gerechnet werden. Ähnlich äußerten sich die Experten der Commerzbank. "Derart große Angebotsausfälle könnten kaum kompensiert werden."

Genährt wurden die Spekulationen auf eine Störung des Erdöl-Nachschubs von der Flucht der irakischen Armee aus der Öl-Stadt Krikuk im Norden des Landes. Die wichtigsten Verlade-Anlagen befinden sich allerdings im Süden rund um Basra. Dort werden täglich rund 2,6 Millionen Barrel Rohöl umgeschlagen. Die Lage in diesem Gebiet sei "sehr, sehr sicher", betonte der irakische Ölminister Abdul Karim Luaibi. Außerdem sei die größte Raffinerie des Landes, Baidschi, weiterhin unter Kontrolle der Regierung.

Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki ist unterdessen mit seinem Vorhaben gescheitert, den Ausnahmezustand über das Land zu verhängen. Im Parlament in Bagdad erschienen am Donnerstag zu wenige Abgeordnete, um die vom Regierungschef beantragte Abstimmung abhalten zu können. Vor allem Parlamentarier der sunnitischen und kurdischen Fraktionen, die gegen eine Ausweitung der Machtbefugnisse des schiitischen Ministerpräsidenten sind, boykottierten die Sitzung.

Al-Maliki wollte mit dem Ausnahmezustand auf den Vorstoß der sunnitischen Extremistengruppe Islamischer Staat im Irak und in der Levante (Isil) reagieren, die in den vergangenen Tagen Teile des ölreichen Golfstaates unter ihre Kontrolle gebracht hatte, darunter die zweitgrößte Stadt Mossul. Während die Islamisten am Donnerstag ins Umland der Hauptstadt Bagdad vorrückten, übernahmen kurdische Milizen die Öl-Stadt Kirkuk.

Für zusätzliche Nervosität unter Investoren sorgten die Überlegungen des Nachbarlandes Türkei, militärisch einzugreifen. In den vergangenen Tagen wurden von der extremistischen Organisation Islamischer Staat im Irak und in der Levante (Isil) 80 Türken verschleppt, allein 49 bei einem Angriff auf das türkische Konsulat in Mossul.

Isil-Kämpfer bringen im Norden des Landes immer mehr Gebiete unter ihre Kontrolle. Sie kämpfen auch gegen die Regierung im benachbarten Syrien und wollen die eroberten Gebiete über die Grenze hinweg zu einem islamischen Staat verschmelzen.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen CBDCs und Gold – Kontrolle oder Freiheit?

In einer Zeit rasanter Veränderungen stellt sich mehr denn je die Frage: Wie sicher ist unser Geld wirklich? Die Einführung von CBDCs...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trump gegen die Welt: Warum Streit mit Verbündeten das China-Problem nur verschärft
01.05.2025

Die Ereignisse der vergangenen Wochen haben zweifellos dem internationalen Ruf der USA auf den Finanzmärkten geschadet und das...

DWN
Technologie
Technologie PwC-Studie: Künstliche Intelligenz könnte Weltwirtschaft bis 2035 um 15 Prozent beflügeln – doch der Preis ist hoch
01.05.2025

Während viele Volkswirtschaften unter dem Druck multipler Krisen taumeln – Energiepreise, geopolitische Spannungen, ein fragiles...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Politik schwächt den Dollar – Rogoff sieht Machtverschiebung zugunsten Europas
01.05.2025

Kenneth Rogoff sieht in Trumps Politik den Katalysator für das Ende des Dollar-Zeitalters. Europa steht vor der historischen...

DWN
Finanzen
Finanzen JPMorgan: Zinsschock voraus – Warum US-Bonds Europa ausstechen
01.05.2025

JPMorgan sieht in US-Anleihen den neuen Renditetreiber – Europas zögerliche EZB-Politik wirkt abschreckend auf Investoren.

DWN
Panorama
Panorama Jung oder KI: Zwei Wege zur Lösung des Lkw-Fahrermangels
01.05.2025

Angesichts des anhaltenden Fahrermangels setzt die EU auf die Senkung der Altersgrenze für Lkw-Führerscheine, während die USA auf eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Unternehmer weltweit in Alarmbereitschaft: Handelskriege, Schuldenkrisen und KI – Was kommt als Nächstes?
01.05.2025

UBS-Report: Unternehmer zwischen Angst vor Handelskriegen, Hoffnungen auf KI und dem Wettlauf um Nachhaltigkeit.

DWN
Finanzen
Finanzen Versteckte Risiken: Wie die Rentenversprechen zur Illusion werden
01.05.2025

Vorsorge mit Risiko: Warum viele Pensionslösungen nur scheinbar sicher sind – und wie mangelnde Transparenz zum größten Feind der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Die abgestürzten Börsenstars: Was tun, wenn die Raketen landen?
01.05.2025

Die Illusion der Dauer-Rendite zerplatzt – Anleger zwischen politischem Versagen und technologischer Ernüchterung