Unternehmen

EU-Kommission genehmigt Fusion von O2 und E-Plus

Die EU-Kommission stimmt der Fusion von E-Plus und O2 zu. Durch den Zusammenschluss entsteht der größte Mobilfunkanbieter Deutschlands mit rund 45 Millionen Handy-Kunden. Verbraucherschützer rechnen mit steigenden Preisen für die Mobilfunk-Kunden.
02.07.2014 16:13
Lesezeit: 2 min

Die europäischen Kartellwächter haben für die nächsten Jahrzehnte die Weichen auf dem deutschen Mobilfunkmarkt gestellt. Die EU-Kommission genehmigte am Mittwoch die 8,6 Milliarden Euro schwere Fusion von Telefonica Deutschland („o2“) und E-Plus.

Die bislang abgeschlagenen Netzbetreiber ziehen mit zusammen 45 Millionen Kunden am Führungsduo Deutsche Telekom und Vodafone vorbei. Unmittelbar droht den alten Granden aber keine Gefahr: Das Zusammenschalten der Netze von o2 und E-Plus ist enorm kompliziert und dauert Jahre. Experten sehen in der Entscheidung der Kartellwächter den Startschuss für weitere Fusionen in der europäischen Telekommunikationsbranche.

Die Erlaubnis für das vor einem Jahr eingefädelte Zusammengehen hängt an einer Reihe von Auflagen für die Tochter des spanischen Telekommunikationsriesen Telefonica, wie die EU-Kommission mitteilte. Diese sollen verhindern, dass die Übernahme von E-Plus den Wettbewerb auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt beeinträchtigt, erklärte Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia. „Verbraucher werden weiter in den Genuss der Vorteile eines wettbewerbsorientierten Marktes kommen.“

Um die Auflagen wurde acht Monate gerungen, da die Wettbewerbshüter fürchteten, dass nach dem Zusammenschluss des drittgrößten Betreibers E-Plus - Tochter der niederländischen Telekommunikationsfirma KPN - mit der Nummer Vier, Telefonica Deutschland, die Mobilfunkpreise steigen.

Rivalen und deutsche Behörden etwa pochten darauf, dass die beiden Anbieter einen Teil ihrer Funkfrequenzen abgeben, da sie ansonsten den Markt dominierten. Im Vergleich dazu sind die Forderungen aus Brüssel nach Ansicht von Experten für Telefonica Deutschland verkraftbar. Unter anderem muss die Münchner Firma bis zu 30 Prozent der Kapazitäten des Mobilfunknetzes der neuen Firma an Wettbewerber weiterverkaufen.

Die Bedingung ist bereits erfüllt, da Telefonica vorige Woche mit dem Dienstleister Drillisch handelseinig geworden ist. Daneben muss das Unternehmen bereit sein, Funkspektrum an einen möglichen neuen Netzbetreiber zu veräußern. Der ist derzeit aber nicht in Sicht, da der Markteintritt für einen Newcomer sehr teuer wäre. Zudem muss Telefonica den Zugang zu seinem Funknetz ausweiten, das auf dem Standard LTE basiert und Daten besonders schnell überträgt.

Als Präzedenzfall für den Deal gilt die Fusion des dritt- und viertgrößten Mobilfunkanbieters in Österreich: Mit der Übernahme von Orange durch Hutchison vor anderthalb Jahren schrumpfte die Zahl der Anbieter mit eigenem Netz von vier auf drei. Nach Angaben des österreichischen Telekom-Regulierers RTR sind die Mobilfunkpreise danach gestiegen. Analyst James Alison von IHS rechnet mit Folgen für den Rest der Branche auf dem Kontinent. „Europaweit wurde damit der Weg für eine Konsolidierung von vier Anbietern auf drei geebnet.“

Hauptantrieb für den Zusammenschluss sind hohe Einsparungen: Telefonica hofft, dadurch die Kosten um bis zu 5,5 Milliarden Euro zu drücken. Möglich ist das vor allem, da nur noch eines der bisher zwei Mobilfunknetze betrieben werden muss. Der Unterhalt der Netze ist sehr teuer. Der Prozess wird jedoch Jahre dauern. Geführt wird Telefonica Deutschland künftig vom langjährigen E-Plus-Chef Thorsten Dirks.

Nach Kunden betrachtet rückt der Newcomer an die Spitze: Zusammen zählen o2 und E-Plus derzeit 44,8 Millionen Handy-Kunden. Die Telekom weist 38,6 Millionen aus, und Vodafone kommt auf 32,3 Millionen. Doch in Punkto Jahresumsatz rangiert Telefonica hierzulande auch nach der Übernahme mit 8,1 Milliarden Euro nur auf dem dritten Platz, hinter Vodafone mit 9,6 Milliarden Euro Umsatz. Unangefochtener Marktführer ist die Deutsche Telekom, die in der Heimat zuletzt 22,4 Milliarden Euro erlöste.

Der deutsche Mobilfunkmarkt ist hart umkämpft, da die Anbieter mit Rabatten und hohen Subventionen für neue Mobilfunkgeräte um Kunden buhlen. Zudem entzieht die Regulierungsbehörde den Firmen durch Preisvorschriften regelmäßig viel Geld. Resultat: Die Umsätze der vier Betreiber mit Gesprächsminuten und Datenpaketen sanken 2013 um fünf Prozent. Hart erwischte es o2, hier gingen die Erlöse sogar noch stärker zurück.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in Germany: Duale Berufsausbildung - das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
05.07.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell: Dieses System ermöglicht jungen Menschen einen direkten Einstieg ins...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...

DWN
Panorama
Panorama So bleiben Medikamente bei Sommerhitze wirksam
05.07.2025

Im Sommer leiden nicht nur wir unter der Hitze – auch Medikamente reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen. Doch wie schützt man...