Deutschland

Auch der WDR räumt ein: Wir haben manipuliert

Lesezeit: 2 min
12.08.2014 17:40
Nach dem ZDF und dem NDR hat nun auch der WDR Manipulationen eingeräumt. Als Konsequenz der Veränderungen von Rankings sagte WDR-Direktor Jörg Schönenborn, dass das Publikum künftig nicht mehr online abstimmen dürfe. Die Gründe für die Manipulationen seien entweder Manipulationen durch die Zuseher oder eine zu geringe Teilnahme der Zuseher gewesen. Auch der rbb räumte Manipulationen ein.
Auch der WDR räumt ein: Wir haben manipuliert

Nach dem  ZDF und dem NDR ist nun bekanntgeworden, dass auch beim WDR Rankings manipuliert wurden. Der Fernsehdirektor des Westdeutschen Rundfunks, Jörg Schönenborn, hat verfügt, dass es beim WDR künftig keine Online-Votings mehr geben werde. Schönenborn begründet die Eingriffe in die Ergebnisse mit dem unangemessenen Verhalten der Zuseher: Zum einen hätten die Zuseher durch Klick-Aktivitäten die Zahlen in die Höhe getrieben. Zum andern hätten so wenige Zuseher teilgenommen, dass aus Sicht des WDR eine "journalistisch begründete Korrektur" notwendig gewesen sei.

Der WDR teilt dazu mit:

Damit reagiert der WDR auf eine gründliche Prüfung seiner bisherigen Ranking-Sendereihen im Fernsehen, die nach der Diskussion um eine Ranking-Show des ZDF veranlasst worden war. Im Gegensatz dazu basieren die Ranking-Sendungen im WDR Fernsehen allerdings nicht auf repräsentativen Umfragen, sondern auf Online-Votings.

Klick-Aktionen verzerrten Abstimmung

Das Ergebnis der Prüfung zeigt, dass die Redaktion bei zehn von insgesamt 111 Sendungen in den Jahren 2008 bis 2014 in die Reihenfolge eingegriffen hat, weil das Online-Voting entweder verzerrt war oder nicht zu klaren Ergebnissen führte. Veränderungen der Reihenfolge aus dramaturgischen Gründen hat es in keinem Fall gegeben.

So gab es bei vier Sendungen, zum Beispiel über die beliebtesten Bauwerke oder Städte in Nordrhein-Westfalen, kurzzeitige massive Klick-Aktionen von NutzerInnen, die rechnerisch wieder ausgeglichen wurden.

Journalistisch begründete Korrekturen

Bei weiteren Sendungen beteiligten sich nur sehr wenige Zuschauerinnen und Zuschauer am Voting, so dass es u.a. zu Gleichständen auf den hinteren Plätzen kam. In diesen Fällen wurde bewusst eine zusätzliche Publikumsbefragung bei einem Institut in Auftrag gegeben oder die Redaktion hat für die Reihenfolge der hinteren Plätze weitere journalistische Kriterien wie z.B. statistische Werte herangezogen.

Obwohl es sich hier eindeutig um journalistisch begründete Korrekturen am Voting handelte, hätten diese dem Publikum gegenüber transparent gemacht werden müssen. Dass dies versäumt wurde, bedauert der WDR ausdrücklich. Die Programmverantwortlichen arbeiten nun an neuen Konzepten sowie neuen Auswahlinstrumenten und Kriterien für Ranking-Sendereihen im WDR Fernsehen.

Die Details der Verschiebungen in der Auflistung durch den den WDR - hier.

Auch der Rundfunk in Berlin und Brandenburg hat Manipulationen eingeräumt. Der rbb teilt mit:

Im rbb Fernsehen gab es in den vergangenen Jahren zwei Mal Änderungen bei der Reihenfolge einer Zuschauerabstimmung. „Wir haben unsere Fernseh- und Radiovotings umfassend überprüft. Dabei haben wir bis auf zwei Ausnahmen keine Unregelmäßigkeiten feststellen können. 2013 stimmte bei den beiden 45-minütigen Sendungen “21 Dinge, die man in Berlin erlebt haben muss“ und „21 Dinge, die man in Brandenburg erlebt haben muss“ die ausgestrahlte Reihenfolge nicht mit dem Abstimmungsergebnis überein“, sagte Heiner Heller, Programmbereichsleiter „Neue Zeiten“ im rbb, am Dienstag.

„Alle 21 zur Wahl stehenden Beiträge waren in der Sendung zu sehen, jedoch nicht in der Abfolge, die sich die rund 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Online-Abstimmung gewünscht hatten“, so Heller. Die zuständige Redaktion habe eine andere Sendedramaturgie für wirkungsvoller gehalten und daher die Reihenfolge verändert. „Wenn wir das Publikum abstimmen lassen, muss das Ergebnis gelten. Die beiden betroffenen Sendungen sind deshalb für eine weitere Ausstrahlung gesperrt und aus unserer Mediathek entfernt“, sagte Heiner Heller.

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...