Politik

Hunderttausend Katalanen demonstrieren für einen unabhängigen Staat

In Barcelona demonstrierten erneut mehr als hunderttausend Katalanen für die Unabhängigkeit ihrer Region. Regionalpräsident Mas will nach einem Verbot des offiziellen Referendums am 9. November eine symbolische „Volksbefragung“ durchführen. Die Bürgerbewegung fordert Neuwahlen.
21.10.2014 00:00
Lesezeit: 1 min

In der spanischen Region Katalonien sind nach der Absage des geplanten Unabhängigkeits-Referendums erneut hunderttausende Menschen auf die Straße gegangen, um für einen eigenen Staat zu demonstrieren. Nach Polizeiangaben versammelten sich am Sonntag rund 110.000 Demonstranten in Barcelona.

Die Veranstalter der Versammlung, die Bürgerbewegung Asamblea Nacional Catalana (ANC) erklärten ihre bedingte Unterstützung für die Ausrichtung einer alternativen Abstimmung am 9. November, berichtet die spanische Zeitung El País.

Regionalpräsident Artur Mas hatte nach dem verfassungsrechtlichen Verbot des Volksentscheids vorgeschlagen, die Abstimmung als „freiwillige Volksbefragung“ ohne bindende Wirkung auszurichten.

Im Gegenzug für die Unterstützung dieses Vorhabens fordert die Bürgerbewegung jedoch, bis spätestens Februar kommenden Jahres Neuwahlen in der Region auszurichten. „Präsident, rufen sie Wahlen aus, wir wollen in den nächsten drei Monaten abstimmen. Wir wollen den Frühling 2015 mit einem neu gebildeten Parlament beginnen“, sagte der Sprecher der ANC Carme Forcadell auf der Veranstaltung.

„Wir werden den 9. November in einen massiven Akt verwandeln, damit die Welt erfährt, dass der spanische Staat uns nicht wählen lässt. Wir nehmen den 9. November als erste Runde der Volksabstimmungen. Nichts und Niemand wird verhindern, dass dieses Land unabhängig wird, wenn die Mehrheit seiner Bürger so will.“

Zudem rief Forcadell die Parteien dazu auf, die Einigkeit in der Region wieder herzustellen. Im Ringen um die Alternative Abstimmung am 9. November ist unter den Parteien der Region Streit ausgebrochen.

Mas Vorschlag, das Referendum nach dem Verbot durch eine symbolische Abstimmung zu ersetzen halten viele Bürger und nationale Parteien für zu nachgiebig. Bürger und Parteien forderten zivilen Ungehorsam und verlangten von Mas, das gerichtliche Verbot zu ignorieren. Mas gemäßigte Partei CiU hat gegenüber den radikaleren Parteien dadurch in Umfragen an Stimmen verloren.

Auch die Fragestellung auf den Stimmzetteln sorgt für Streitigkeiten: Die Formulierung der beiden Fragen: „Soll Katalonien ein eigener Staat sein?“ und 2. „Soll dieser Staat unabhängig sein?“ halten Kritiker für verwirrend.

Mit dem Verbot des offiziellen Referendums machte das Verfassungsgericht alle behördlichen Vorbereitungen für eine offizielle Wahlausrichtung illegal. Die Regionalregierung ist daher für die Durchführung einer „Volksbefragung“ auf die Unterstützung freiwilliger Helfer angewiesen. Kritiker bemängeln, dass die bisherige Zahl der voraussichtlichen Wahllokale nicht ausreiche, um alle Katalanen wählen zu lassen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...