Technologie

London baut Telefonzellen zu Handy-Aufladestationen aus

Die berühmten roten Telefonzellen werden in London umgestaltet. Solarpanele auf dem Dach machen daraus Ladestationen. Finanziert wird das kostenlose Aufladen durch Werbung.
28.10.2014 10:19
Lesezeit: 2 min

Rote Telefonzellen in London haben schon lange ausgedient, denn nur noch wenige Menschen in der Millionenmetropole besitzen kein Handy. Dies haben auch die Macher von Solarbox entdeckt und dafür eine passende Lösung erarbeitet.

Im Juni vergangenen Jahres begannen zwei Geographie-Studenten mit dem Projekt. Heute ist es bereits Realität, denn seit Anfang Oktober wurden die ersten sechs Solarboxes in London aufgestellt. Doch wie sie selbst auf ihrer Homepage schreiben, stehen sie erst am Anfang und haben noch Großes vor.

Das Projekt Solarbox wird unter anderem von Siemens finanziert und löst gleich zwei Probleme der Bewohner von London. Smartphones haben nun einmal in der Regel einen zu kleinen Akku. Je nach Nutzung kann ein komplett aufgeladenes Handy innerhalb von wenigen Stunden tot sein. Speziell der Einsatz von aufwändigen Apps und GPS zehren an der Akkuleistung.

Dies soll sich jetzt ändern, mit den grünen Telefonzellen können Passanten ihr Handy einigermaßen schnell aufladen. Natürlich geschieht dies nicht im Sekundentakt. Die Entwickler versprechen aber, dass Nutzer innerhalb von 12 Minuten ihre Handy-Batterie um 20 Prozent aufladen können. Das reicht in der Regel für dringend benötigte Anwendungen. Wer mehr Zeit mitbringt, kann seinen Akku auch komplett volltanken. Genauso wie an den klassischen Telefonzellen, gibt es hier auch keine Regel für die maximale Nutzungsdauer.

Das zweite Problem, dass London derzeit durch die roten Telefonhäuschen hat, ist die Müllablagerung. Viele dieser roten Touristenattraktionen werden als Mülleimer benutzt, weil sie niemand mehr für ihren eigentlichen Zweck benötigt. So verschandelt dies das Stadtbild und Touristen müssen sich schon eine saubere Phone Box aussuchen, wenn sie ein schönes Foto als Andenken schießen möchten.

Solarbox versorgt somit die Smartphone-Besitzer mit einer kurzen Ladung Energie und hilft gleichzeitig, dass Stadtbild sauberer zu gestalten. Damit die neuen Solarhäuschen nicht auch wieder als Abfall oder Toilette missbraucht werden, sollen sie nur eine gewisse Zeit geöffnet sein. Auf diese Weise wollen die Betreiber vor allem die angetrunkene Bevölkerung von ihrer Konstruktion fernhalten, berichten einer der Erfinder in einem BBC-Interview.

Demzufolge sind die Solarboxes zwischen 05:30 Uhr und 23:30 Uhr geöffnet. Dafür aber auch jeden Tag, also 365 Tage im Jahr. Eine Solarbox soll dabei pro Tag 100 Handys aufladen können.

Die Solarpanele auf dem Dach haben eine Leistung von 150 Watt. Außerdem gibt es einen Energiespeicher in jeder Solarbox. Damit kann auch bei schlechtem Wetter der Strom in die Handys fließen – oder auch vor und nach Sonnenuntergang.

Schön mitgedacht: Es soll für jedes Handy und Smartphone ein passendes Kabel in der neuen, grünen Telefonzelle enthalten sein. Diese sind sicher montiert, so dass auch der nächste Benutzer sich über einen passenden Stecker freuen kann.

Finanziert wird das laufende Projekt übrigens mit Werbung. Diese erscheint auf einem kleinen Monitor in der Box. Entsprechend gibt es hierfür natürlich Anzeigen, die sich an Smartphone-User richten. Oft wird auch gleich ein QR-Code eingeblendet.

So bringen die Erfinder die Energie ins Handy und den Kunden zur Werbung. Eine sinnvoll durchdachte Idee, die mit geringen Fixkosten auskommt. Denn jede Telefonzelle wird abends gereinigt. Dies sollte sich allerdings durch die Werbung decken lassen.

Es wäre noch interessant zu wissen, wie das Auf- und Absperren funktioniert. Bei sechs Solarboxen ist das sicherlich noch manuell umsetzbar. Doch wenn jemand um 23:25 Uhr anfängt sein Handy aufzuladen – müssen die Betreiber ihn dann fünf Minuten später wieder aus der Ladebox vertreiben? Wenn die Schließmechanik automatisch und zeitgesteuert funktioniert, muss darauf geachtet werden, dass niemand mehr in der Box ist, wenn die Tür für die nächsten sechs Stunden verriegelt bleibt.

Der Praxistest wird zeigen, wie die Erfinder mit diesen Situationen umgehen. Es ist auf jeden Fall eine intelligente und ökologisch sinnvolle Idee, die roten Müllhalden in London in grüne Energielieferanten umzurüsten.

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