Angesichts der lahmenden Konjunktur senkt Chinas Notenbank erstmals seit mehr als zwei Jahren den Leitzins. Sie verbilligte den Schlüsselzins überraschend auf 5,6 von zuvor sechs Prozent, wie die Zentralbank der Volksrepublik (PBOC) am Freitag mitteilte. Zugleich lässt die PBOC den Geldinstituten etwas mehr Freiheit bei der Gestaltung von Zinsen auf Kundeneinlagen.
Die Notenbank verwies darauf, dass der Inflationsdruck im Reich der Mitte zuletzt nachgelassen hat. Das Wirtschaftswachstum sei trotz der Abschwächung noch „leidlich“. Es gebe daher keinen Grund, einen aggressiveren Kurs zu fahren und größere Konjunkturspritzen zu verabreichen. Die Notenbank werde ihre Geldpolitik „mit Bedacht“ fortsetzen.
Die Konjunktur in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hat zuletzt an Fahrt verloren. Im Sommer legte sie mit einem Plus von 7,3 Prozent so langsam zu wie seit Anfang 2009 nicht mehr. Dies könnte dazu führen, dass erstmals seit 15 Jahren das Wachstumsziel der Regierung verfehlt wird. Angepeilt ist ein Anstieg um 7,5 Prozent. Mit der Leitzinssenkung setzt die Notenbank nun den Hebel bei der Geldversorgung an. Die Banken können sich bei der PBOC nun günstiger eindecken. Damit dürften auch Kredite für Firmen und Verbraucher billiger werden.
Ökonomen zeigten sich überrascht vom Schritt der Notenbank: „Das sind drastische Maßnahmen, um das Wachstum und die Kreditnachfrage anzukurbeln. Aber man sollte es nicht als Panikreaktion sehen“, sagte Ökonom Frederik Kunze von der NordLB. Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch sieht die Leitzinssenkung kritisch: „China baut eine Kreditblase auf und zugleich kühlt der Häusermarkt ab. Dies mit einer Zinssenkung zu bekämpfen, ist riskant.“