Goldman hat 15 Millionen US-Dollar in ein Startup namens Kensho investiert. Kensho ermöglicht es großen Institutionen wie Banken, riesige Datenmengen zu verarbeiten. Die Analyse-Plattform kann Millionen komplexer Finanz-Anfragen gleichzeitig beantworten, indem sie Personal-intensive menschliche Recherche-Arbeit automatisiert. Wie die Financial Times berichtet, will die Bank die Plattform für ihre eigenen Geschäfte und die einiger Großkunden nutzen.
Kensho soll demnach eine Art Siri für Investoren, Analysten und Trader werden. Diese können dem System künftig Fragen stellen wie: „Was passiert mit den Aktien von amerikanischen Hausbauern, wenn ein Hurrikan der Kategorie Drei wütet?“
Experten zufolge will Goldman damit einerseits Personal-Kosten sparen, andererseits den brachliegenden Reichtum an „unstrukturierten“ Daten nutzbar machen. Damit sind Informationen aus Texten gemeint - im Gegensatz zu so genannten „strukturierten“ Daten, die aus Nummern bestehen und somit besser von Maschinen verarbeitet werden können. Forscher schätzen, dass circa 80 Prozent aller Daten in unstrukturiertere Form vorliegen. Diese Datenmengen genauso schnell analysieren und auswerten zu können wie numerische Daten böte Banken nicht nur beim Aktienhandel einen entscheidenden Vorteil.
Nadler zufolge war das Problem der Banken bisher, die begrenzte Anzahl der Daten-Analysten. „Diese grafischen und sprach-basierten Computer-Systeme machen Daten-Verarbeitung erstmals für das ganze Unternehmen zugänglich.“
„Bisher war die Wall Street auf die 20 Prozent der Daten, die numerisch auslesbar sind, beschränkt“, so Kensho-Chef Daniel Nadler gegenüber dem Wall Street Journal. Eine Bank konnte lediglich Finanz-Statistiken und ähnliches in automatisierter Geschwindigkeit auswerten. Er vergleicht die Unfähigkeit, andere Ereignisse wie Ankündigungen der Zentralbank, geopolitische Ereignisse wie Kriege, Wetter-Phänomene oder technologische Produkt-Neuheiten in die Finanz-Analysen einzubeziehen, mit einer gewissen Blindheit: Das bisherige System gleiche demnach dem Versuch, „die Welt zu erfassen, wenn man ein Auge zuhält und das andere halb zusammenkneift“, so Nader.
Goldman sichert sich durch das Investment einen strategischen Vorteil vor den Mitinvestoren wie Google Ventures oder dem Medienunternehmen CNBC. Auch beim Firmennamen hat Goldman nachgeholfen: Die Bank empfahl von dem ursprünglichen Namen abzusehen: Mit dem Namen „Warren“ wollten die Kensho-Gründer ursprünglich auf den Multi-Milliarden-Investor Warren Buffet und den IBM Supercomputer „Watson“ anspielen.