Gemischtes

VW will US-Absatz mit Hybrid-Geländewagen steigern

Volkswagen will mit einer Modell-Offensive in den USA Toyota als größten Autobauer der Welt ablösen. Der niedrige Benzinpreis macht leistungsstarke, sportliche Geländewagen populär. Solange der Fracking-Boom in den USA anhält, geraten alternative Antriebstechniken bei der Detroit Motor Show ins Hintertreffen.
13.01.2015 17:04
Lesezeit: 2 min

Volkswagen meldet auf der Detroit Motor Show den Verkauf von weltweit mehr als 10 Millionen Fahrzeugen. Damit liegen die Niedersachsen fast gleichauf mit Toyota, die sich 10,2 Millionen Wagen für 2014 zum Ziel gesetzt haben. Analysten rechnen damit, dass VW den japanischen Weltmarktführer bereits im laufenden Jahr vom Thron verdrängen wird, weil die Wolfsburger in China stärker wachsen. Dagegen ist Toyota in den USA präsenter. Um dort endlich aus der Nischenrolle herauszukommen, setzt VW nun ganz auf sportliche Geländewagen (SUV).

Der Anteil der Elektrofahrzeuge an den Verkaufszahlen blieb überschaubar. Insgesamt habe BMW 17.800 Kunden vom elektrischen Antrieb überzeugen können. Der designierte Konzernchef Harald Krüger kündigte dennoch an, die Produktion des elektrischen i8 hochzufahren und äußerte sich zufrieden: „Der Erfolg der BMW i Modelle spricht für sich.” Die Bundesregierung will die Infrastruktur für E-Autos ausbauen. Insgesamt stellten sich wie in den Vorjahren Asien und der Mittlere Osten als einträglichste Regionen heraus.

Auf der US-Autoschau in Detroit bleiben Elektroautos im Schatten von leistungsstarken Geländewagen, berichtet Bloomberg. Bei den billigen Benzinpreisen denkt derzeit kaum noch jemand ans Umsteigen auf alternative Antriebe.

„Detroit feiert die Rückkehr der Dinosaurier – Jurassic Park reloaded”, meint Helmut Becker. Der frühere Chefvolkswirt von BMW warnt, die Hersteller drohten aufs falsche Pferd zu setzen, sollten sie sich darauf verlassen, dass die Benzinpreise dauerhaft niedrig bleiben. „Die entscheidende Frage ist, wie lange der Fracking-Boom anhält“, mahnt Becker, der das Institut für Wirtschaftsanalyse und Kommunikation in München leitet. Denn sollte der Ölpreis längere Zeit unter 50 Dollar je Fass notieren, könnte dies das Aus für viele Förderfirmen bedeuten, die Öl mit aufwändigen Verfahren aus Schiefergestein gewinnen. Die Spritpreise dürften dann wieder klettern.

Diese theoretische Aussicht wird die Freude der Automanager über zuletzt kräftig gestiegenen Absatzzahlen vor allem bei den großen und benzinschluckenden Wagen kaum trüben. „Es gibt eine Reihe von Gründen, die auf den Ständen der Detroit Motorshow für lachende Gesichter sorgen werden”, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Der Leiter des CAR-Instituts an der Uni Duisburg-Essen rechnet in diesem Jahr mit einem Plus der Verkaufszahlen auf 17,1 (Vorjahr 16,5) Millionen Fahrzeuge – so hoch war die Pkw-Nachfrage in den USA zuletzt vor fast fünfzehn Jahren. Für 2016 prognostiziert Dudenhöffer sogar 17,45 Millionen.

Auch in den Folgejahren soll der Absatz klettern. Die Krise, in der die Opel-Mutter General Motors und die inzwischen zu Fiat gehörende Marke Chrysler vor einigen Jahren vom US-Staat vor dem Ruin gerettet werden mussten, ist abgehakt. Und während das Wachstum in China, dem weltgrößten Automarkt, sein Niveau der Vergangenheit nicht halten kann, übernehmen die USA dank niedriger Zinsen und billigen Öls wieder die Rolle einer Lokomotive für die Automobilindustrie.

„Der Optimismus in den USA war schon lange nicht mehr so groß wie Anfang 2015″, fasst Dudenhöffer zusammen. Von dieser Welle wollen sich auch die deutschen Hersteller tragen lassen und setzen dabei auf den Trend zu großen SUVs, Pritschenwagen und sportlichen Fahrzeugen. Audi stellt den neuen Q7 in Detroit vor, BMW seine neue 6er Serie und Mercedes-Benz den wuchtigen GLE Coupe. Auch VW setzt auf die SUV-Karte und will so endlich aus der Nischenrolle in Nordamerika herauskommen. In Detroit soll die Studie eines speziell für den US-Markt entwickelten sportlichen Geländewagens präsentiert werden. Bei vorangegangenen Messen war bereits der größere Siebensitzer Cross-Blue gezeigt worden, der Ende 2016 im VW-Werk in Chattanooga vom Band rollen soll.

Mit der SUV-Offensive wollen die Wolfsburger beim Aufstieg zum weltgrößten Autobauer ihre Verkaufsschwäche in den USA überwinden. Der Konzern könnte auf der American International Auto Show (12. bis 25. Januar) bereits das Rennen mit Weltmarktführer Toyota für sich entscheiden.

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