Finanzen

Börse: Dax mit sechstem Schluss-Rekord in Folge

Die Märkte sind nach wie vor euphorisiert, der Dax steigt sogar zwischenzeitlich über 10700, während der Euro massiv einbricht. Auffällig ist, dass deutsche Staatsanleihen deutlich stärker sind als Anleihen der Euro-Peripherie - das zeigt, dass die Haftungsfrage beim QE der EZB wichtiger ist als zunächst von den Märkten angenommen.
23.01.2015 18:16
Lesezeit: 2 min

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Der Geldregen von EZB-Chef Mario Draghi macht die Börsianer heißer auf Aktien denn je. Der deutsche Leitindex eilte am Freitag von Rekord zu Rekord, während der Euro immer rasanter an Wert verlor. Euphorisiert von der Aussicht auf insgesamt mehr als eine Billion Euro deckten sich Anleger am europäischen Aktienmarkt ein und trieben den Dax um 2,1 Prozent auf 10.649 Punkte, ein Wochengewinn von 4,7 Prozent. Zwischenzeitlich eroberte das Börsenbarometer ein Allzeithoch von 10.704 Zählern. Und ein Ende der Börsenparty ist nach Ansicht vieler Experten nicht in Sicht. „Die Ampel für den deutschen Aktienmarkt steht auf Grün“, sagte IG-Markets-Analyst Gregor Kuhn.

Um die maue Konjunktur in der Euro-Zone zu beleben, hatte Draghi am Donnerstag eines der größten Anleihe-Kaufprogramme angekündigt, das es jemals gegeben hat. Auch an den anderen Handelsplätzen in Europa ging es am Tag danach steil nach oben: der EuroStoxx50 markierte mit 3412 Punkten zeitweise ein Sechs-Jahres-Hoch. Für Aktien spricht neben dem fallenden Ölpreis auch der schwache Euro. Denn er spielt exportstarken Unternehmen in die Hände und macht die in der Heimat gefertigten Produkte in anderen Ländern günstiger. Weil das die Absatzchancen vor allem in den USA erhöht, zählten Autowerte zu den größten Gewinnern des Tages. BMW führten die Gewinnerliste im Dax mit einem Plus von 4,9 Prozent an. Daimler und Volkswagen legten jeweils etwa drei Prozent zu. US-Anleger hielten sich aus Enttäuschung über Firmenbilanzen zum Wochenschluss hingegen zurück. Der Dow-Jones-Index verlor 0,3 Prozent.

Die Talfahrt des Euro wird indes immer rasanter. Die Gemeinschaftswährung rutschte in der Spitze bis auf 1,115 Dollar ab und damit auf den niedrigsten Stand seit September 2003. Der Dollar-Index kletterte um anderthalb Prozent auf ein Elf-Jahres-Hoch von 95,48 Punkten. Immer mehr Anleger wetteten wegen der ultralaxen EZB-Geldpolitik auf eine noch stärkere Abwertung des Euro, erläuterte Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen. Grund dafür sei das mit monatlich 60 Milliarden Euro überraschend hohe Volumen des EZB-Programms zum Ankauf von Staatsanleihen. "Zudem haben die Investoren nun die Gewissheit, dass die EZB einen expansiveren Pfad geht, während die US-Notenbank die Zinsen bald anheben könnte."

Seit Bekanntgabe von Draghis Pläne am Donnerstag hat der Euro bereits mehr als vier Prozent an Wert verloren. „So langsam nimmt aber die Dynamik des Kursrutsches eine Dimension an, dass man etwas besorgt werden könnte“, sagte Ayondo-Marktstrategin Sarah Brylewski. Die Party am Aktienmarkt stören könnte auch die Parlamentswahl in Griechenland am Sonntag. Anleger fürchten, dass ein Sieg der reformkritischen Oppositionspartei Syriza die Euro-Krise wiederaufflammen lassen könnte. In jüngsten Umfragen liegt sie deutlich vor den Konservativen von Ministerpräsident Antonis Samaras. Syriza-Chef Alexis Tsipras hat angekündigt, den Sparkurs zu lockern und mit den internationalen Geldgebern über einen Schuldenerlass verhandeln zu wollen.

Am Freitag trieb den Athener Aktienmarkt allerdings die Hoffnung auf klare Mehrheitsverhältnisse nach dem Urnengang an. Der Leitindex stieg um bis zu 6,1 Prozent auf 840 Punkte. Anleihen des hoch verschuldeten Landes waren ebenfalls gefragt, was die Rendite der zehnjährigen Titel auf 8,782 Prozent drückte, nach 8,965 Prozent am Vortag. Gekauft wurden auch andere Staatsanleihen aus dem Süden der Währungsunion. Die Renditen der zehnjährigen italienischen und spanischen Bonds fielen mit 1,413 Prozent und 1,250 Prozent auf neue Rekordtiefs.

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