Technologie

Yahoo gliedert Alibaba-Anteil aus: Kronjuwelen an die Aktionäre

Yahoo-Chefin Marissa Mayer will ihre nervös gewordenen Shareholder beruhigen: Mit der Ausgliederung des Alibaba-Anteils streifen die Aktionäre steuerfrei Gewinne ein. Beobachter sprechen von einer faktischen Aufspaltung des Konzerns.
28.01.2015 00:05
Lesezeit: 2 min

Der seit langem schwächelnde Internet-Pionier Yahoo wird unter dem Druck von Aktionären aufgespalten. Mit dem 15-prozentigen Paket am chinesischen Online-Händler Alibaba gliedert der US-Konzern seinen wertvollsten Teil aus. Diese Kronjuwelen sollen nach Firmenangaben vom Dienstagabend in einer eigenen Gesellschaft gebündelt und separat an die Börse gebracht werden. Das ist für Aktionäre attraktiv, weil der Deal für sie steuerfrei ist. Daher stiegen Yahoo-Aktien nach der Ankündigung um sieben Prozent. Milliardenschwere Sondererlöse aus dem Rekord-Börsengang von Alibaba hatten zuletzt die Probleme von Yahoo kaschiert. Die restliche Firma ist ohne die Beteiligung künftig nur noch ein Bruchteil wert - und könnte so zum Übernahmekandidaten werden.

Die neue Investmentgesellschaft SpinCo wird die 384 Millionen Alibaba-Aktien von Yahoo verwalten und den bisherigen Aktionären gehören. Das Paket hat einen Wert von knapp 40 Milliarden Dollar. Da Yahoo an der Börse insgesamt mit gut 45 Milliarden Dollar bewertet wird, ist der Rest vergleichsweise unattraktiv für Investoren. Für die seit mehr als zwei Jahren amtierende Yahoo-Chefin Marissa Mayer werde es nun nicht leicht, sagte Analyst Sameet Sinha von der Investmentbank B. Riley. "Sie muss nun liefern. Es gibt nichts mehr, das sie schützen würde."

Ohne die Beteiligung an dem chinesischen Amazon -Pendant steht der Yahoo-Rest mit seinen Email-, Suchmaschinen- sowie sonstigen Website-Diensten vor einer ungewissen Zukunft. Zuletzt war der Gegenwind für Mayer bereits stärker geworden. Der kritische Finanzinvestor Starboard dringt bei Yahoo etwa auf Kostensenkungen, Verkäufe in Asien und eine Fusion von Yahoo mit AOL.

Im Yahoo-Kerngeschäft läuft es seit langem nicht mehr rund, weil - anders als etwa bei Facebook oder Google - die Werbeeinnahmen nicht so stark sprudeln. Im vergangenen Quartal brach der Nettogewinn um mehr als die Hälfte auf 166 Millionen Dollar ein. Die frühere Google-Managerin Mayer war angetreten, um den Negativtrend umzukehren. Sie versucht unter anderem, mit Übernahmen Anschluss zu finden und neue Trends nicht zu verpassen. Zuletzt wurde etwa die Blog-Plattform Tumblr für 1,1 Milliarden Dollar erworben.

Nicht alle Experten sehen darin aber ein Heilmittel. Die Abspaltung der Alibaba-Beteiligung, die im vierten Quartal 2015 abgeschlossen werden soll, sei für die Aktionäre die beste Option gewesen, sagte Analyst Colin Gillis vom Wertpapierhändler BGC Partners. "Der Hauptgrund ist, dass das Geld an die Anteilseigner geht und nicht für Akquisitionen verwendet wird. Sie wollen nicht, dass es verschwendet wird."

Mayer stellte den Aktionären nun in Aussicht, dass die Werbeeinnahmen, die 2014 um vier Prozent gefallen sind, im laufenden Jahr wieder zulegen. Allerdings beinhaltet die Prognose für das erste Quartal noch ein Umsatzminus.

Der Börsengang von Alibaba in New York - mit einem Volumen von 25 Milliarden Dollar der größte aller Zeiten - hatte die Yahoo-Kasse zuletzt kräftig gefüllt, weil die Amerikaner einen Teil ihrer Aktien veräußerten. Im dritten Quartal war der Gewinn deswegen auf 6,8 Milliarden Dollar nach oben geschnellt. Der Internet-Pionier war bereits 2005 bei Alibaba eingestiegen und hatte damals eine Milliarde Dollar für 40 Prozent der Anteile bezahlt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...