Politik

CDU in Hamburg zerrieben: Historische Schlappe für Angela Merkel

Die CDU hat mit 15,9 Prozent bei der Hamburger Wahl eine historische Niederlage zu verkraften. Auch wenn die Bundespartei jeden Zusammenhang mit ihrer Politik von sich weist: Es ist auch eine schwere Niederlage für Angela Merkel, mit der die Götterdämmerung der Kanzlerin begonnen haben könnte.
16.02.2015 00:29
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Bisher hat die CDU stets davon profitiert, sich hinter Angela Merkel verstecken zu können. Mit der historischen Niederlage (15,9 Prozent) in Hamburg dürfte sich in der Partei das Unbehagen regen, ob die Strategie der Ein-Frau-Partei wirklich die richtige ist. Zwar sagt die Parteizentrale, Hamburg sei eine regionale Wahl gewesen. Doch in Zeiten des Krieges (Ukraine) und der Krise (Euro) spielen überregionale Themen immer auch eine Rolle bei einer regionalen Wahl.

Es wird beklagt, dass der Spitzenkandidat Dietrich Wersich zu blass ist. Sein Auftritt nach der Wahl (siehe Video am Anfang des Artikels) bestätigt dies sicher.

Allerdings werden sich nun möglicherweise einige in der CDU fragen, wie es denn so weit kommen könnte: Tatsächlich hat die CDU alle kantigen Politiker abmontiert. Widerspruch in der Euro-Politik? Es gibt ihn nicht. Abweichende Meinungen in der Ukraine-Politik? Noch nie gehört. Egal, welches Thema man anfasst: In der CDU herrscht ein gespenstischer Gleichklag. Politiker mit eigenen, möglicherweise von der Partei-Linie abweichenden Meinung haben in der CDU keine Chance mehr. Daher müssen Leute wie Wersich ran – wer wundert sich, dass solche Politiker nicht gewählt werden?

Zugleich haben FDP und AfD der CDU in Hamburg das Wasser abgegraben. Das war nicht einmal besonders schwer: Für Liberale ist die CDU nicht offen genug. Für Konservative ist sie nicht rechts genug. Die Mitte wird für die CDU zum Niemandsland.

Zugleich etabliert sich links von der Mitte ein Block aus SPD, Linken und Grünen, die zusammen das bürgerliche Lager aus der Regierung drängen könnten. Der Sieg der Syriza in Griechenland, der Aufstieg von Podemos in Spanien – auch aus Europa weht der Wind den Konservativen ins Gesicht.

Angela Merkel wirkt seit einigen Wochen müde, gealtert. Vertraute schildern, dass die One-Woman-Show an ihren Kräften zehrt. Erst kürzlich erlitt sie einen Schwächeanfall. Sie hat sich, um andere von der Macht fernzuhalten, zuviel zugemutet. Das ist nicht verwunderlich.

Die CDU muss sich nach dem Hamburger Debakel fragen, wer eigentlich nach Merkel kommen wird. Viele starke Persönlichkeiten kommen einem da nicht in den Sinn. Denn Merkel hat auch ihre Nachfolge so geregelt, wie sich an der Macht hält: Stromlinienförmig müssen die Mitarbeiter sein. Das erleichtert ihr das Leben. Für die CDU ist diese Entwicklung äußerst gefährlich. Auch die schlechte Wahlbeteiligung in Hamburg ist kein gutes Zeichen: Fast jeder zweite hat nicht gewählt. Der politische Elfenbeinturm wird zur Insel.

In Hamburg wird Rot-Grün regieren, in Europa bilden sich immer neue linke Allianzen. In anderen Ländern wie in Frankreich übernehmen die Rechten die Rolle der Konservativen.

CDU-Generalsekretär Peter Tauber meinte am Sonntagabend: «Diese Wahl zeigt, wie schwer es ist, einmal verlorenes Vertrauen wieder zurückzugewinnen.» Diese Erkenntnis könnte schon bald weit über Hamburg hinaus gelten. Angela Merkels Götterdämmerung hat begonnen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...

DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs unter Druck: Sorgen um US-Zölle dämpfen Rekordlaune
11.07.2025

Nach seinem Rekordhoch gerät der DAX-Kurs zum Wochenausklang unter Druck. Drohende Zölle aus den USA und schwache Unternehmensdaten...

DWN
Politik
Politik Zölle auf Wein? Deutsche Winzer blicken mit Sorge auf mögliche US-Zölle
11.07.2025

Strafzölle in Höhe von 200 Prozent auf Weinimporte aus der EU – mit diesem Szenario hatte US-Präsident Donald Trump noch im April...