Technologie

Google attackiert Obama: FBI will Zugriff auf jeden Computer der Welt

Die US-Regierung will die staatlichen Überwachungs-Befugnisse im Netz ausweiten. Das Hacken von Computern durch das FBI soll durch eine unauffällige Gesetzesänderung legal werden. Das FBI will laut Google in der Lage sein, auf jeden Computer der Welt ohne richterliche Anordnung zugreifen zu können. Google hat Beschwerde eingelegt und warnt vor staatlicher Ausspähung durch Botnetze und Malware.
21.02.2015 01:57
Lesezeit: 2 min

Die US-Regierung weitet die staatliche Überwachung des Internets aus. Statt die Macht der Geheimdienste nach Bekanntwerden teils illegaler Überwachungsmethoden zu beschränken, will die Regierung diese legalisieren und die Befugnisse auf das FBI ausweiten: Das Hacken von Computern soll einem neuen Gesetzesvorhaben zufolge künftig auch dem FBI erlaubt werden.

Der IT-Konzern Google hat jetzt Beschwerde gegen das Vorhaben eingelegt und warnt vor einem drohenden Machtmissbrauch. Die neuen Gesetze würden der Regierung erlauben, sich legal weltweit in Computer einzuhacken. Auf dem offiziellen Google-Blog hat der IT-Konzern ein Schreiben veröffentlicht, das „monumentale Bedenken“ darlegt. Das FBI würde demnach durch das Gesetz bevollmächtigt, weltweit Computer und Netzwerke anzugreifen, abzuhören und zu durchsuchen.

Konkret geht es um eine Änderung der Federal Rule Strafprozessordnung 41, einer „geheimnisvollen, aber wichtige Verfahrensregel für die Ausgabe von Durchsuchungsbefehlen.“ Derzeit verbietet Regel 41 einem Bundesrichter die Ausgabe eines Durchsuchungsbefehls außerhalb seines richterlichen Bezirks, mit einigen Ausnahmen. Die  vorgeschlagene Änderung würde diese Ausnahmen in Fällen, in denen Computer und Netzwerke betroffen sind, deutlich erweitern.

Dies würde es der US-Regierung erlauben, per „Fern-Zugriff“ Durchsuchungen von elektronischen Speichermedien durchzuführen, wenn die physische Position der Medien „durch Benutzung technischer Mittel verborgen“ ist. Damit würden auch Ermittlungen durch staatliche Botnetze erleichtert.

Der Plan werfe „eine Reihe von monumentalen und hochkomplexen verfassungsrechtlichen und geopolitischen Bedenken auf, die dem Kongress und dem Präsidenten zur Entscheidung überlassen werden sollten, und nicht dem Advisory Committee“, so der Director Law Enforcement und Information Security bei Google, Richard Salgado.

„Die Regierung strebt eine beunruhigende Erweiterung ihrer Macht an, um heimlich Computer hacken zu können, einschließlich der Verwendung von Malware“, so auch ACLU Chief Technologist Christopher Soghoian gegenüber dem Guardian. Die American Civil Liberties Union ACLU hat ihrerseits ein Schreiben veröffentlicht, indem sie vor der geplanten Gesetzesänderung warnt.

Das Gesetz betrifft bisher nur Computer im US-Inland, die bei Vorliegen eines Gerichtsbeschlusses offiziell gehackt werden dürften. Google sorgt sich vor allem um eine durch die schwammige Formulierung mögliche Ausweitung des Gesetzes, die der Regierung erlauben könnte sich offiziell in ausländische Computer einzuhacken.

Kurz zuvor war bekannt geworden, dass der US-Geheimdienst NSA seit Jahrzehnten Festplatten mit Viren verseucht. Eine NSA-nahe Hackergruppe hat seit Jahrzehnten Spähsoftware auf Festplatten installiert. Sicherheitsexperten fanden infizierte Computer in 30 Ländern.

US-Präsident Obama warf den Europäern wegen des Misstrauens und der laufenden Untersuchungen gegen Google und Facebook jüngst Protektionismus vor: „We have owned the Internet – uns gehört das Internet“, sagte er zu den europäischen Vorbehalten, die ihm zufolge eine Diskriminierung amerikanischer Unternehmen in Europa gleichkämen. „Unsere Unternehmen haben das Internet geschaffen, es ausgebaut und es in einer Weise perfektioniert, bei der sie (die Europäer) nicht mithalten können“,  zitiert der Business Insider den Präsidenten.

Obama hatte erst kürzlich die Europäer aufgefordert, doch nicht immer das Schlechteste über das Wirken der Geheimdienste anzunehmen. 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen in Dänemark: Wie Sie mit etwas Hygge ein Haus günstig kaufen können
18.04.2025

Nachdem es 2023 und 2024 in Deutschland zum ersten Mal seit 2013 spürbare Wertverluste auf dem Immobilienmarkt gab, kündigten Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA: Staatsverschuldung erreicht 36,6 Billionen Dollar – wer sind die Gläubiger?
18.04.2025

Die Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten hat mit 36,6 Billionen Dollar einen neuen Höchststand erreicht und wächst in den letzten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Online-Handel unter Druck: Steigende Erwartungen, weniger Spielraum für Fehler
18.04.2025

Der digitale Handel erlebt 2025 einen Wendepunkt: Kunden erwarten Perfektion, während lokale Anbieter ums Überleben im globalen...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona: Aufwärtstrend bei Amateurmusik - Deutsche musizieren wieder
18.04.2025

Den Flohwalzer klimpern, ein Liebeslied singen, auf der Gitarre schrammeln – Hobbymusik hat viele Facetten. Doch wie viele Menschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Blick aus China: Die USA haben an Bedeutung verloren, Zölle beeinträchtigen die Lieferketten nicht
18.04.2025

Die Bedeutung des US-Marktes für China habe in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen und mache heute nur noch 14 Prozent der...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliardärsmanager fliehen aus US-Aktien: Der stille Countdown zur Rezession hat begonnen
17.04.2025

Eine neue Erhebung der Bank of America zeigt: Die Stimmung unter den großen Vermögensverwaltern kippt dramatisch. Während die Finanzwelt...

DWN
Politik
Politik Merz und EU offen für Tauruslieferung an Ukraine: Kreml warnt vor direkter Kriegsbeteiligung
17.04.2025

In der Opposition war Merz offen für eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine. Als voraussichtlicher Kanzler ist er das...

DWN
Panorama
Panorama Die Macht der WHO: Internationaler Pandemievertrag kommt
17.04.2025

Fünf Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie haben sich die WHO-Mitgliedstaaten auf ein Pandemieabkommen geeinigt. „Ich habe keinen...