Finanzen

Chinas Inflation steigt trotz niedriger Ölpreise

Die Preise steigen in China schneller, als von den Ökonomen vorhergesagt. Interessant ist, dass diese Entwicklung trotz der fallenden Ölpreise stattfindet. Diese gerieten am Dienstag erneut unter Druck.
10.03.2015 13:34
Lesezeit: 2 min

Ein kräftiger Anstieg der Verbraucherpreise in China kommt überraschend. Waren und Dienstleistungen kosteten im Februar durchschnittlich 1,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistikamt am Dienstag in Peking mitteilte. Teurer wurden vor allem Obst und Gemüse. Ökonomen hatten lediglich mit einer Inflationsrate von 0,9 Prozent gerechnet, nachdem sie zu Jahresbeginn wegen sinkender Ölpreise noch mit 0,8 Prozent auf dem niedrigsten Niveau seit fünf Jahren lag.

Analysten der japanischen Bank Nomura gehen daher davon aus, dass die Geldpolitik weiter gelockert wird. Die Zentralbank hat ihren Leitzins seit November zweimal gesenkt, um mit billigem Geld die Nachfrage und damit die Preise anzukurbeln - zuletzt von 5,6 auf 5,35 Prozent.

Die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt leidet unter einem Abschwung am Immobilienmarkt und mangelnder Auslastung der Fabriken (Video am Anfang des Artikels). Hinzu kommen die unsicheren Aussichten für die Weltwirtschaft und fallende Energiepreise. Chinas Wirtschaft wird nach Prognose der Regierung in diesem Jahr nur um sieben Prozent wachsen - so langsam wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr.

Interessant ist der Preisanstieg in China, obwohl die Ölpreise seit Monaten fallen. Auch am Dienstag gerieten sie erneut unter Druck. Die Nordseesorte Brent verbilligte sich um bis zu 1,6 Prozent auf 57,61 Dollar je Barrel - das war der niedrigste Stand seit knapp vier Wochen. Das US-Öl WTI sank zeitweise um 1,1 Prozent auf 49,46 Dollar. Händler verwiesen auf das anhaltende Überangebot von Öl und die starke US-Währung, die für Investoren außerhalb des Dollar-Raums den Kauf des Rohstoffs verteuert. Analysten nannten auch technische Gründe als Auslöser für den Preisverfall.

„Durch das Scheitern bei 60 Dollar erhöht sich das Risiko eines weiteren Preisrückgangs bei Brent, weil sich die spekulativen Finanzanleger zum Verkauf veranlasst sehen könnten“, hieß es bei der Commerzbank. „Diese haben ihre Wetten auf einen steigenden Brent-Preis im Februar deutlich ausgeweitet und damit maßgeblich zum Preisanstieg um 18 Prozent im letzten Monat beigetragen.“

Der Euro beschleunigte am Dienstag seine Talfahrt und fiel bis auf 1,0733 Dollar. Das ist der tiefste Stand seit knapp zwölf Jahren. In der Euro-Zone liegt die Inflation seit Dezember und damit erstmals seit 2009 ebenfalls im Minusbereich. Grund ist ebenfalls der Einbruch beim Ölpreis. Im Februar sanken die Verbraucherpreise um 0,3 Prozent zum Vorjahr. Die Entwicklung bereitet auch der EZB Sorgen, die von stabilen Preisen nur bei einer Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent spricht. Doch tatsächlich liegt die schleichende Inflation bereits über dem von der EZB ausgegebenen Ziel von 2 Prozent. Eine Zins-Erhöhung wäre also dringend ratsam. Tatsächlich sollen die niedrigen Zinsen jedoch die Lage in den Süd-Ländern stabilisieren. Das hat allerdings enorme Auswirkungen für die europäischen Sparer.

In Griechenland fallen die Preise zwar - allerdings etwas langsamer als zuletzt. Im Februar kosteten Waren und Dienstleistungen im Schnitt 2,2 Prozent weniger als vor einem Jahr, wie das nationale Statistikamt am Dienstag mitteilte. Damit fiel die Jahresteuerung den 24. Monat in Folge, im Januar lag sie bei 2,8 Prozent.

Um die Konjunktur anzukurbeln, hat die EZB nun ihr umstrittenes und über eine Billion Euro schweres Anleihen-Kaufprogramm gestartet. Doch das QE-Programm der EZB führt zu einem tiefgehenden Vermögenstransfer von risikoscheuen Sparern zu den wohlhabenden risikobereiten Anlegern auf dem Weltmarkt, fürchten Experten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Schuldenkrise: Droht der Dollar-Kollaps? Was Anleger jetzt wissen müssen
10.07.2025

Die USA spielen mit dem Feuer: Zölle, Dollar-Schwächung und wachsende Schulden bedrohen das globale Finanzsystem. Doch es gibt Strategien...

DWN
Finanzen
Finanzen Hochsteuerland: Staat zockt Menschen ab - Von einem Euro bleiben Arbeitnehmern nur 47 Cent
10.07.2025

Bis zum 13. Juli arbeiten die Menschen in Deutschland in diesem Jahr nach Angaben des Bundes der Steuerzahler für die Staatskasse. Der...