Politik

EZB wird Kauf-Ziel von Staatsanleihen im März verfehlen

Nach EZB-Plänen sollten die Zentralbanken monatlich Staatsanleihen für 60 Milliarden Euro kaufen. Doch die Nachfrage ist offenbar geringer: In der ersten Woche waren es lediglich Anleihen für knapp zehn Milliarden Euro. Rechnet man diesen Wert hoch, verfehlt die EZB jeden Monat ihr Ziel um 20 Milliarden Euro.
16.03.2015 18:22
Lesezeit: 2 min

Die europäischen Währungshüter haben in der ersten Woche ihres über eine Billion Euro schweren Anleihenkauf-Programms Titel für fast zehn Milliarden Euro erworben. Die EZB teilte am Montag in Frankfurt mit, bis zum vergangenen Freitag seien Anleihen für 9,751 Milliarden Euro gekauft worden. Die EZB hatte das Kaufprogramm vor einer Woche gestartet. Sie will nun wöchentlich über die Volumina berichten.

Damit wird das von der EZB selbst gesteckte Ziel, Staatsanleihen im Wert von 60 Milliarden Euro pro Monat zu erwerben, nur schwer zu erreichen sein. Untergrenze für Staatsbonds ist dabei eine Rendite von minus 0,2 Prozent. EZB-Präsident Mario Draghi will mit dem Programm die Kreditvergabe der Banken im Euro-Raum und damit die Konjunktur anschieben. So soll die aktuell sehr niedrige Inflation wieder nach oben getrieben werden. Das Inflationsziel der EZB liegt bei knapp unter zwei Prozent. Davon ist die Teuerung - mit minus 0,3 Prozent im Februar - meilenweit entfernt.

Investoren zweifeln, dass sich überhaupt genug Verkäufer finden werden, damit Draghi seine Milliarden in den Markt pressen kann: Banken, die hauptsächlich kurzfristige Anleihen kaufen, verwenden Staatsschulden als Liquiditätspuffer. Ein Verkauf an die EZB würde sie zwingen, in andere Anlageformen zu investieren. Doch die Aufsichtsbehörden bestehen auf Sicherheiten, und diese bestehen wiederum im Bonds-Bestand. Für Liquiditätspuffer sind Staatsanleihen von entscheidender Bedeutung. Denn bei Staatsanleihen müssen Banken kein wertvolles Eigenkapital vorhalten, was bei alternativen Anlagen aber nötig wäre. Alternativ müssen die Banken und andere Fonds-Manager wie Pensionsfonds oder Versicherer beim Verkauf ihrer Bonds an die EZB mit einem Strafzins von 0,2 Prozent rechnen.

Maximal können 33 Prozent der ausstehenden Anleihe-Schulden eines Landes erworben werden. Zudem dürfen nur bis zu 25 Prozent eines im Umlauf befindlichen einzelnen Schuldtitels aufgekauft werden. Zugelassen sind Staatsbonds mit einer Bonitätsnote von mindestens „BBB-„. Das ist ein Tick über dem sogenannten Ramsch-Niveau, das auf große Ausfallrisiken hindeutet. Griechische sowie zyprische Staatsanleihen sind zunächst nicht Teil des Programms.

Dafür durchbrach am Montag erstmals in der Geschichte der deutsche Leitindex die Marke von 12.000 Punkten. Er legte zwei Prozent auf Kurse über 12.130 Zähler zu. Der EuroStoxx50 stieg um 1,1 Prozent auf 3694,45 Zähler, den höchsten Stand seit Juni 2008. Mit dem Rückenwind der EZB kenne die Euphorie an den Aktienbörsen scheinbar keine Grenzen mehr, erklärte NordLB-Analyst Bernd Krampen. „Fundamental gesehen ist die Welt aber gar nicht so rosig.“ Der Dax begebe sich auf dünnes Eis, eine Korrektur könne bald anstehen, fügte Krampen mit Blick auf den Streit um die griechischen Schulden und die Spannungen in der Ostukraine sowie den Krieg in Syrien hinzu.

Investoren greifen angesichts der ultralockeren Geldpolitik im Euroraum seit Monaten verstärkt bei Aktien zu. Wer auf der Suche nach Rendite sei, habe angesichts der extrem geringen Verzinsungen von Anleihen keine Alternative mehr, sagte ein Börsianer. So kommt der Dax, der die Aktien der 30 wichtigsten deutschen börsennotierten Unternehmen enthält, seit Jahresbeginn auf ein Plus von 23 Prozent. Erst Mitte Februar hatte er die 11.000er Marke und nur rund vier Wochen zuvor die 10.000er Marke geknackt.

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