Politik

Athen pokert mit Sanktionen: Tsipras reist zu Putin nach Moskau

Der griechische Premier Alexis Tsipras wird am 8. April zu einem offiziellen Treffen mit Russlands Präsident Putin reisen. In Brüssel sorgt die Reise für Unruhe, weil nicht klar ist, ob Tsipras von Russland neue Kredite erhalten wird, um seine Liquiditätskrise zu lösen. Zuvor hatte Tsipras die Putin-Gegnerin Victoria Nuland in Athen empfangen. Der Syriza-Chef spielt den geopolitischen Poker auf einem beachtlichen Niveau.
17.03.2015 21:51
Lesezeit: 1 min

Der griechische Premier Alexis Tsipras wird am 8. April in Moskau erwartet: Reuters meldet, dass Tsipras eine Einladung von Russlands Präsident Wladimir Putin angenommen hat. In der EU sorgt die Reise für Unruhe: Brüssel fürchtet, dass Tsipras versuchen könnte, mit Putin einen Deal zu verhandeln: Griechenland kann weitere Sanktionen gegen Russland mit einem Veto blockieren, im Gegenzug könnte Russland den Griechen neue Kredite gewähren.

Tsipras zeigte sich am Mittwoch als Profi im internationalen Poker: Er empfing die US-Staatssekretärin Victoria Nuland, die als größte Putin-Gegnerin in Washington agiert. Nuland hatte angekündigt, die unsicheren Kantonisten in der EU bereisen zu wollen, um sie in der Frage der Sanktionen bei der Stange zu halten.

Nur wenig später gab die griechische Regierung die Putin-Visite bekannt - bei der es genau um diese Sanktionen geht, die Griechenland enorm schaden und deren Fortsetzung eine Erholung der griechischen Wirtschaft im Keim ersticken dürfte.

Die Amerikaner wollen Griechenland wegen der Nato unbedingt im Euro halten. Auch Angela Merkel bestätigte, dass der Verbleib Griechenlands im Euro aus militärischen Gründen alternativlos sei.

Daher scheint es bei den Verhandlungen mit der EU Bewegung zu geben: Die Zeitung Kathimerini berichtet, dass die Troika und Griechenland an einem Modell "Reformen light" arbeiten, bei dem ein Teil der nächsten Kredit-Tranche ausbezahlt werden könnte.

Griechenland muss außerdem am Freitag ein Derivat bezahlen, das aus dem ursprünglichen Swap-Deal mit Goldman Sachs resultiert: Dieses Geschäft aus dem Jahr 2001 war die Grundlage für den Beitritt Griechenlands zum Euro, denn mit dem Swap wurde der griechische Haushalt geschönt, so dass Athen den Defizit-Kriterien entsprochen hat, obwohl es tatsächlich viel höher verschuldet war. Damals stand Mario Draghi im Dienste von Goldman. Der heutige EZB-Chef bestreitet, von dem Geschäft gewusst zu haben.

Das Derivat wird von der National Bank of Greece gehalten. Es ist nicht bekannt, wie hoch die Summe ist. Die Bank steht, wie alle griechischen Banken, unter erheblichem Stress. Sollte sie das Derivat nicht bezahlen, könnte die ISDA, die internationale Derivativen-Clearingstelle, die Insolvenz feststellen. Es ist denkbar, dass genau dieser Fall eine Staatspleite per Unfall zur Folge haben könnte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Unser neues Magazin ist da: Kapital und Kontrolle – wem gehört Deutschland?
19.07.2025

Deutschland ist reich – doch nicht alle profitieren. Kapital, Einfluss und Eigentum konzentrieren sich zunehmend. Wer bestimmt wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Wann Verspätungszuschläge unzulässig sind
19.07.2025

Viele Steuerzahler ärgern sich über Verspätungszuschläge, wenn sie ihre Steuererklärung zu spät abgeben. Doch nicht immer ist die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...