Finanzen

Tabubruch: IWF fordert Schweiz zur Franken-Abwertung auf

Lesezeit: 1 min
25.03.2015 01:41
Der IWF rät der Schweiz zum Gelddrucken, um den Franken zu schwächen. Die Schweizerische Nationalbank soll Vermögenswerte in Fremdwährungen aufkaufen und so den Franken schwächen. Bis vor kurzem kritisierte der IWF die bewusste Abwertung von Währungen noch scharf.
Tabubruch: IWF fordert Schweiz zur Franken-Abwertung auf

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der IWF empfiehlt der Schweiz eine stärkere Lockerung der Geldpolitik. Unter Umständen komme ein Wertpapier-Kaufprogramm infrage, um den Franken zu schwächen und die Wirtschaft anzukurbeln, hieß es in einem am Montag vorgelegten Bericht von IWF-Experten. Der Vorschlag sei irritierend, da „Abwertungspolitiken international noch vor wenigen Jahren höchst verpönt und namentlich bei Vertretern des IMF auf laute Kritik“ gestoßen waren, kommentiert den Vorschlag die NZZ.

Der starke Franken dürfte die Schweizer Exporte bremsen und das Wirtschaftswachstum 2015 auf rund 0,75 Prozent drücken von rund zwei Prozent im vergangenen Jahr, prognostizierte der IWF. Zusammen mit dem niedrigen Ölpreis dürfte das dazu führen, dass die Verbraucherpreise in der Schweiz bis zum Jahresende um 1,5 Prozent zurückgehen. Die IMF-Prognose ist etwas pessimistischer als die der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Diese rechnet mit einem Wirtschaftswachstum von knapp einem Prozent und einem Preisrückgang von gut einem Prozent.

Nach Ansicht der IWF-Experten sollte die SNB ein vorab angekündigtes Wertpapier-Kaufprogramm ins Auge fassen. Erwerben solle die Notenbank vor allem ausländische Wertpapiere. Bei inländischen Franken-Anleihen sei der Spielraum gering. Die Politik negativer Zinsen solle die Notenbank auf jeden Fall weiterführen. Derzeit liegt das Zielband des Leitzinses Dreimonats-Libor bei minus 1,25 bis minus 0,25 Prozent. Für Einlagen der Banken bei der Notenbank verlangt die SNB einen Strafzins von 0,75 Prozent – überlegt wird allerdings eine Anhebung der Strafzinsen auf 1,5 Prozent.

Die SNB hält bereits mehrere Hundert Milliarden Franken an ausländischen Wertpapieren in ihren Büchern. Sie hat die Euro-Milliarden, die sie im Zuge der Verteidigung des Euro-Mindestkurses von 1,20 Franken bis Mitte Januar aufkaufen musste, wieder im Ausland angelegt. Ein Kaufprogramm würde die SNB-Bilanz weiter aufblähen. Die Liquidität im Bankensystem hat Rekordhöhen erreicht. Der Euro wurde am Montagmittag bei 1,06 Franken gehandelt.

Die Folgen der tiefen Zinsen für Banken, Pensionskassen und Versicherungen müssten sorgfältig beobachtet werden, so der IWF. Die von der Regierung festgelegte Minimum-Verzinsung für Pensionskassen-Guthaben von derzeit 1,75 Prozent solle gesenkt werden. Für Banken sollten die Mindestanforderungen für die Verschuldungs-Quote (Leverage Ratio) erhöht werden. Auch schärfere Vorschriften für die Vergabe von Hypotheken solle die Schweiz prüfen.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit neuem Rekordhoch - geht es jetzt Richtung 100.000 US-Dollar?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag legt die wichtigste Kryptowährung direkt nach. Seit dem Sieg von Donald Trump bei...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...

DWN
Politik
Politik Weltstrafgericht erlässt auch Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant - wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen
21.11.2024

Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den früheren...

DWN
Politik
Politik US-Staatsapparat: Tech-Milliardär Elon Musk setzt auf Technologie statt Personal - Unterstützung bekommt er von Trump
21.11.2024

Elon Musk soll dem künftigen US-Präsidenten Trump dabei helfen, Behördenausgaben zu kürzen und Bürokratie abzubauen. Er gibt einen...

DWN
Politik
Politik Neue EU-Kommission: Nach heftigen Streit auf „umstrittenes“ Personal geeinigt
21.11.2024

Nach erbittertem Streit haben sich die Fraktionen im EU-Parlament auf die künftige Besetzung der Europäischen Kommission geeinigt. Warum...