Finanzen

Apple, Microsoft und Google halten Cash in Rekordhöhe

US-Riesen wie Apple, Microsoft oder Google halten Cash in Milliardenhöhe und bauen diesen Bestand sogar weiter aus. Die Reserven werden hauptsächlich im Ausland gehalten. Dem US-amerikanischen Fiskus entgehen dadurch Unmengen an Steuereinnahmen.
01.06.2015 13:42
Lesezeit: 2 min

US-Firmen halten mehr Geldreserven als je zuvor. Die Summe ist höher als das vom „Forbes“-Magazin geschätzte Vermögen der 70 reichsten Menschen der Welt zusammen und übersteigt den gesamten Börsenwert aller im deutschen Leitindex Dax gelisteten Unternehmen. 1,73 Billionen Dollar (1,6 Bio Euro) hielten US-Unternehmen, die nicht zum Finanzsektor gehören, Anfang 2015 laut Berechnungen der Ratingagentur Moody's an flüssigen Mitteln. Das waren vier Prozent mehr als im Vorjahr. Die Summe stellt einen Rekordwert dar.

„Der Tech-Sektor hält das meiste Cash, gefolgt von der Gesundheits-, Pharma- und Energiebranche“, erklärt Moody's-Analyst Richard Lane. Einer Studie der US-Notenbank Federal Reserve zufolge haben börsennotierte US-Konzerne ihre Vorräte schon seit der Erholung von der Finanzkrise 2008 massiv erhöht. Dabei spielen Steuern eine wichtige Rolle. 1,1 Billionen Dollar - 64 Prozent der Cash-Reserven - befanden sich zum Jahreswechsel laut Moody's im Ausland. „Wenn Firmen die Gewinne, die sie im Rest der Welt machen, in die USA zurückbringen, werden sie relativ stark besteuert“, heißt es in der Fed-Analyse.

Bis zu 35 Prozent der internationalen Erträge wandern auf der Heimreise in die USA an den Fiskus. Deshalb ist der Anreiz für US-Konzerne hoch, die Mittel auf Konten im Ausland zu lassen. Die Unternehmen mit den höchsten Barreserven sind global aufgestellt - sie machen einen großen Teil ihres Umsatzes außerhalb der US-Grenzen, wo sie folglich auch die meisten Cash-Vorräte behalten.

Diese Strategie zur Steuervermeidung - aber auch die vergleichsweise hohe Besteuerung der Auslandseinnahmen an sich - ist umstritten und in den USA ein Politikum. Immer mehr Konzerne verlegen ihren Sitz ins Ausland, um dem Fiskus zu entkommen. Bei vielen Übernahmeplänen war dieses Kalkül in den vergangenen Jahren ein Faktor. Mit niedrigen Abgaben buhlen kleine Steueroasen wie Bermuda oder die Caymans, aber auch EU-Staaten wie Irland oder Luxemburg, um internationale Konzerne.

Vor allem für Technologie- und Pharmafirmen ist es einfach, ihr Einkommen dort zu verbuchen, wo die Steuern niedrig sind. Ihre Gewinne stammen häufig aus geistigem Eigentum, dessen Quelle und damit der Ort, an dem die Steuern anfallen, durch die Verlagerung beispielsweise von Patentrechten verlegt werden kann. Die fünf US-Konzerne mit den größten Barreserven sind laut Moody's Apple, Microsoft, Google, Pfizer und Cisco. Der „Cash-King“ ist Apple.

Mit 193,5 Milliarden Dollar hielt der Smartphone-Riese zuletzt mehr Reserven als jeder industrielle US-Wirtschaftssektor insgesamt - abgesehen von der Tech- und Pharmabranche. Eine prall gefüllte „Kriegskasse“ macht zwar durchaus Sinn für Firmen, um bei Übernahmemöglichkeiten rasch reagieren zu können und mit einem flüssigen Forschungs- und Entwicklungsbudget flexibel zu bleiben. Das inzwischen erreichte Ausmaß scheint Experten dennoch übertrieben.

So wundert es wenig, dass nicht nur Apples Cash-Konto schon länger Begehrlichkeiten weckt. Der berüchtigte New Yorker Finanzinvestor Carl Icahn machte über Monate beharrlich Druck, um Apple zu höheren Ausschüttungen an die Aktionäre zu drängen. So etwas ist keine Ausnahme, oft sind solche Angriffe auf die Firmenkassen erfolgreich. Laut Moody's sind auch die Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe der US-Konzerne 2014 auf neue Höchststände geklettert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Litauischer Hersteller Altas Auto: Wie Europa exklusive Elektrobusse bekommt
20.06.2025

Während Europas Politik auf Elektro-Transformation pocht, bleibt die Umsetzung zäh. Ein litauischer Hersteller von E-Minibussen will die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Waffen brauchen Rohstoffe: Der stille Machtkampf um die Kriegsmetalle Antimon und Wolfram
20.06.2025

Antimon und Wolfram gelten als Schlüsselfaktoren für die moderne Rüstung. Doch die weltweiten Vorkommen liegen größtenteils außerhalb...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osteuropas KI-Plan: Die EU-Digitalwende kommt nicht aus Brüssel
20.06.2025

Mit fünf strategischen Hebeln will Mittel- und Osteuropa die EU-Digitalspitze übernehmen – ein ambitionierter Plan mit Folgen für die...

DWN
Politik
Politik Ex-Minister Jens Spahn unter Druck: Parlament erhält teils geschwärzten Bericht zu Masken-Deals
20.06.2025

Ein vertraulicher Masken-Bericht sorgt für neuen politischen Zündstoff. Die angekündigte Offenlegung im Bundestag bleibt unvollständig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erhöhung Mindestlohn: Kommt 2026 eine Anhebung auf 15 Euro?
20.06.2025

Ende Juni befindet eine Kommission über eine weitere Erhöhung der Lohnuntergrenze. Eine Zahl spielte beim Wahlkampf der SPD eine große...

DWN
Panorama
Panorama Jobcenter zahlt 5000 Euro Bürgergeld für den Autokauf: "Das ist doch irre!"
20.06.2025

5000 Euro Bürgergeld für ein Auto? Das Jobcenter Dortmund sorgt mit einem Pilotprojekt für Aufsehen. Arbeitslose sollen mit Prämien in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Israel und Iran: Der wahre Preis von Krieg, Öl und Exodus
20.06.2025

Raketenhagel, Krieg mit dem Iran, massive Auswanderung – und trotzdem explodieren Börse und Rüstungsexporte. Wie lange kann das...

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis aktuell: Keine Panik, das lehrt die Geschichte
20.06.2025

Die Angriffe Israels auf iranische Energieanlagen lassen den Ölpreis aktuell klettern, Analysten warnen vor einem Flächenbrand in der...