Deutschland

Maschinenbauer: Russland-Krise hinterlässt immer tiefere Spuren

Die Russland-Krise macht den deutschen Maschinenbauern schwer zu schaffen: Im April verzeichneten die Sparte im Vergleich zum Vorjahresmonat zwei Prozent weniger Bestellungen. Die Unternehmen fürchten, den russischen Markt an die Konkurrenz aus China dauerhaft zu verlieren.
01.06.2015 11:28
Lesezeit: 1 min

Die wirtschaftliche Krise in Russland und der politische Streit mit der EU hinterlassen im deutschen Maschinenbau immer deutlicher ihre Spuren. Im ersten Quartal dieses Jahres sind die Maschinenexporte dorthin um weitere gut 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken, Russland fiel damit in der Rangliste der wichtigsten Abnehmerländer auf Rang 10 zurück. Im Jahr 2013, also vor Beginn der Russlandkrise, war das Land noch der viertgrößte Absatzmarkt für den deutschen Maschinenbau. „Leider hat sich der Abwärtstrend bei den Maschinenbauexporten zu Beginn dieses Jahres noch beschleunigt“, sagt der VDMA-Präsident Dr. Reinhold Festge.

Eine neue Umfrage des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) unter fast 260 Mitgliedsunternehmen zeigt, dass die Russland-Krise vielfältige Folgen für die hiesige Industrie hat. 94 Prozent der Befragten gaben dabei an, von der Krise betroffen zu sein; zu spüren bekommen die Unternehmen das vor allem in Form von Auftragsrückgängen (83 Prozent) und sinkenden Anfragen (70 Prozent). Deshalb ist zu erwarten, dass die Exporte nach Russland in den kommenden Monaten stark zurückgehen werden.

Auch die Schwierigkeiten, eine Finanzierung für den Export von Maschinen und Anlagen nach Russland zustande zu bekommen, werden immer größer. Gut die Hälfte aller befragten Unternehmen leidet darunter, dass westliche Banken bei Russlandgeschäften sehr zögerlich geworden sind, während die russischen Kunden sich Kredite von ihren Heimatinstituten aufgrund der hohen Zinsen kaum noch leisten können. „Der Mangel an Finanzierungen ist zur Zeit das größte Hemmnis“, erläutert Ulrich Ackermann, Leiter VDMA Außenwirtschaft.

Zoll- und Exportkontrollen belasten

Etwas überraschend ist, dass Auftragsstornierungen (20 Prozent der Befragten berichten davon) und Zahlungsausfälle (15 Prozent) sich im Vergleich zur vorangegangenen Umfrage im Jahr 2014 nur ganz leicht erhöht haben. Deutlich stärker machen sich dagegen Verzögerungen in der Zollabfertigung und in der Exportkontrolle bemerkbar (22 Prozent, beziehungsweise 24 Prozent). Hier belastet vor allem die Klärung, ob es sich bei den gelieferten Maschinen und Komponenten um „dual-use“-Güter handelt, also Anlagen und Teile, die auch für militärische Zwecke genutzt werden könnten. Davon fühlen sich insbesondere die Hersteller von Werkzeugmaschinen betroffen.

In den Unternehmen wächst nun auch die Sorge, den russischen Markt an die Konkurrenz aus China dauerhaft zu verlieren. In den vergangenen zehn Jahren haben chinesische Unternehmen den deutschen Maschinenbauern bereits 10 Prozent Marktanteil abnehmen können. Nun glaubt gut ein Drittel der Befragten, aufgrund der Krise und der Sanktionen weitere Kunden oder Aufträge an chinesische Wettbewerber verloren zu haben. „Es ist daher nur eine Frage der Zeit, bis China zum wichtigsten russischen Maschinenlieferanten wird“, sagt Monika Hollacher, Russland-Expertin im VDMA.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in Germany: Duale Berufsausbildung - das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
05.07.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell: Dieses System ermöglicht jungen Menschen einen direkten Einstieg ins...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...

DWN
Panorama
Panorama So bleiben Medikamente bei Sommerhitze wirksam
05.07.2025

Im Sommer leiden nicht nur wir unter der Hitze – auch Medikamente reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen. Doch wie schützt man...