Gemischtes

Monsanto: Deutsche Unternehmen stoppen Glyphosat-Verkauf

Lesezeit: 2 min
12.06.2015 01:34
Nach den Schweizer Supermärkten haben nun auch deutsche Unternehmen ein Verkaufs-Stopp von Glyphosat angekündigt. Die großen Baumärkte wie Obi und Bauhaus halten sich jedoch weiter bedeckt.
Monsanto: Deutsche Unternehmen stoppen Glyphosat-Verkauf

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Langsam setzt bei einigen Unternehmen ein Umdenken beim Thema Monsanto bzw. Glyphosat ein. Nach dem WHO-Bericht im März, der Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend eingestuft hatte, verschwindet das Unkraut-Vernichtungsmittel nun aus einigen Geschäften.

Wie der Naturschutzbund NABU berichtet, haben die Unternehmen Pflanzen-Kölle, Knauber, Gartencenter Holland, Gartencenter Augsburg und Globus Baumarkt schriftlich erklärt, zukünftig auf den Verkauf von Glyphosat-Produkten zu verzichten. In den Toom-Baumärkten in Deutschland ist Glyphosat bereits aus den Regalen genommen worden. Zuletzt meldeten Schweizer Supermärkte wie Migros den Ausstieg aus dem Glyphosat-Handel.

Das Unternehmen Knauber beispielsweise teilte mit:

„Knauber hat sich für die komplette Auslistung glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel entschieden. Damit reagiert Knauber auf die Neueinstufung des Herbizid-Wirkstoffs durch die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) als „wahrscheinlich krebserregend“. Mit sofortiger Wirkung nimmt Knauber vorsorglich alle glyphosathaltigen Unkrautbekämpfungsmittel vollständig aus dem Verkauf. Knauber hat sich schon in seinem Leitbild zu verantwortungsvollem Handeln gegenüber Mensch und Umwelt bekannt. Der Verzicht auf den Verkauf von Glyphosat auf Basis der Neueinstufung ist deshalb ein konsequenter Schritt.“

„Glyphosat ist das weltweit am meisten eingesetzte Herbizid, von dem in Deutschland weiterhin 51 verschiedene Anwendungen für den Haus- und Kleingartenbereich zulässig sind“, so der NABU. „ Wir hoffen, dass jetzt endlich auch die anderen Baumärkte wie Bauhaus, Hornbach oder Obi ihrer Verantwortung gerecht werden und Glyphosat möglichst rasch aus den Regalen entfernen“, sagte Bundesgeschäftsführer Leif Miller.  Erst kürzlich hatte auch die Verbraucherschutzministerkonferenz der Länder den Bund aufgefordert, die Abgabe von Glyphosat an Privatpersonen für Haus- und Kleingärten zu verbieten. Der NABU fordert eine Aussetzung der Zulassung für Glyphosat und eine umfangreiche Risikoprüfung des Wirkstoffs

Anfang Mai hatte die Verbraucherschutzministerkonferenz den Bund aufgefordert, „aus Vorsorgegründen die Abgabe des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat an Privatpersonen zu verbieten“, hieß es in einer Mitteilung. Außerdem solle ein vorläufiges Verbot der Anwendung für Freiflächen, die nicht land- oder forstwirtschaftlich genutzt werden, ausgesprochen werden, bis eine abschließende Neubewertung vorliegt.

Am Montag ergänzte das Institut seine Aussage zum Thema Glyphosat:

„Die Bewertung der IARC ist voraussichtlich erst wissenschaftlich nachvollziehbar, wenn der ausführliche Bericht mit den Begründungen zu den Schlussfolgerungen – nach Ankündigung der IARC vom 29. Mai 2015 – bereits vorzeitig im Juli 2015 veröffentlicht wird. Da dem BfR und sämtlichen anderen Bewertungsbehörden weltweit dieser Bericht derzeit nicht vorliegt, können die Begründungen zu den Schlussfolgerungen der IARC noch nicht umfassend geprüft werden.“

Aus diesem Grund ist das so genannte Pflanzenschutzmittel hierzulande nicht als krebserregend eingestuft worden.

1971 ließ Monsanto Glyphosat als Herbizid patentieren – heute macht Monsanto allein mit seinem bekanntesten Unkrautbekämpfungsmittel „Roundup“ einen Jahresumsatz von zwei Milliarden US-Dollar. Die Zulassung von Glyphosat wird momentan durch die EU neu geprüft, da die aktuelle Genehmigung des Wirkstoffs im Dezember 2015 endet. Das Bundesinstitut für Risikobewertung teilt die Bedenken der WHO und der Internationalen Krebsforschungsagentur bisher jedoch nicht.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Politik
Politik Angriff auf SPD-Europapolitiker: Matthias Ecke in Dresden schwer verletzt
04.05.2024

Schockierende Gewalt: SPD-Europaspitzenkandidat Matthias Ecke wurde brutal angegriffen. Politiker verurteilen den Angriff als Attacke auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...