Der Streit um eine Lösung im griechischen Schuldenstreit zieht die Anleger an den europäischen Finanzmärkten weiter in seinen Bann. Dax und EuroStoxx50 kamen am Donnerstag angesichts der ergebnislosen Verhandlungen in Brüssel kaum vom Fleck. Der deutsche Leitindex schloss nahezu unverändert bei 11.473 Punkten, sein europäisches Pendant lag mit 3610 Punkten ebenfalls auf Vortagesniveau. „Die Blicke bleiben nach Brüssel und Athen gerichtet“, sagte LBBW-Analyst Thomas Hollenbach. Athen und die Gläubiger-Institutionen IWF, EZB und EU-Kommission konnten sich nach stundenlangen Gesprächen nicht auf einen Reformplan einigen. Nun soll ein neues Treffen der Eurogruppe am Samstag stattfinden. Kanzlerin Angela Merkel mahnte Teilnehmern zufolge eine Lösung bis zur Öffnung der Finanzmärkte am Montagmorgen an. „Abwarten und Tee trinken“, empfahl Analyst Kit Juckes von der Societe Generale. Überwiegend hoffe man auf eine Lösung in letzter Minute.
Dabei wird die Zeit knapp : Griechenland muss unter anderem Ende des Monats dem Internationalen Währungsfonds (IWF) 1,6 Milliarden Euro zurückzahlen. Sollte die Regierung das nicht schaffen, droht ein Sturm auf die Banken des Landes, dazu Kapitalverkehrskontrollen und möglicherweise das Ausscheiden aus der Euro-Zone. „Was Sokrates wohl zu diesem Unsinn sagen würde...Statt einer griechischen Tragödie wird es zu einem Treppenwitz der Geschichte“, sagte Analystin Kathleen Brooks vom Brokerhaus Forex.com.
An der Wall Street halfen positive US-Konsumdaten den Kursen etwas nach oben. Im Mai hatte das Plus der Ausgaben des privaten Verbrauchs bei 0,9 Prozent und damit so hoch wie seit fast sechs Jahren nicht mehr gelegen. Der Dow-Jones-Index legte bis zum Handelsende in Europa rund 0,2 Prozent zu. Der Euro trat bei 1,12 Dollar auf der Stelle.
Bei den Einzelwerten gab es europaweit wenig Bewegung. Größte Verlierer im Dax waren die am Vortag begehrten Versorgertitel. RWE gaben 1,8 Prozent ab, E.ON 1,3 Prozent. Bei den Dax-Gewinnern hatten die Papiere von K+S mit einem Plus von 1,5 Prozent die Nase vorn. Im MDax folgten viele Anleger einer Kaufempfehlung der Commerzbank für die Aktien von Rhön-Klinikum. Die Titel stiegen um zwei Prozent. Gesco enttäuschte dagegen seine Aktionäre: Die Aktien fielen im SDax um 2,1 Prozent, nachdem sich die auf Maschinen- und Fahrzeugbau spezialisierte Beteiligungsgesellschaft vorsichtig zur Zukunft geäußert hatte.
In Paris sorgte Vivendi mit der Aufstockung seiner Beteiligung an Telecom Italia für Kauflaune. Vivendi stiegen um 1,8 Prozent. Telecom Italia schlossen unverändert.
In Stockholm fielen die Aktien von H&M um 3,2 Prozent. Die Modekette hatte mit ihrer Gewinnentwicklung im zweiten Quartal die Erwartungen der Analysten gerade mal so erfüllt.