Finanzen

„Keine Panik“: Fondsmanager nehmen Börsenturbulenzen gelassen

Lesezeit: 1 min
29.06.2015 16:04
Große deutsche Vermögensverwalter geben sich trotz der Börsenturbulenzen wegen der Krise um Griechenland gelassen und sehen in den Kursrutschen die Chance zum Einstieg.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Große deutsche Vermögensverwalter geben sich trotz der Börsenturbulenzen wegen des Hickhacks um Griechenland gelassen und sehen in den Kursrutschen die Chance zum Einstieg. "Es gibt keine Anzeichen von Panik", sagte der Rentenfondsmanager von Union Investment, Frank Engels, am Montag zu Reuters. "Wir selbst begleiten das mit der Politik der ruhigen Hand."

Das sieht Asoka Wöhrmann ganz ähnlich, der als Chief Investment Officer bei Deutsche Asset & Wealth Management - dem Vermögensverwalter der Deutschen Bank - maßgeblich die Anlage von Kundengeldern von 1,16 Billionen Euro verantwortet. Die Marktturbulenzen böten die Chance zum Zukaufen. "Auch wenn wir dazu raten, die Märkte und die politischen Entwicklungen auf Tagesbasis zu beobachten. Tendenziell zählen wir nach der heutigen Markteröffnung zu den Käufern", sagte Wöhrmann zu Reuters.

Der deutsche Aktienleitindex Dax lag am Nachmittag rund 2,5 Prozent im Minus, der Euro-Kurs notierte nach anfänglichen Verlusten fast unverändert. "Obwohl die Entwicklungen am Wochenende zu einem neuen Grad an Unsicherheit geführt haben, ist die Marktreaktion über alle Vermögensklassen - und trotz der schwachen Vorgaben aus Asien - geradezu moderat und keineswegs panikartig", sagte Wöhrmann. "Wir haben noch nicht einmal die gesamte Erholungsrally von letzter Woche wieder aufgegeben."

Engels, der über die Anlage von 50 Milliarden Euro an Kundengeldern mitentscheidet, rechnet allerdings mit unruhigen Zeiten. "Wir haben jetzt Tage und vielleicht sogar Wochen der Unsicherheit vor uns", sagte der Experte angesichts des ungewissen Ausgangs des Hellas-Dramas. Auch er hält Ausschau nach Schnäppchen. "Europäische Aktien sind nicht teuer, wenn man sie mit denen anderer Regionen wie den USA vergleicht. Das kann mittelfristig eine Kaufgelegenheit sein", sagte Engels. Derzeit sei das politische Risiko aber noch zu groß. Niemand wisse, wie das Referendum in Griechenland ausgehe, ob es einen offiziellen Zahlungsausfall der IWF-Kredite gebe und ob Griechenland Mitte Juli Zins und Tilgung an die EZB leisten könne. "Das sind die großen, wichtigen Themen, die den Markt umtreiben", sagte der Manager. "Das werden wir genau beobachten."

Das sieht Wöhrmann genauso: "Diese Woche werden die Märkte volatil bleiben, da es eine hohe Dichte an wichtigen Entscheidungen geben wird". Die Gefahr einer Ansteckung anderer Länder durch die Turbulenzen hält der Experte für nicht mehr so groß. "Innerhalb Europas sind Deutschland und Italien diejenigen Länder mit den meisten Handelsbeziehungen mit Griechenland. Sie machen allerdings keine 0,2 Prozent vom jeweiligen Bruttoinlandsprodukt aus", betonte Wöhrmann. "Während die direkten wirtschaftlichen Folgen für Europa also überschaubar sein dürften, könnte sich die ungelöste griechische Frage auf die Stimmung und damit auf das Investitions- und Konsumverhalten auswirken."


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...