Politik

Griechenland: Banken bereiten brutale Enteignung der Klein-Sparer vor

Die griechischen Banken bereiten eine massive Enteignung der kleinen Sparer vor. So sollen Sparguthaben über 8000 Euro um 30 Prozent rasiert werden. Es ist dies der massivste Zugriff in der Geschichte des Euro. Die Lage ist offenbar so dramatisch, dass die Alternative der Totalverlust aller Guthaben ist.
04.07.2015 00:05
Lesezeit: 1 min

In Griechenland steht offenbar der massivste Schuldenschnitt für Kleinsparer in der Geschichte des Euro bevor. Wie die FT berichtet, wollen die Banken in ihrer dramatischen Situation einen massiven Zugriff auf alle Sparguthaben exekutieren. Bisher hatte man immer angenommen, dass Sparguthaben unter 100.000 Euro geschützt sind. So war es jedenfalls bei dem bislang letzten Haircut in Zypern gewesen. Damals waren alle Kleinsparer verschont geblieben. Nur die Guthaben über 100.000 € wurden mit einem Schuldenschnitt von 40 Prozent rasiert.

In Griechenland ist die Lage weitaus dramatischer. Daher planen die Banken alle Guthaben über 8000 Euro um 30 Prozent zu kürzen.

Die FT berichtet, dass diese Maßnahme nicht sofort greifen soll. Aber die Beschneidung der Sparguthaben in diesem dramatischen Ausmaß scheint als Plan für die Rekapitalisierung der Banken festzustehen. Zumindest eine Bank hat diese Größenordnung bestätigt.

Das interessanteste Detail an der Information, die der Financial Times vorliegt, ist die Tatsache, dass der Schuldenschnitt für die Kleinsparer offenbar auch stattfinden wird, wenn sie bei dem Referendum mit Ja stimmen. Die Quellen sagten der Zeitung, dass eine Rekapitalisierung der Banken im Zuge eines neuen Rettungs-Programms für Griechenland notwendig sei.

Daraus ergibt sich aber auch, dass ohne neues Rettungsprogramm eine massive Bankenpleite in Griechenland droht. Dabei besteht die akute Gefahr, dass die Sparer ihre gesamten Sparguthaben verlieren werden. Nachdem noch keine europäische Einlagensicherung existiert, würde der Staat auch nicht in der Lage sein, die Einlagen der Kleinsparer zu garantieren. Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble schließt den Zusammenbruch einer griechischen Bank nicht mehr aus. Er sagte der Bild-Zeitung, "selbst wenn es zum Zusammenbruch einzelner Banken kommen würde, ist die ,Ansteckungsgefahr' vergleichsweise gering". Die griechische Banken-Lobby bestreitet, dass es derartige Pläne gebe. Banken-Kenner haben dagegen keinen Zweifel, dass alle Banken in Griechenland ums Überleben kämpfen. Die Institute haben nach Angaben der griechischen Zentralbank 50 Prozent Non Performing Loans (NPL) in ihrem Kreditportfolio. Die Preise der wichtigsten Sicherheiten - Immobilien und Schiffe - befinden sich im freien Fall. Die Bankenschließung vom Montag hat der Wirtschaft den Rest gegeben.

So gesehen ist die brutale Enteignung noch das kleinere Übel für die griechischen Sparer. Sie werden am Sonntag also darüber entscheiden, ob sie alles verlieren, oder ihnen 30 Prozent ihrer Ersparnisse abgenommen werden müssen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gasimporte aus Russland: EU-Kommission plant komplettes Aus – welche Folgen das hat
18.06.2025

Russisches Gas fließt trotz Sanktionen weiterhin nach Europa – doch die EU-Kommission will das ändern. Ab 2028 sollen Gasimporte aus...

DWN
Politik
Politik Trump will "echtes Ende": Diplomatie oder einen Kriegseintritt der USA?
17.06.2025

Trumps vorzeitiges Verlassen des G7 Gipfels in Kanada hat viele Fragen offen gelassen. Reporter die Trump auf seiner Rückreise begleitet...

DWN
Politik
Politik Kriegswaffe Hunger? Israel greift erneut Menge bei Gaza-Hilfszentrum an
17.06.2025

Das israelische Militär hat erneut wartende Menschen in der Nähe eines Verteilzentrums für humanitäre Hilfsgüter im Gazastreifen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Slowenien verliert Glanz: Deutsche Firmen zweifeln am Standort
17.06.2025

Deutschlands Wirtschaft verliert das Vertrauen in Slowenien: Hohe Kosten, politische Unsicherheit und Reformstau treiben Firmen in Richtung...

DWN
Technologie
Technologie Starlink gegen den Rest der Welt: Wem gehört der Orbit?
17.06.2025

Während Elon Musk mit Starlink das All kolonisiert, stolpern Amazon, China und Europa hinterher. Geht es im neuen Weltraumrennen wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis bricht aus: Folgt nun eine Rallye bis 50 US-Dollar?
17.06.2025

Anfang Juni hat der Silberpreis die magische Marke von 35 US-Dollar pro Unze geknackt und hält sich seitdem beständig darüber. Damit ist...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Aus Alt wird Auto: EU will Rohstoffe besser nutzen- Mehr Recycling im Auto
17.06.2025

Autos bestehen aus wertvollen Rohstoffen – und viele davon lassen sich wiederverwenden. Damit in Europa künftig mehr Recyclingmaterial...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis vor dem Absturz? Citi warnt vor Ende der Rekordrally
17.06.2025

Der Goldpreis steht auf wackligen Füßen: Nach einem Höhenflug von über 30 % warnt Citigroup vor dem Absturz – kommt jetzt der...