Politik

Spanien wendet sich von Merkel ab und trägt EU-Deal nicht mehr mit

Lesezeit: 1 min
15.07.2015 15:34
Der Bruch durch Europa erhält eine neue Facette: Spaniens Premier Rajoy hat völlig überraschend angekündigt, den EU-Deal mit Griechenland im Parlament zur Abstimmung zu bringen. Der Grund: In Spanien ist die Stimmung gekippt, der Deal wird als deutsches Diktat gesehen. Mit Rajoy, der sich in erster Linie auf die anstehenden Wahlen konzentriert, könnte Angela Merkel einen wichtigen Verbündeten verlieren.
Spanien wendet sich von Merkel ab und trägt EU-Deal nicht mehr mit

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy hat angekündigt, das spanische Parlament über das neue Griechenland-Programm abstimmen zu lassen, obwohl  dies in Spanien nicht erforderlich sei.

Der Schritt kommt völlig überraschend, wie der Guardian analysiert: Rajoy hatte nach dem Deal noch gesagt, der Deal sei gut und werde Griechenland „Wachstum und Beschäftigung“ bringen. Doch als darauf eine gewaltiger Proteststurm ausbrach, der seinen Ursprung in der Initiative #thisisacoup in Barcelona hatte und wesentlich von Podemos-Leuten organisiert wurde, vollzieht Rajoy nun eine Kehrtwende: Zahlreiche Oppositionsparteien haben sich der Auffassung angeschlossen, dass der Deal ein deutscher Putsch gegen Athen und die Syriza-Regierung sei. Daher tritt Rajoy nun die Flucht nach vorne an und setzt sich an die Spitze der Bewegung. Rajoy muss demnächst zu Wahlen antreten. Die Podemos ist auf dem Vormarsch, daher richtet sich Rajoy nun nach der Stimmung im Land. Bisher war er einer der treuesten Verbündeten seiner Parteifreundin Angela Merkel. Spanien hatte bisher neben Deutschland am schärfsten gegen neue Kredite agitiert, weil man die Syriza um keinen Preis zu einem Erfolg kommen lassen wollte. Diese Strategie scheint gründlich nach hinten losgegangen zu sein. In Spanien ist es nicht mehr opportun, sich als Merkel-Fan zu outen.

Heute Abend wird es in Barcelona eine Demonstration gegen die Troika geben:

Es ist denkbar, dass anti-deutsche Ressentiments nun auch die spanische Regierung erreicht haben. Offenbar sieht Rajoy aber auch, dass Deutschland unter Merkel und Schäuble die Euro-Zone in der bekannten Form nicht fortsetzen wollen.

Zuvor  war bereits Italien frontal auf Deutschland losgegangen.

Frankreichs Präsident Hollande versucht ebenfalls, eine Koalition zu schmieden, die sich dem Austeritäts-Diktat Deutschlands entgegenstellen soll.

Tatsächlich haben Schäuble und Merkel mit ihrem brutalen Vorgehen in Brüssel dass Vertrauen ebenso zerstört wie die EZB mit ihrer kompletten Politisierung. Allerdings liegt die Ursache tiefer: Im Vertrag von Maastricht haben sich alle Staaten auf Schuldenobergrenzen verpflichtet. Doch in der Krise haben alle Staaten diese Regeln stillschweigend über Bord geworfen.

Auf den Rechtsbruch aller folgt nun die Phase „Rette sich wer kann“, angesichts der nun erstmals realistischen Möglichkeit eines Auseinanderbrechens der Euro-Zone.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...