Politik

Deutsche Exporte nach Russland brechen dramatisch ein

Der Rückgang der deutschen Exporte nach Russland hat sich im ersten Halbjahr dramatisch beschleunigt: In den vergangenen drei Jahren haben sich die Exporte halbiert, weil die EU-Sanktionen eine ohnehin fragile Lage weiter verschärft haben. Deutsche Unternehmen wie adidas stellen den russischen Markt trotzdem nicht in Frage.
24.08.2015 13:14
Lesezeit: 1 min

Der Rückgang der deutschen Exporte nach Russland hat sich im ersten Halbjahr wegen der westlichen Sanktionen erheblich beschleunigt. Die Ausfuhren schrumpften von Januar bis Juni um rund 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf knapp 10,5 Milliarden Euro, geht aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervor, die der Nachrichtenagentur Reuters am Montag vorlagen. Im Gesamtjahr 2013 waren die Exporte wegen der schwachen Konjunktur in Russland bereits um sechs Prozent eingebrochen, 2014 dann wegen der Sanktionen um weitere 18 Prozent. Für dieses Jahr rechnet der Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft insgesamt mit einem Einbruch um ein Viertel oder neun Milliarden Euro.

Russland gehörte lange zu den am schnellsten wachsenden Märkten für die deutschen Unternehmen: Von 2000 bis 2014 vervierfachten sich die Ausfuhren dorthin. Unter den wichtigen Kunden Deutschlands wies nur China höhere Steigerungsraten auf. Wegen des Ukraine-Konflikts hat der Westen Sanktionen verhängt und im Juni verlängert.

Moskau reagierte darauf mit Gegenmaßnahmen. Deshalb schrumpften auch die deutschen Importe aus Russland. Sie gingen im ersten Halbjahr um rund 24 Prozent auf knapp 15,5 Milliarden Euro zurück. Die Russische Föderation ist Deutschlands wichtigster Energielieferant. Annähernd ein Drittel der Importe von Erdöl und Erdgas kamen 2014 aus Russland, vier Fünftel der deutschen Importe aus Russland sind der Energieversorgung zuzurechnen.

Die deutsche Wirtschaft fordert seit Monaten den sofortigen Stopp der Sanktionen. Einzig die Rüstungsindustrie profitiert von einem Szenario, in dem Beobachter auch eine militärische Konfrontation für möglich halten.

Die Bundesregierung hat sich bisher nicht zu dem Thema geäußert. Es ist nicht bekannt, ob die deutsche Wirtschaft mit Kompensationszahlungen rechnen kann.

Zahlreiche deutsche Unternehmen versuchen, in Russland auszuharren und hoffen auf eine Besserung der Lage. Ein Sprecher des Sportartikelherstellers adidas sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, man setze weiter auf den wichtigen russischen Markt. Allerdings habe man keine Pläne, das Netz der adidas-Shops aktuell auszuweiten. Wegen des starken Dollar profitiert adidas trotz einer gewissen Ernüchterung weiter auf dem russischen Markt.

Die Fußball-WM in Russland ist für den Sportkonzern ein wichtiges Ereignis, mit dem auch die Verkäufe in Russland wieder angekurbelt werden wollen. Adidas ist exklusiver Partner der Fifa und kann daher bei der WM mehr gewinnen als der US-Konkurrent Nike. Die US-Regierung attackiert die Fifa gerade massiv wegen verschiedener Korruptions-Skandale. Auch die WM in Moskau ist ins Gerede gekommen. Allerdings haben die Amerikaner den Russen bisher kein Fehlverhalten bei der Vergabe nachweisen können.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in Germany: Duale Berufsausbildung - das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
05.07.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell: Dieses System ermöglicht jungen Menschen einen direkten Einstieg ins...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...

DWN
Panorama
Panorama So bleiben Medikamente bei Sommerhitze wirksam
05.07.2025

Im Sommer leiden nicht nur wir unter der Hitze – auch Medikamente reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen. Doch wie schützt man...