Politik

Österreich stoppt Züge mit Flüchtlingen aus Budapest

Österreich macht wegen der Flüchtlinge seine Grenzen dicht: An den Übergängen zum Osten haben sich am Montag kilometerlange Staus gebildet. Die österreichische Polizei hat zwei Züge gestoppt, die, aus Ungarn kommend, nach München hätten weiterfahren sollen. Hunderte Flüchtlinge wollen von Budapest nach Wien reisen. Nach einigen Stunden Verzögerung sind die Flüchtlinge teilweise mit Anschlusszügen weitergereist.
31.08.2015 12:56
Lesezeit: 2 min

Österreich hat am Montag zur Bekämpfung von Schlepperbanden die Grenzkontrollen zu seinen östlichen Anrainerstaaten drastisch verschärft. Auf der ungarischen Seite bildete sich dadurch ein 20 Kilometer langer Stau. Auch in Bayern wird dieser Schritt überlegt.

Wir werden die Grenzkontrollen für unbestimmte Zeit an allen wichtigen Grenzübergangen in die östlichen Regionen aufrechterhalten“, kündigte eine Regierungsvertreterin im Sender ORF an. Alle Fahrzeuge mit möglichen Verstecken für Flüchtlinge würden untersucht.

Die österreichische Bahn (ÖBB) lässt einen aus Budapest kommenden Zug nicht zum geplanten Endbahnhof München weiterfahren. Der Zug ende in Wien, teilt das Unternehmen im Internet mit. Für Reisende gebe es ab Wien Westbahnhof einen Ersatzzug nach München.

Die österreichische Polizei teilt mit, dass ein zweiter Zug aus Budapest an der Grenze gestoppt worden sei. Auch dieser Zug stehe jetzt im ungarischen Grenzort Hegyeshalom. Weitere Züge könnten ebenfalls angehalten werden.

Der Standard berichtet:

"Mehrere hundert Flüchtlinge sind am Montag mit dem Zug aus Budapest kommend zwischenzeitlich an der Grenze zu Österreich gestrandet. Der Railjet 64 (RJ 64) aus Budapest ist bei seiner Ankunft in Hegyeshalom völlig überfüllt gewesen, sagte ÖBB-Sprecher Michael Braun. Deshalb hat das österreichische Zugteam, das mittlerweile den Betrieb übernommen hat, die ungarische Polizei gerufen, "um den Zug von überzähligen Fahrgästen zu räumen".

Einer der beiden Railjets, die in Ungarn gestoppt wurden, ist bereits in Wien angekommen. Der zweite wird in Kürze erwartet. Auch ein dritter Zug, der vor der Grenze nach Österreich angehalten wurde, ist mittlerweile auf dem Weg nach Wien."

Reuters berichtet, dass die Flüchtlinge am Abend ihren Weg nach Deutschland fortsetzen durften:

19.10 Uhr - Hunderte Flüchtlinge kommen von Ungarn aus auf dem Wiener Westbahnhof an und rennen zu Anschlusszügen nach Deutschland. Sie rufen "Deutschland, Deutschland", während Helfer ihnen Wasser und Früchte reichen.

19.00 Uhr - Erster Zug mit Flüchtlingen kommt aus Ungarn über Wien in München an.

18.37 Uhr - Zwei Züge mit Migranten werden in Rosenheim bei München kontrolliert. Laut Bundespolizei haben etwa 200 Flüchtlinge dort die Züge verlassen, die dann weiter nach München gefahren sind.

Vergangene Woche war ein in Grenznähe abgestellter Kühllaster entdeckt worden, in dem sich 71 tote Menschen befanden. Daraufhin haben Sicherheitsbehörden in europäischen Ländern angekündigt, schärfer gegen Schlepperbanden vorzugehen.

Inzwischen planen offenbar vier osteuropäische EU-Staaten nach Angaben des slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico ein Gipfeltreffen, um ihr Vorgehen in der Flüchtlingsfrage abzustimmen. Die Regierungschefs Ungarns, Polens, Tschechiens und der Slowakei würden am Freitag oder Sonntag zusammenkommen, sagte Fico am Montag in Bratislava. Hintergrund ist das Drängen von EU-Ländern wie Deutschland, Frankreich und Schweden sowie der EU-Kommission, eine Verteilung der Flüchtlinge über die EU-Staaten zu erreichen.

Die EU-Kommission hatte schon im Mai Pläne für ein verbindliches Quotensystem festgelegt, das sich etwa an der Wirtschaftskraft der Länder und einigen anderen Faktoren orientieren sollte. Die osteuropäischen EU-Staaten lehnen dies aber bisher ab und sperren sich gegen die Aufnahme einer wachsenden Zahl von Flüchtlinge etwa aus Syrien

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...